Ökumenetreff in Berlin
Interesse füreinander stärken
Auf Einladung des Ökumenischen Rates Berlin-Brandenburg haben sich Berliner Christen über die aktuelle Situation in der ökumenischen Zusammenarbeit ausgetauscht. Trotz Fortschritten sei noch viel Luft nach oben.
In Arbeitsgruppen erarbeiteten Berliner Christen Möglichkeiten zur Stärkung der Ökumene-Bemühungen. Foto: Walter Plümpe |
„Wie kommen wir weiter?“, fragte der evangelische Landesbischof von Schaumburg-Lippe, Karl-Hinrich Manzke, am Ende seiner Rede beim jährlichen Treffen der Ökumenebeauftragten, das diesmal in der Koptisch-Orthodoxen Kirche St. Antonius und St. Schenuda sowie den Räumen des Evangelischen Kirchenkreises Berlin-Südost stattfand.
450 Jahre habe man „hässlich übereinander gesprochen“. Jetzt sei Bußfertigkeit angebracht – ohne Urteile über die anderen. „Meine Lehrer haben mir Unsinn über die Gegenreformation der Jesuiten erzählt“, sagte er kritisch. Das habe er bei einem dreimonatigen Aufenthalt an der Jesuiten-Hochschule in Rom selbst erfahren. Doch ein Wandel der Gesinnung brauche es Zeit.
Deutliche Kritik an katholischer Kirche
Zuvor nahm Manzke, in der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) für den Dialog mit der römisch-katholischen Kirche zuständig, allerdings kein Blatt vor den Mund, als er seine Sicht auf die Versäumnisse der katholischen Kirche in drängenden pastoralen Fragen der Gegenwart wiedergab: die Gemeinschaft am Tisch des Herrn, die Segnung von Menschen in (homosexuellen) Lebensgemeinschaften sowie gemischtkonfessionelle Ehen.
„Die Versuche des Katholizismus in Deutschland, die besondere pastorale Situation der Ehen und Familien in Konfessionsgemeinschaften zu berücksichtigen, sind nicht überragend“, sagte der Landesbischof. „Hartherzigkeit und Lustlosigkeit sind stärker.“ Seine Kritik galt auch einem „Schweigen Roms“ zu möglichen Zielvorstellungen für die ökumenische Bewegung.
Darüber hinaus, sagte Landesbischof Manzke, müssten die Kirchen nach außen hin mehr als Einheit auftreten. „Das konkrete Handeln der Kirchen in pastoralen Fragen und die Bereitschaft, gut voneinander zu sprechen, ist noch immer nicht gegeben“, sagte er. Um weitere Schritte auf dem Weg zur sichtbaren Einheit zu gehen, sollten öffentliche Erklärungen der Kirchen gemeinsam erarbeitet werden. Als gelungene Beispiele für Orte des verpflichtenden Miteinanders der Kirchen nannte Manzke hingegen die Seelsorge im öffentlichen Raum und den konfessionsübergreifenden Religionsunterricht in Niedersachsen.
Nicht nur gleichgültig nebeneinander leben
In Arbeitsgruppen beleuchteten die 100 Teilnehmer die ökumenische Arbeit in den Gemeinden vor Ort und loteten Wege für eine ökumenische Synodalität aus. Wolfgang Rau von der katholischen Pfarrei St. Hildegard von Bingen Marzahn-Hellersdorf sprach sich dafür aus, verwirrende „territoriale Sprachgepflogenheiten“ zu überwinden. Stattdessen solle herausgearbeitet werden: Wie können Christen ökumenisch mehr voneinander wissen? Wo macht es Sinn, darüber zu kommunizieren? Dazu sei noch viel „ökumenischer Schulterschluss“ nötig.
Mit Jürgen Brehme, Ökumenebeauftragter der evangelischen Kirche im Südosten Berlins, appellierte Wolfgang Rau, Termine mit Nachbargemeinden auszutauschen, sich regelmäßig und wechselseitig Informationen zukommen zu lassen und Interesse an der Vielfalt in der Ökumene zu wecken anstatt gleichgültig nebeneinander zu leben.
Gemeinsam stark in christlicher Diaspora
Von guten Erfahrungen im gemeinsamen Umgang mit Behörden berichtete Superintendent Hans-Georg Furian. „Wo wir als Christen zusammen auftreten, werden wir auch wahrgenommen“, sagte er. In seinem Bezirk, lebten 7,4 Prozent Protestanten „unter dem Radar“. Um so wichtiger sei eine ökumenische Zusammenarbeit als „wirksame Minderheit jenseits der Zahlen“.
„Grundsätzlich können wir unseren Glauben gemeinsam feiern, auch im Abendmahl“, sagte Hans-Joachim Ditz, Geschäftsführer des ÖRBB. Seit der vor 20 Jahren – auch von katholischer Seite – verabschiedeten Charta Oecumenica brauche es eine Begründung, wenn Christen etwas nicht gemeinsam täten. Die Zeiten einer „kreativen Suche nach Gründen der Verhinderung ist vorbei. Die Charta atmet den Geist der Ermöglichung“, so Ditz.
Walter Plümpe/tdh