St. Bonifatius in Bremen schließt

Kirche wird bald Kindertagesstätte

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Bremer Katholiken nehmen Abschied von ihrer Kirche St. Bonifatius. Das Gotteshaus wird entweiht und in den kommenden Monaten umgebaut. Am 4. Mai findet der letzte Gottesdienst statt.


1959 weihte Bischof Helmut Hermann Wittler die St.-Bonifatius-Kirche. Jetzt muss der Kirchenstandort aufgegeben werden. Foto: Kerstin Thompson

Schmerz, Trauer, Ohnmacht – Gläubige kämpfen mit vielen Gefühlen, wenn ihre Kirche umgebaut oder gar abgerissen wird. Die Bremer Katholiken müssen sich jetzt von St. Bonifatius im Stadtteil Findorff verabschieden. Am Samstag, 4. Mai, um 18.30 Uhr feiern sie dort zum letzten Mal Gottesdienst – den Gottesdienst zur Profanierung. Das heißt, die in den 50er Jahren gebaute Kirche wird entwidmet. Große Einschnitte gab es bereits Anfang 2007, als die Gemeinde St. Bonifatius mit St. Josef, St. Marien und St. Nikolaus zur Pfarrei St. Marien zusammengeschlossen wurde. Nach St. Nikolaus wird nun bereits der zweite Kirchenstandort in der Pfarrei aufgegeben.

Der Grund ist die geringe Zahl der Gottesdienstbesucher. „Es ist uns nicht leichtgefallen, so zu entscheiden, aber wir müssen gut überlegen, was wir künftig aus Kirchensteuermitteln finanzieren wollen und können“, sagt Pfarrer Josef Fleddermann. Ihm war es wichtig, den für viele traurigen Abschied Schritt für Schritt zu gestalten und zu vermitteln, dass es in einer anderen Form weitergeht. An drei Fastensonntagen gab es besondere „Kollekten“, die deutlich machen sollten, dass alles, was sich in St. Bonifatius verändert, als gemeinsamer Weg verstanden wird.

Die Gemeindemitglieder vertrauten ihre Gedanken und Gefühle drei „Kollektenkörben“ an. Auf Zetteln konnten sie all das aufschreiben, was sie traurig macht, was sie schmerzt, wofür sie dankbar sind, woran sie sich erinnern und was sie hoffen lässt. „In der Osternacht haben wir diese Zettel verbrannt und aus dem Feuer heraus das Osterlicht entzündet“, sagt Pfarrer Fleddermann.

Die Orgel kommt nach Bad Bentheim

In den kommenden Monaten wird die St.-Bonifatius-Kirche zu einer Kindertagesstätte für 80 bis 85 Kinder um- und ausgebaut – mit dem Katholischen Gemeindeverband als Träger. Dieses Konzept macht Sinn, denn im Stadtteil Findorff werden Betreuungsplätze dringend gebraucht.

Zudem entstehen Gemeinderäume – auch ein Raum, in dem Gottesdienste stattfinden. Ältere Gemeindemitglieder profitieren dann sogar von einem barrierefreien Zugang und einem Aufzug. Während der Bauarbeiten zeigt sich die benachbarte Martin-Luther-Kirche gastfreundlich. Die Katholiken dürfen dort vorübergehend ihre Samstagsgottesdienste feiern.

Im letzten Gottesdienst „tragen wir nach der Kommunion das Allerheiligste mit dem Ewigen Licht hinaus. Unsere Osterkerze geben wir an die Justizvollzugsanstalt weiter“, kündigt Pfarrer Fleddermann an. Was mit den Einrichtungsgegenständen wie zum Beispiel den Kirchenbänken passiert, ist noch nicht endgültig geklärt. Eventuell sollen sie in eine polnische Gemeinde gebracht werden. Nur der Verbleib der Orgel steht fest. Sie kommt in die Gemeinde St. Johannes der Täufer nach Bad Bentheim – bleibt also im Bistum.

Anja Sabel