Anstoss 15/2018

Vertrauen wagen

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Wenn man „bei Kirchens“ arbeitet, gibt es im Familien- und Freundeskreis immer einige Standard-Themen. Von jemandem, der mehr drinsteckt, mehr Durchblick haben könnte, werden Antworten erhofft.


„Denkst du auch, dass es mit der Kirche den Bach runtergeht?“, klang mir kürzlich als Begrüßungsfrage entgegen. Manchmal gelingt es mir zurück zu fragen. Meistens starte ich eigene Antwortversuche. In jedem Fall sind wir schnell mitten im Diskutieren und dabei wird deutlicher, wo die aktuellen Fragen gerade herkommen: Predigten, die mehr entmutigen als aufbauen oder die Unsicherheit der Zukunft von Kirchenvorständen und Pfarrgemeinderäten oder wie es gehen soll mit weniger Priestern. Die Fragen sind oft sehr konkret und zugleich weit gespannt.
Nein, ich glaube nicht, dass es mit der Kirche abwärts geht. Aber ich bin sicher, dass sie sich deutlich verändern wird. Ich sehe, dass es traurig macht, wenn Vertrautes so nicht mehr möglich ist. (Neu)Aufbruch bedeutet zwangsläufig immer auch, etwas zurückzulassen.
Selbst bin ich gespannt, auf das, was neu wachsen wird und wie wir als vermeintlich „Ungelernte“, als „Laien“, dazu lernen, die doch immerhin durch Taufe und Firmung gesalbt sind zu Priestern, Königen und Propheten für Christus, und zwar als Frauen und Männer! Was für eine Kraft, wenn wir dies tiefer erfassen und leben könnten!
Gemeinden hadern damit, wenn nicht jeden Sonntag in ihrer Kirche Eucharistie gefeiert werden kann. Das ist ein Verlust! Aber es geht weder darum, „vor gedecktem Tisch zu hungern“, noch darum, sich nur an den stets fertig gedeckten Tisch zu setzen. Es geht darum, zu erleben, zu lernen, wie der Tisch gedeckt werden kann, wie der Weizen gesät, gepflegt, geerntet wird, wie Brot wird ... damit – auch durch unser Zutun – spürbar wird: ER ist mitten unter uns, wo zwei oder drei in seinem Namen zusammen kommen (Mt 18,20).
Ich hoffe, dass uns die Perspektivwechsel gelingen, die uns sehen lassen, dass der Tisch der Begegnungsmöglichkeiten mit Gott reich gedeckt ist und bleibt. Und dass wir diese Erfahrungen immer mehr miteinander und über unseren Tellerrand hinaus teilen lernen.
Ein junger Familienvater warf nach einer Weile stillen Zuhörens in unsere Runde: „Es fehlt oft einfach das Vertrauen.“

Angela Degenhardt, Sangerhausen