Tag der Opfer des Nationalsozialismus – Fulda

Widerstandstreffen im Bischofshaus

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Vor 75 Jahren konnte es gefährlich sein, Bischof, Priester oder Journalist zu sein. Der Tag der Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) will an diese dunkle Zeit erinnern – auch angesichts rechten Gedankenguts, das sich politisch breitmacht. Von Hans-Joachim Stoehr.

Zu den Menschen, die ihr Leben in Konzentrationslagern verloren, gehörte Pfarrer Konrad Trageser. Der Pfarrer von Marbach bei Fulda starb am 16. Januar 1942 im Konzentrationslager Dachau als Folge eines Sturzes an Blutvergiftung. Sein Vergehen: Er ermahnte Mütter, das Seelenheil ihrer Kinder wichtiger zu nehmen als äußere Ordens- und Ehrenzeichen. Er wurde daraufhin wegen Wehrkraftzersetzung angezeigt und verhaftet.

Fuldaer Bischof sollte verschont bleiben – aber nur bis zum „Endsieg“

Bischof Johannes Diez. Foto: Archiv
Mutiger Kirchenmann in der
Nazizeit: Bischof Johannes Dietz.
Das Foto entstand im Kriegsjahr 1940.
Foto: Archiv

Das Schicksal des damaligen Fuldaer Bischofs Johannes Dietz war im Fall des nationalsozialistischen „Endsiegs“ auch besiegelt. Dietz war als Protektor ebenso in der der Männerseelsorge aktiv wie der Jesuitenpater Alfred Delp. 1942 trafen sich Dietz, Delp und weitere Mitglieder der Widerstandsgruppe Kreisauer Kreis im Fuldaer Bischofshaus. Mit dabei war etwa Helmuth Graf von Moltke. In den Gesprächen ging es um den Neuanfang nach dem Ende der Nazidiktatur.

Wie gefährlich diese Treffen waren, wird an einer Äußerung von Roland Freisler, dem berüchtigten Vorsitzenden des Volksgerichtshofs, deutlich. Im Prozess gegen Pater Delp brüllte er diesen an: „Von wem nehmen Sie ihre Befehle entgegen, vom Bischof von Fulda oder vom Führer des deutschen Volkes?“ Nachzulesen ist diese Äußerung in einem Buch des Fuldaer Diözesanpriesters Bernhard Opfermann. Auch er wurde mehrere Monate inhaftiert, weil er als Kaplan einen Schüler im Religionsunterricht maßregelte.
Pater Delp wurde 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. Die Abrechnung der Nazis mit Dietz sollte wie bei dem Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen nach dem Krieg erfolgen.
Nicht weniger in Gefahr als Dietz war dessen Bischofssekretär Dr. Heribert Abel. Der spätere Fuldaer Dompfarrer und Domkapitular war Verbindungsmann zu den Leuten des Widerstands. Mehrfach wurde er von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhört.

Demonstrativer Besuch von Bischof Dietz in den Redaktionsräumen

Mut bewies in den Jahren vor 1939 auch der damalige Schriftleiter des Bonifatiusboten, Dr. Franz Kroos. Mehrfach wurden Ausgaben der Bistumszeitung beschlagnahmt. Weil Kroos an einer Sühnefeier in der Folge einer Kreuzschändung am Fuldaer Frauenberg teilnahm, wurde er verhaftet und von der Gestapo in Schutzhaft genommen. Nach seiner Entlassung besuchte Bischof Dietz demonstrativ den Journalisten in seinem Redaktionsbüro.