Erinnerungen an Kardinal Lehmann
„Er war von einer großen inneren Freiheit“
Sie sind eine Wegstrecke mit ihm gegangen und sind ihm sehr verbunden: Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, Weggefährten und Freunde würdigen Kardinal Karl Lehmann.
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„Kardinal Karl Lehmann war für mich nicht nur der beste Chef, den ich je hatte. Er war vielmehr wie ein zweiter Vater. Seine herzensgute Art und seine Lebensfreude haben mich jeden Tag aufs Neue begeistert. Seine erste Frage galt jeden Tag dem Wohlergehen meiner Familie. Und trotz seiner vielen Arbeit fand er immer auch die Zeit, sich mit mir über Fußball zu unterhalten. Für ihn war schon sehr lange ein Platz in meinem Herzen reserviert, welchen er jetzt eingenommen hat. Ich werde ihn nie vergessen.“ |
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„Unbehagen empfinde ich, wenn ich in Nachrufen lese, Kardinal Lehmann sei ein ,Freigeist‘, ein ,Liberaler‘ gewesen, weil ich da einen Hang zur Kritik um ihrer selbst willen, gar zur Beliebigkeit heraushöre. So habe ich ihn nie erlebt. Er war von einer großen inneren Freiheit, weil er fest im Glauben verwurzelt und mit den Entwicklungen in Kirche und Welt bestens vertraut war. Das ermöglichte es ihm, Moden, die es auch in der Kirche gibt, und keineswegs nur auf der ,progressiven‘ Seite, zu durchschauen und zu hinterfragen. Seine Stimme wird fehlen.“ Professor Peter Walter, Freiburg, erster Sekretär Lehmanns und seit 50 Jahren mit ihm in Verbindung |
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„Einen außergewöhnlichen Lehrer und Mentor habe ich mit Karl Kardinal Lehmann verloren, der mir immer mehr auch zum väterlichen Freund geworden ist. Brückenbauer und Mittler – das war er. Aber er hat ,Vermittlung‘ nie als bequemen Kompromiss verstanden, bei dem man das Sperrige und Strittige beiseitelässt. Man muss im Eigenen zuhause sein, um vermitteln zu können: so wie er in der Theologie zuhause war, wie kaum ein anderer. Entscheidender: Man braucht eine unstillbare Neugier, ein echtes Interesse am anderen. Kardinal Lehmann stellte Fragen.Er wollte immer lernen. Er wollte etwas erfahren und hören – und: Er hörte wirklich zu!“ Udo Markus Bentz, Weihbischof und Generalvikar |
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„Als Sekretärin seiner letzten Jahre erlebte ich Kardinal Lehmann als einen warmherzigen, stets liebenswürdig zugewandten und frohen Menschen, auch wenn sich gesundheitliche Bürden mehrten. Das Gedächtnis des Kardinals war phänomenal. Gern hörte ich ihm zu, wenn er aus seinem reichen Leben erzählte. Für Kardinal Lehmann zu arbeiten, war mehr als ein normales Arbeitsverhältnis, es bedeutete für seine Mitarbeiter, Teil der Familie zu sein. Was für ein Geschenk! Ihn am Ende so leiden sehen zu müssen, war für alle im Haus unendlich schwer. In meiner Erinnerung an ihn bleiben eine große Dankbarkeit und tiefe Verehrung.“ Christel Beyer, seit drei Jahren Sekretärin Lehmanns |
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„Kardinal Lehmann war ein begnadeter Vermittler und Brückenbauer. Als Zeuge zahlreicher Begegnungen war ich davon fasziniert, wie aufmerksam und kenntnisreich er sich Gesprächspartnern zuwandte, auch mir gegenüber in den mehr als 20 Jahren enger Zusammenarbeit. Dies wurde bei Gemeindebesuchen ebenso anschaulich wie bei Auslandsreisen. Schwerpunkte seiner Reisegespräche waren die Ökumene und die sozialen Nöte. Beispielhaft kann sein Besuch im rumänischen Jassy 2004 sein, wo er die Brückenfunktion zwischen östlicher und westlicher Kultur und Spiritualität im ,gemeinsamen Haus Europa‘ hervorhob.“ Jürgen Strickstrock, Pressesprecher des Bistums 1983-2014 |
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„Mit Kardinal Lehmann verlieren wir einen beeindruckenden Menschen und Botschafter unseres Glaubens: Voller Zuversicht und Lebensfreude – trotz eines enormen Arbeitspensums, trotz mancher Rückschläge und trotz gesundheitlicher Einschränkungen. Begabt mit der Fähigkeit, enormes Wissen mit tiefer Glaubensüberzeugung in Beziehung zu bringen und auf dieser Grundlage in Kirche und Welt zu wirken: geduldig und ausdauernd, zugänglich und verbindlich, vermittelnd und ausgleichend. Sein Beispiel ist und bleibt Geschenk und Aufgabe für uns.“ Dr. Hildegard Dziuk, geschäftsführende Vorsitzende der Diözesanversammlung |
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„Der Tod von Kardinal Lehmann macht mich sehr traurig; mir fehlt ein väterlicher Freund. In vielen Jahren durfte ich als sein Generalvikar vertrauensvoll mit ihm zusammen arbeiten. Wir haben manche schwere Aufgabe gemeistert und manches Fest gefeiert. Eine seiner Sorgen war das Bemühen um die Schwachen, um die Flüchtlinge und die jungen Menschen, die zu uns kamen. Ich habe seine tiefe Gläubigkeit auch in der Zeit des Leidens erfahren. Ich danke unserem Kardinal für seine Zuwendung.“ Prälat Dietmar Giebelmann, ehemaliger Diözesanadministrator und Generalvikar des Bistums |
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„Kardinal Lehmann hat aus dem Wort der Schrift gelebt. Gespräche darüber gehören für mich zu den kostbaren Stunden der Zusammenarbeit. Nachdem mich die Todesnachricht am frühen Sonntag erreicht, bete ich die Laudes. Was hätte er wohl dazu gesagt, wie tröstlich die Lesung in meine, unsere Gefühlslage spricht: ,Heute ist ein heiliger Tag … Seid nicht traurig und weint nicht! Macht euch keine Sorgen; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke!‘? Nicht traurig zu sein, das ist nicht leicht. Aber die Freude am Herrn, die Kardinal Lehmann so glaubwürdig verkündigt hat, die stärkt mich auch in diesen Tagen.“ Claudia Sticher, persönliche Referentin von 2009 bis 2016 |