„Es geht nur in Gemeinschaft“

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Als Diakon in der Gemeinde St. Peter in Heppenheim hat Simon Krost neue Erfahrungen gemacht. Jetzt steht dem 30-Jährigen der nächste „Rollenwechsel“ bevor: Am 16. Juni wurde er von Bischof Peter Kohlgraf zum Priester geweiht. Von Maria Weißenberger.

Simon Krost Foto: Maria Weißenberger
Simon Krost im Schatten des Mainzer Doms. Nach der Weihe kehrt er
nach Heppenheim zurück – als Kaplan in St. Peter. Foto: Maria Weißenberger

Die erste Beerdigung, die erste Taufe, bei der er die Liturgie leitete: „Da war ich auf einmal ganz anders mit diesen Themen konfrontiert“, sagt Simon Krost. Es sei eine Herausforderung gewesen, in dieser noch ungewohnten Rolle mit anderen Menschen die Gottesdienste zu feiern. Eine Herausforderung, die der Priesteramtskandidat gern angenommen hat. „Ich hatte Freude an meinem Dienst und an den vielen Begegnungen mit Menschen in der Gemeinde“, sagt er.

Eine Woche nach der Primiz ins Zeltlager

Wobei er auch an frühere Erfahrungen anknüpfen konnte – zum Beispiel in der Arbeit mit den Messdienern. „Ich bin froh, dass ich seit Langem in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv bin und auf diese Erfahrungen zurückgreifen kann“, sagt er. In seiner Heimatgemeinde im Eisbachtal wurde er gleich nach der Erstkommunion Ministrant, übernahm nach und nach selbst Verantwortung für Gruppenstunden, Zeltlager und Jugendfreizeiten. „Ich freue mich schon darauf, eine Woche nach meiner Primiz mit unseren Jugendlichen noch mal ins Zeltlager zu fahren“, erzählt er.

Als Ehrenamtlicher viele Freiräume genossen

„Auf natürliche Weise hineingewachsen“ ist er in die Kirche und die Gemeindearbeit, wie er erzählt. Sein Vater Albert war bis zu seinem Ruhestand 2016 Gemeindereferent im Eisbachtal, daher wohnte Simon Krost mit seinen Eltern und seinem Bruder im Pfarrhaus in Offstein. „Kirche war für mich ein normaler Bestandteil des Lebens“, beschreibt Simon Krost, wie er es von Kindesbeinen an erlebt hat. Als ehrenamtlicher Mitarbeiter hat es ihn bestärkt, dass er viele Möglichkeiten zur Gestaltung hatte: „Unser damaliger Pfarrer Bardo Maria Haus ist für mich ein gutes Beispiel“, betont er. „Jemand, der mitguckt, der auch sagt, was er will – und gleichzeitig viele Freiräume lässt.“ Da machte es ihm Spaß, immer Neues zu initiieren: eine Brebbiafreizeit zum Beispiel oder Reisen für Jugendliche nach Wien und nach Rom – „ich konnte einfach alles machen“.

Das Leben von Menschen kennengelernt

Schnurstracks nach dem Abitur ins Priesterseminar – so einfach machte es sich Simon Krost denn doch nicht. „Ich habe mir gründlich überlegt, was ich machen will“, erzählt er, und bald sei ihm auch klar gewesen, dass die Kirche als Arbeitgeber für ihn in Frage kommt. Welcher kirchliche Beruf es allerdings werden sollte, das wusste er noch nicht. „Im Zivildienst beim Roten Kreuz in Worms hatte ich ja auch noch neun Monate Zeit, darüber nachzudenken.“ Und durch die Mitarbeit im Altenheim oder beim „Essen auf Rädern“ auch jede Menge Gelegenheiten, etwas vom Leben unterschiedlicher Menschen, von ihren Sorgen und Nöten kennenzulernen.

Schließlich entschied er sich, an der Mainzer Uni Theologie zu studieren, ohne sich bereits auf ein Berufsbild festzulegen. In den ersten Semestern informierte er sich beispielsweise bei den Pastoralreferenten. Und immer wieder stellte sich der Gedanke ein, Priester zu werden. „Es war eine Suchbewegung, und ich habe Höhen und Tiefen erlebt bis zum Moment der Entscheidung“, sagt er. „So viele Möglichkeiten, Menschen von der Geburt bis zum Tod zu begleiten, ein Stück ihres Wegs mitzugehen“ – das vor allem hat ihn bewogen, Priester zu werden.

Wie das gehen kann in der momentanen Situation? Der einzige Weihekandidat in diesem Jahr im Bistum sieht es realistisch: „Manchmal liegen in Umstrukturierungsprozessen auch Chancen“, weiß er. „Ich denke, es wird nicht einfach – aber ich weigere mich zu sagen, dass es nicht gehen kann.“ Auf dem Weg von einer Volkskirche, die „in Teilen immer noch lebt“, in eine noch unklare Zukunft dürfe es „ruhig auch mal experimentell sein“. Es brauche den Mut, Wege auszuprobieren. Seine Zeit bei der Bahnhofsmission in München hat Krost gezeigt, dass das Vertrauen in die Kirche noch immer vorhanden ist. „Die unterschiedlichsten Menschen kennen und nutzen dieses niederschwellige Angebot, Hilfe zu bekommen.“

„Wir müssen auf Menschen zugehen, müssen mit ihnen Leben teilen“, ist Krost überzeugt. Da ist für ihn der heilige Martin, unser Bistumspatron, ein gutes Vorbild: „Der hat sich nicht hinter einem Schreibtisch verschanzt, sondern getan, was notwendig war.“

Wenn Menschen die Kirche nicht aus eigenem Erleben kennen, sondern lediglich das wahrnehmen, was die Medien spiegeln, so kann er durchaus nachvollziehen, dass sie sich nicht angezogen fühlen. „Glauben muss erlebbar sein und geteilt werden“, ist seine Erfahrung. Und vielleicht, meint er, ist das heute mehr denn je gefragt.

„Bei uns kann jeder mitmachen“

Dem zunehmenden Trend zum Individualismus widerspreche die Kirche auf den ersten Blick, wenn sie immer wieder Gemeinschaft anbietet. Doch bei aller Individualität, die auch ihm wichtig ist, sei das Miteinander eine große Chance. „Bei uns kann jeder mitmachen, kann sich jeder mit seinen individuellen Fähigkeiten einbringen.“

Jede und jeder ist berufen, Jesus nachzufolgen – und wer sich dazu entscheidet, der darf sich auch darauf verlassen, getragen zu werden, betont Simon Krost. Entsprechend hat er seinen Weihespruch aus dem 1. Thessalonicherbrief ausgesucht: „Gott, der euch beruft, ist treu, er wird es tun.“ Mit diesem Vertrauen kann Kirche die Zukunft gestalten, findet Krost: optimistisch Ziele zu stecken, ohne dabei den Blick für die Realität zu verlieren – das ist für ihn jetzt angesagt.

Für seine eigene Zukunft ist ihm klar: „Priestersein funktioniert nur in Gemeinschaft.“ Wer sich als Einzelspieler verstehe, für den „wird es sehr eng“. Es brauche das Miteinander – mit den Ehrenamtlichen genauso wie mit den anderen Berufsgruppen. Und es braucht Freundschaften, den Austausch mit anderen, das Hinhören auf Fragen und Themen, die Menschen beschäftigen.

„Ich bin immer noch Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr Offstein. Da kriege ich mit, wie sich das Leben der Menschen gestaltet und dass sie ganz andere Themen haben. Da kriege ich mit, wie es ist, wenn du nachts um drei aufstehst, um in den Einsatz zu fahren. Oder es geht auch mal um die Zuckerrübenernte.“

 

Stationen seines Lebens

  • Geboren am 20. Dezember 1987 in Worms
  • Aufgewachsen in Offstein, Pfarrgruppe Eisbachtal
  • 2004: Realschulabschluss, Staudinger Realschule Worms
  • 2004 bis 2008: Staatliches Aufbaugymnasium Alzey, Abschluss Abitur
  • 2008 bis 2009: Zivildienst beim Deutschen Roten Kreuz Worms (unter anderem Essen auf Rädern, Altersheim, Hausnotruf)
  • 2009 bis 2015: Studium der katholischen Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Universität Wien, Abschluss: Diplom
  • 2016: Mitarbeiter der Bahnhofsmission München; seit September Pastoralkurs im Bistum Mainz
  • 2017: Weihe zum Diakon in der Augustinerkirche in Mainz
  • 2017/18 Diakonatspraktikum in Heppenheim/Bergstraße, St. Peter

 

Zur Sache: Priesterweihe und Primiz

Am 16. Juni um 9.30 Uhr Priesterweihe durch Bischof Peter Kohlgraf im Mainzer Dom
14.30 Uhr Dankandacht in der Augustinerkirche (Seminarkirche) mit Möglichkeit zum Empfang des Einzelprimizsegens
Am 17. Juni um 10 Uhr Primiz in der Heilig Kreuz-Kirche in Worms-Horchheim, danach Pfarrfest und um 16 Uhr Dankvesper