Segen für homosexuelle Paare

„Tabuisieren führt uns nicht weiter"

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Für einige kommt es dem Untergang des Abendlandes gleich, für andere ist es ein überfälliger Schritt: Bischof Franz-Josef Bode hat angeregt, über die Segnung homosexueller Paare nachzudenken. Die Reaktionen sind unterschiedlich.


Nach seinen Äußerungen zur Segnung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften ist Bischof Bode gefragt für Interviews. | Foto: Matthias Petersen

Die Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) gehörte zu den Ersten, die auf das Interview von Bischof Franz-Josef Bode reagierte. Er hatte in einem Interview angeregt, über die Segnung homosexueller Paare nachzudenken. Schweigen und Tabuisieren führe nicht weiter, sagte er der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Ein HuK-Sprecher sagte, in lesbischen und schwulen Partnerschaften werde täglich Liebe gelebt. Bischof Bode habe verstanden, wie vielen Paaren es um den Segen Gottes für ihren Weg gehe.

Doch auch Kritiker ließen nicht lange auf sich warten. Einge meldeten sich telefonisch im Generalvikariat: der Bischof solle darüber nachdenken, nach seinen Äußerungen zurückzutreten, forderte einer. Über verschiedene Nachrichtenkanäle hatten die bischöflichen Aussagen bis über die bundesdeutschen Grenzen hinaus Verbreitung gefunden.

Im persönlichen Gespräch wirbt der Bischof dafür, das Thema differenziert zu betrachten. Stets betont er, dass eine Segnung nicht mit einer Trauung, also einem Sakrament, gleichzusetzen sei, das könne es nur für die Verbindung von Mann und Frau geben. Andererseits sei nach der „Ehe für alle“ politische Realität entstanden, mit der es umzugehen gelte. „Wie wollen wir denjenigen begegnen, die eine solche Verbindung eingehen und die sich ja zum Teil auch in der Kirche engagieren?“, so seine Frage.

Ein gleichgeschlechtliches Paar lebe etwas Positives, es werde Freude und Leid geteilt, Verantwortung füreinander übernommen. „Das sind wichtige Grundwerte wie bei einer Familie“, so der Bischof. Zugleich zeigte er sich überrascht, wie viele kirchlich Engagierte sich bei ihm gemeldet hätten, bei denen erwachsene Kinder in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft lebten. „Es wäre wichtig, sie zu begleiten, sie auch in der Gemeinde wahrzunehmen.“

Dem Bischof ist wichtig, bei der Frage nach einer möglichen Segnung in Einheit mit der Kirche zu bleiben. Trotzdem regt er das Gespräch an. Das wird auch im Bistum Osnabrück weitergeführt, denn einzelne Anfragen an Priester wegen einer Segnung kämen immer wieder vor. Bei einem Fachtag zum päpstlichen Schreiben „Amoris Laetitia“ im Juni kommt der Punkt auf die Tagesordnung.

Matthias Petersen