Aktion der KDFB zum Frauenwahlrecht
Von politischem Desinteresse schockiert
Am 19. Januar 1919 nutzten erstmals Frauen in Deutschland ihr Recht zu wählen. Zum Jubiläum initiiert der Katholische Deutsche Frauenbund (KDFB) die Aktion „Wir ziehen den Hut!“. Fragen an Hiltrud Lennert (64), Vorsitzende des KDFB im Bistum Mainz.
Am 19. Januar ruft der KDFB bundesweit Frauen dazu auf, mit Hut auf die Straße zu gehen. Gedacht als Zeichen des Respekts vor der Leistung der Frauen damals, für ihr Wahlrecht zu kämpfen. Warum ausgerechnet der Hut?
Der Hut war charakteristisch für die Frauen des KDFB damals. Man nannte sie „die Frauen mit Hut“, wenn sie irgendwo auftauchten. Auch heute treffen wir uns bei besonderen Anlässen mit Hut.
Dabei hat der KDFB sich damals in der politischen Debatte zum Frauenwahlrecht zurückgehalten. Das kommuniziert der Verband auch offen auf seiner Internetseite.
Einzelne KDFB-Frauen setzten sich im Vorfeld sehr für das Frauenwahlrecht ein. Der Verband an sich verhielt sich neutral, auch weil der Geistliche Beirat des KDFB gegen das Wahlrecht war. Der Einsatz dafür war in der katholischen Kirche nicht opportun. Als jedoch die Sache entschieden war, machte der KDFB die Frauen schnell fit für die anstehende Wahl im Januar. Der Verband rief 1918/1919 die Frauen zur Wahl auf und bot zwischen November und Januar deutschlandweit Wahlkurse an.
Wie sehen Sie das Thema heute?
Wir stellen aktuell eine Wahlmüdigkeit bei Frauen fest. Etwa führten wir bei vergangenen Hessentagen wie etwa in Bensheim 2014 und Rüsselsheim 2017 an unserem Stand Gespräche mit Frauen über politische und gesellschaftliche Fragen. Rund 50 Prozent der angesprochenen Frauen hatten von wichtigen Dingen, die vor allem auch sie selbst betreffen wie etwa ihre Rente, wenig Ahnung. Ich war schockiert über das politische Desinteresse von Frauen.
Aber wir haben doch eine Bundeskanzlerin …
Prozentual stellen sich nur wenige Frauen zur Wahl. Sie sind trotz einzelner Spitzenämter in der Politik unterrepräsentiert.
Was wünschen Sie sich?
Dass Frauen dieses schwer errungene Recht mehr wertschätzen und mehr Verantwortung übernehmen, gerade auch für das eigene Leben.
Anruf: Anja Weiffen
Am 19. Januar „Hatwalk“ um 16.30 Uhr, Alte Oper Frankfurt.
Mehr Infos: wir-ziehen-den-hut.de