Robotik in der Pflege bedeutet Entlastung

„Mein Name ist Emma …“

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Roboter in der Pflege? Kerstin Bloch, die Leiterin des Caritas-Altenpflegeheims St. Raphael in Weimar, steht der Thematik offen gegenüber.


Leiterin Kerstin Bloch und ein Bewohner testen Emma. | Fotos: St. Raphael

 

„Ich habe einfach den Anspruch, künftige Entwicklungen mitzugestalten. Wenn wir uns als Christen verweigern, geht es ohne uns weiter.“ Dabei ist sich Kerstin Bloch im Klaren darüber, dass künstliche Intelligenz den Menschen nicht ersetzen kann. „Pflege ist menschlich und sie soll menschlich bleiben.“
Um einen ersten Einblick zu erhalten, wurde Ende vergangenen Jahres im Haus St. Raphael der Assistenzroboter Emma vorgestellt. Entwickelt wurde er von einer japanisch-französischen Firma. Die Kosten im „Rohzustand“ liegen bei 17000 Euro. Doch noch kann Emma nichts. Alles kommt auf die Programmierung an. Darum sorgt sich Informatiker Hanns Eilers im Rahmen seines Forschungsprojektes zur anwendbaren Robotik in der Altenpflege an der Fachhochschule Kiel.
Kaum hat Emma den Raum betreten, hat sie die Herzen der Heimbewohner erobert. „Mein Name ist Emma, wollen wir Freunde sein?“ Dabei erinnert Emma an ein Kind. Große künstliche Augen schauen in die Runde. Hanns Eilers erklärt, was möglich ist: Kleine Quizfragen werden gestellt, Emma bittet zum Tanz … Der Vorteil ist, dass sich der Roboter Namen und Gesichter merken kann. Kerstin Bloch betont, dass Emma zu den Roboter-Assistenzsystemen gehört. Diese verrichten keine Arbeiten, bieten aber Unterstützung und Entlastung für das Personal.
„Alleine die Tatsache, dass die Bewohner unterhalten werden, ist Gold wert“, so Kerstin Bloch. Emma und ihre Kollegen könnten den Mitarbeitern Luft verschaffen, sich um einzelne Patienten stärker zu kümmern. Zudem kann Emma irgendwann auch Nachtwache halten. Hanns Eilers arbeitet daran. Wie geht das? Der Roboter steht auf einer Etage und nimmt Bewegungen wahr. Er kann die Bewohner, die beispielsweise auf der Demenzstation ihre Zimmer verlassen, konkret und fürsorglich ansprechen und das diensthabende Personal im Notfall verständigen. Die Arbeit von Hanns Eilers erfordert immer wieder Korrekturen, die sich aus den praktischen Erfahrungen ergeben. So verstanden im Test bei der Diakonie in Kiel demente Personen beispielsweise die Sprache nicht. Emma wurde auf einfache und kurze Sätze umprogrammiert. Ohne ein Zusammenspiel von Praxis und Programmierung geht es nicht.
„Digitale Technik ermöglicht, dass die Fähigkeiten der Bewohner lange erhalten bleiben. So beim Gedächtnistraining oder in der Einladung zur Bewegung. Auch wenn sich Demenzkranke nur wenig bewegen, so kann doch viel erreicht werden“, berichtet Kerstin Bloch. Normalerweise sei es so, dass gerade diese Heimbewohner eher vor sich hinschauen und in ihrer eigenen Welt gefangen bleiben. Roboter wie Emma holen sie da heraus und laden ein, etwas gemeinsam zu tun. Dies ist auch durch einfachere Assistenzsysteme möglich. Kostet doch Emma im vollprogrammierten Zustand irgendwann bis 30 000 Euro. „Eine solch hohe Summe haben wir nicht.“

Hanns Eilers: Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger
Kerstin Bloch betont, dass die Entwicklung der digitalen Einsatzmöglichkeiten von Robotern und anderen Systemen erst am Anfang steht. Mit der Fachhochschule Jena hat ihr Haus einen Fachaustausch zum Thema initiiert. In einem anderen Projekt wurden Tablets für an Demenz Erkrankte ausgeliehen und einige Wochen getestet. Diese sind zwar billiger als Emma, bieten allerlei Bilder und Anregungen, doch können sie nur alleine bespielt werden. Was ein Nachteil ist. Kerstin Bloch: „Wir möchten, dass unsere Bewohner etwas gemeinsam tun können.“ Eine Möglichkeit bietet die Tovertafel. Dahinter verbirgt sich eine spielerische interaktive Lichtprojektion, die betreuungsbedürftige Kinder, Erwachsene und ältere Menschen anregt, sich zu bewegen und gemeinsam Spaß zu haben. Die an Demenz Erkrankten spielen miteinander und mit ihrer Umgebung. Sie bewegen sich. „Mein Traum ist es, dieses Teil im Rahmen einer Studie bei uns zu haben.“ Mehr Informationen im Internet unter www.toverntafel.de
Emma hat inzwischen ihre Präsentation gut überstanden. Ingenieur Hannes Eilers betont, dass die künstliche Intelligenz immer wichtiger werde, doch die menschliche Seite dürfe nicht zu kurz kommen. Kerstin Bloch weiß um die ethischen Diskussionen zum Einsatz der Technik. „Roboter wie Emma zeigen ein freundliches Gesicht, man kann aber auch schlecht einschätzen, was hinter der Fassade steckt.“ Von daher, so die Leiterin, ist es gut, in einen gesellschaftlichen Dialog zu kommen. Persönlich hatte sie im Vorfeld der Emma-Präsentation mit ihren Mitarbeitern und den Bewohnern das Gespräch gesucht. „Sie sagten, dass sie sich freuen würden, wenn Emma bei der Entlastung helfen könne. Ich sehe in ihrem Einsatz eine Bereicherung, jedoch nie einen Ersatz.“ 

(jak)