Vor dem Josephinum wird an Otto Bank und Dr. Otto Seelmeyer erinnert
Stolpersteine für Opfer des NS-Regimes
Neun Gedenksteine hat der Künstler Gunter Demnig vor dem Bischöflichen Gymnasium Josephinum in Hildesheim verlegt. Sie erinnern an jüdische Schüler und katholische Priester, die hier einst gelernt haben.
Es herrscht Stille auf dem Pausenhof des Josephinums auf dem sonst Schüler toben. Leise Musik erklingt. Schüler, Lehrer und Gäste stehen in einem Kreis. Mitten drin verlegt Gunter Demnig Stolpersteine zum Gedenken an Opfer des Nazi-Regimes. Unter den Zuschauern befinden sich Angehörige der ehemaligen jüdischen Schüler und katholischen Priester, an die mit diesen Steinen erinnert wird. Auf einem steht Werner Stern. Sein Bruder Guy Stern (97) ist auch da. Er warnt die heutige Generation der Schüler vor einem wieder aufkeimenden rechtsradikalen Gedankengut: „Passt auf die Anfänge auf, sie sind die Ankündigung einer schrecklichen Zukunft.“
Schülerinnen und Schüler stellen die Personen vor, deren Namen nun auf den Stolpersteinen vor ihrer Schule zu lesen sind, erstmals auch Priester, die hier die Schulbank gedrückt haben wie Generalvikar Dr. Otto Seelmeyer, der von den Nazis verhaftet und als gebrochener Mann nach zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen wurde. Wenige Jahre später starb er an den Folgen der Haft.
Aber genau wie Seelmeyer ließen sich auch Otto Bank, Wilhelm Gnegel, Franz Iseke und Johannes Jäger in ihrem seelsorglichen Tun in keiner Weise durch die Nationalsozialisten einschüchtern. „Sie sind ihren Weg – den Weg in der Nachfolge des Evangeliums – konsequent weitergegangen. Sie alle sind unter schwierigsten Umständen bei ihrem ‚Ja‘ zu Gott und den Menschen geblieben. Der Blick auf ihr Leben und Wirken lohnt sich, wir können viel von ihnen lernen“, sagt Dr. Thomas Scharf-Wrede, Leiter des Bistumsarchivs.
Edmund Deppe