Gebetspatenschaften im Erzbistum Berlin

Solidarität mit den Geistlichen

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Einen Priester „adoptieren“ kann man seit einiger Zeit im Erzbistum Berlin. Die Initiative geht von Diakon Thomas Marin, Leiter des Päpstlichen Werks für geistliche Berufe, aus. Im Interview berichtet er von den Gebetspatenschaften.

Priester bei der Wandlung: Für ihren Dienst brauchen sie die Solidarität der Gläubigen. | Foto: kna
 
Diakon Marin, wie kamen Sie auf die Idee, dass man Priester „adoptieren“ könnte?
 
Der ursprüngliche Auslöser kommt aus meiner Jugend: Ich habe damals gelesen, dass Papst Johannes Paul II. mit Mutter Teresa im Gespräch war. Er hatte mitbekommen, dass in ihrem Orden jede Schwester einen Priester adoptiert hat – genau in diesem Sinne einer Gebetspatenschaft. Der Papst hat sich bei Mutter Teresa beschwert, er sei schließlich Priester und wolle auch adoptiert werden. Daraufhin hat Mutter Teresa eine Schwester in Indien ausgewählt, die den Papst adoptiert hat. Eine zusätzliche Inspiration waren die Gebetspatenschaften mancher Gemeinden für die Erstkommunionkinder und Firmlinge.
 
Aber im Päpstlichen Werk für geistliche Berufe wird doch sowieso für die Priester gebetet?
 
Die Erfahrung zeigt, dass die Beterschaft im Werk immer älter wird. Der Nachwuchs, der früher automatisch kam dadurch, dass die Mutter ihre Tochter zu den Gebetsstunden mitgenommen hat und in den Pfarreien gebetet wurde und überall jemand war, der das am Laufen hielt – das funktioniert nicht mehr so wie früher. 
 
Sie sind aber der Meinung, dass es weiterhin des Gebets für die Priester bedarf?
 
Das ist biblisch: „Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter in seinen Weinberg sendet.“ Was damit verbunden ist: Dass die Solidarität zwischen den Priestern und den Gläubigen gefördert wird. Kardinal Bengsch hat, als das Werk 50 wurde, geschrieben: „Das Werk für geistliche Berufe ist kein Hobby für ältere Damen, sondern ein Zeichen dafür, dass Volk und Geistliche zusammenstehen.“ Die Förderung der geistlichen Berufungen würde in der Luft hängen, wenn die, die sich auf den Weg gemacht haben, hängen gelassen würden.
 
Jetzt läuft das Projekt seit vier Monaten. Wie ist es angelaufen?
 
Wir haben Ende Februar die Unterseite der Bistumshomepage freigeschaltet und angefangen, Flyer zu versenden. Vorher wurden die Priester informiert, dass möglicherweise ihre Namen nach der Auslosung versandt werden. Den Datenschutz musste ich absichern, weil die Leute sich nicht nur selbst jemand aussuchen können, sondern auch die Möglichkeit besteht, sich jemand zulosen zu lassen. Das ist jetzt die häufigere Variante.
 
Da sind wir schon beim Verlauf von „Adopt a Priest“: Wie läuft’s?
 
Der Berliner sagt: „Es könnte besser laufen.“ Wenn ich die Zahlen irgendwo nenne, staunen immer alle, wie viele sich in der kurzen Zeit gemeldet haben. Ich weiß natürlich nicht, wie viele mitbeten, sondern nur diejenigen, die sich gemeldet haben. Aktuell sind das 170 Beter.
 
Diakon Thomas Marin | Foto: privat

Welcher Anteil der Priester ist damit „versorgt“?

 
Es gibt auch Priester, für die zwei oder drei Leute beten. Aber wir haben auch noch einige, die keiner adoptiert hat. Durch die überregionale Berichterstattung haben wir auch Beter außerhalb des Erzbistums, die sich mit ihren eigenen Priestern angemeldet haben. Aber wenn die einen zugelost bekommen wollen, bekommen sie natürlich einen aus unserem Bistum – für andere habe ich kein Mandat.
 
Wie zufrieden sind Sie?
 
Ich bin nicht so schnell zum Jubeln zu bringen, aber ich freue mich über die Resonanz. Ich glaube, es hat sich gelohnt, die Aktion anzuschieben. Ich sehe an den Postkarten und Mails, die ankommen, dass wir einen beständigen Zulauf haben. 
 
Was können Sie uns über die Beter sagen?
 
Über 80 Prozent der Anmeldungen kommen über das Internet. Was für mich spannend ist: Etwa ein Drittel der Teilnehmer sind Männer. Das ist nicht selbstverständlich. Zwei Drittel der Beter sind aus dem Erzbistum Berlin und ein relevanter Teil aus den Diaspora-Gebieten. Wir haben Teilnehmer aus Stralsund und aus Uckermünde sowie eine relativ starke Präsenz in der Prignitz und im Bereich Brandenburg.
 
Gibt es persönlichen Kontakt zwischen den Paten und den Priestern?
 
Es gibt Menschen, die danach fragen. Einer schrieb mir, er habe jetzt einen Namen und Weihejahrgang, aber ein persönlicher Kontakt wäre ihm lieber. Ich kann das verstehen. Aber auch nicht alle, die für den Papst beten, können mit dem Papst persönlich in Kontakt sein.

Kontakt: www.erzbistumberlin.de/adoptapriest; 01 72 / 3 01 06 91
 
Interview: Cornelia Klaebe