Jahresrück- und Ausblick im Bistum Fulda

Resonanzraum für Schätze und für Grenzen

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Ein neuer Bischof in einer Stadt, die vor 1275 Jahren als Kloster gegründet wurde.In Fulda sind Kirche und Kommune von ihrer Geschichte her eng verbunden. Am 12. März eröffnet eine Vesper im Dom das Jubiläumsjahr, am 31. März wird dort Bischof Michael Gerber in sein neues Amt eingeführt. Von Evelyn Schwab.

Vor der Stadt gab es das Kloster. Es war die Basis aller künftigen Entwicklungen. Erst rund 225 Jahre nach der Gründung durch Sturmius in 744 zogen die ersten Bauern und Handwerker ins Umfeld. Abtei und Siedlung erhielten dann vor 1000 Jahren durch Heinrich II. das Münz-, Markt- und Zollrecht. Und 1114 wird der Ort zum ersten Mal als Civitas bezeichnet, als Stadt.

Die Verbindung von gestern mit heute erlebbar machen

Bischof Michael Gerber Foto: Bistum Fulda
Seine Amtseinführung als Bischof von Fulda und 97. Oberhirte seit dem heiligen Sturmius wird ein Höhepunkt des Jahres 2019 sein: Michael Gerber | Foto: kna

Wenn Fulda ab März seine große Geburtstagsfeier beginnt, soll dabei eine reiche Geschichte erlebbar und Verbindungen zwischen dem Gestern und dem Heute verdeutlicht werden. Auch in der Diözesangeschichte beginnt ein neues Kapitel. Bischof Michael Gerber wird seinen Lebens- und Glaubensmittelpunkt aus Freiburg nach Fulda verlegen. Zeichen setzte er beim ersten Besuch in seiner künftigen Bischofsstadt kurz nach der Ernennung. Er begann am Grab des heiligen Bonifatius in der Krypta des Doms.
Ja, Bonifatius. Er hatte Sturmius und dessen Gefähren den Auftrag gegeben, in einer Aue des Flusses Fulda ein Benediktinerkloster zu gründen. Am 5. Juni 754 kam der Missionar bei einem Raubüberfall in den nördlichen Niederlanden ums Leben. Dieses Ereignis markiert den Beginn der Ortsgeschichte von Dokkum, einer Kleinstadt in der Provinz Fryslan, die inzwischen Partnerstadt von Fulda ist. Von dort aus wurden die sterblichen Überreste des Bonifatius über Mainz nach Fulda gebracht. Der Leichenzug traf am 15. Juli 754 ein. Der Verstorbene wurde in einem Felsengrab in seiner Lieblingsklostergründung beigesetzt.

Schon bald entwickelte sich das Kloster zu einem beliebten Wallfahrtsort. Die Abtei entfaltete sich aufgrund zahlreicher Landschenkungen prächtig, wurde im Lauf der Geschichte als Hochstift Fulda sogar zu einem geistlichen Fürstentum im Heiligen Römischen Reich. Fuldaer Äbte durften nach 1220 den Titel eines Fürstabtes tragen. Zum Fürstbistum wurde die Abtei 1752. Dieses geistliche Herrschaftsgebiet wurde dann 1803 aufgehoben. Nach fast 1060 Jahren erlosch damit auch die Bedeutung des Klosters Fulda.

Die Verehrung des Bonifatiusgrabs hatte noch immer ihre Tadition. Auf eine erste Steinbasilika, eine größere Klosterkirche und schließlich die mächtigen Ratgarbasilika folgte zu Beginn des 18. Jahrhunderts der barocke Dom an gleicher Stelle. Seit 1867 begegnen sich an der Bonifatius-gruft einmal im Jahr die deutschen Bischöfe zur Vollversammlung. Und in der ersten Juniwoche feiert Fulda stets das große Bonifatiusfest.

Michael Gerber in der Lieblingsgründung des Bonifatius

Den neuen Bischof Michael Gerber haben gleich nach seiner Ernennung viele Grüße und Zeichen der Solidarität erreicht. Besonders die Menschen aus dem Bistum Fulda hätten zum Ausdruck gebracht, dass sie seinen Weg begleiten wollten an dem Ort, der sich aus der Lieblingsgründung des Bonifatius entwickelte. In einer ersten Ansprache im Dom sagte Gerber, das Hinabgehen zum Grab des Heiligen habe ihn an die Geburtskirche in Betlehem erinnert, wo man ebenfalls auf zwei Seiten zur Geburtsgrotte hinuntersteigen könne. Wer sich im Geiste auf den Weg nach Betlehem mache, höre immer wieder: „Und das Wort ist Fleisch geworden.“ Dieser Satz sei längst nicht verstummt, sondern „klingt in Zeit und Ewigkeit“. Gerade der Blick auf eine Gestalt wie Bonifatius zeige dies deutlich.

Über ihn könne man sagen: „Und das Wort hat Resonanz gefunden.“ Bonifatius habe sich mit seiner ganzen Person diesem Wort als Resonanzkörper zur Verfügung gestellt: „mit seiner Verkündigung, mit seiner Zuwendung zu den Menschen, mit seinem Glühen für das Wort Gottes, das Christus selbst ist“. Damit zeige einer wie er, der am Beginn des Christentums hierzu-lande stehe, die Berufung als Kirche an. Gerber: „Ein Raum der Resonanz zu sein für das Wort Gottes. Ein Raum der Resonanz durch die Art und Weise, wie wir von Jesus sprechen, ein Raum der Resonanz durch die Art und Weise, wie wir miteinander sprechen und miteinander Beziehung leben, gerade und vor allem auch mit den Benachteiligten unserer Gesellschaft. Ein Raum der Resonanz in der Art und Weise, wie wir unsere Schätze und unsere Grenzen miteinander teilen.“

Neuaufbruch lässt alles Abgestorbene hinter sich

„Alles, was war, vertrauensvoll in die Hände Gottes zu legen“ – das rät Diözesanadministrator Weihbischof Karlheinz Diez beim Blick zurück auf ein bewegtes Jahr. 2018 habe die Kirche in Deutschland und im Bistum Fulda „ein Jahr mit vielen Dunkelheiten erlebt“. Er persönlich denke an den plötzlichen Tod von Pfarrer Ulrich Schäfer in Somborn, an den Heimgang von Weihbischof Johannes Kapp oder an die Amtsaufgabe von zwei Priestern aus dem aktiven Dienst.

Stellvertretend Verantwortung übernehmen

„Die Veröffentlichung der Inhalte der so genannten MHG-Studie, der wissenschaftlichen Untersuchung zum sexuellen Missbrauch, gehört auch zu den Dunkelheiten in diesem Jahr“, so Diez. „Sie hat wissenschaftlich dargelegt, was wir seit spätestens dem Jahr 2010 schon wussten. Es gibt keinen neuen Skandal, kein nicht vorher erfahrenes Ausmaß, auch wenn das in der Presse so angeklungen sein mag. Dennoch bleiben Scham und Entsetzen über das, was jungen Menschen in unserer Kirche angetan wurde. Es bleiben Schuld und ein immenser Vertrauensverlust.“ Damit müsse Kirche sich auseinandersetzen. Diez: „Wir stellen uns der Schuld, wir müssen und möchten stellvertretend Verantwortung übernehmen.“ In den vergangenen Jahren sei viel aufgearbeitet worden, Recht geschaffen und gesprochen worden. Auf diesem guten Fundament müsse man in Demut weitergehen. „Dabei richtet sich unsere Aufmerksamkeit an die Opfer des Missbrauchs“, formuliert Diez. „Sie stehen im Mittelpunkt, viel zu lange wurden sie nicht gehört, einfach in ihrer brutalen Not übersehen.“

Hoffnung auf Heilung, wo der Mensch an Grenzen stößt. Resonanz geben. Bonifatius selbst betrachtete laut Historikern seine eigenen Lebensziele als gescheitert. Heute gilt er als eine der wichtigsten Persönlichkeiten des frühen Mittelalters. Beim Fuldaer Stadtjubiläum ist seine Person Titelheld eines Musicals, das als Großinszenierung am Domplatz gezeigt wird. Es gibt eigene Stadtführungen auf den Spuren des Heiligen. Und sie enden noch heute mit einem Besuch an seinem Grab.

 

Termine: Geburtstag, Goldjubiläum, Kloster Fulda

  • 20. Februar: 65. Geburtstag von Diözesanadministrator Weihbischof Karlheinz Diez.
  • 12. März: 18 Uhr, Eröffnung des Stadtjubiläums anlässlich 1275 Jahre Kloster Fulda mit einer Vesper im Dom
  • 16. März: Tag der Pfarrgemeinderäte im Bistum
  • 31. März: 15 Uhr, Amtseinführung von Bischof Michael Gerber im Dom
  • 14. April: Diözesaner Weltjugendtag an Palmsonntag im Fuldaer Dom
  • 7. bis 28. Mai: Kontaktstudium „Körperbilder“, dienstags
  • 11. Mai: 10 Uhr, Diakonenweihe, ein Kandidat für das Priesteramt
  • 22. Mai: Diözesantag der hauptamtlichen Laien im Pastoralen Dienst
  • 23. bis 26. Mai: 72-Stunden-Aktion des BDKJ
  • 31. Mai bis 2. Juni: Deutscher Seminaristentag im Fuldaer Priesterseminar
  • 2. Juni: Bonifatiusfest
  • 4. Juni: Tag der Katechese im Hotel Maritim
  • 5. Juni: Priestertag im Hotel Maritim
  • 9. Juni: Pontifikalamt an Pfingstsonntag im Dom
  • 20. Juni: 9 Uhr, Pontifikalamt im Dom und Prozession durch Fulda an Fronleichnam
  • 27. bis 30. Juni: Stadt- und Bürgerfest in Fulda
  • 7. Juli bis 18. August: Internationaler Orgelsommer
  • 19. Juli: Goldenes Priesterjubiläum von Bischof emeritus Heinz Josef Algermissen
  • 15. August: Pontifikalamt an Mariä Himmelfahrt
  • 18. August: 500 Jahre Pfarrkirche Hattenhof mit Domkapitular Gerhard Stanke
  • 18. August: Klosterparkfest in Hünfeld
  • 25. August: 50 Jahre Pfarrkirche Langenselbold mit Domkapitular Stanke
  • 14. September: Jugendfes-tival „Praise im Park“ in Hünfeld
  • 23. bis 26. September: Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda
  • Oktober/November: Kontaktstudium „Armut“
  • Oktober/November: Pfarrgemeinderatswahlen