Tipps von Erwin Schick, Leiter der Familienbildungsstätte Fulda
Wie mit Kindern die Fußball-WM schauen?
Ein Anruf bei Erwin Schick (56). Der Leiter der katholischen Familienbildungsstätte Fulda äußert sich zum Fernsehkonsum von Kindern während der Fußball-WM.
Fußballspiele bei einer WM mit der ganzen Familie gucken ist doch etwas Tolles, vor allem für kleinere oder Grundschul-Kinder am Abend. Sollten Eltern da auch mal ein Auge zudrücken, selbst dann, wenn das übliche Wochenkontingent überschritten wird?
Selbstverständlich! Bei dieser Weltmeisterschaft in Russland ist diese Entscheidung noch leichter als bei der letzten in Brasilien. Zudem geht in Hessen das Schuljahr dem Ende entgegen. Es werden sicherlich auch keine entscheidenden Arbeiten mehr geschrieben. Wir haben als Kinder doch auch mit unserer Nationalmannschaft mitgefiebert.
Aber grundsätzlich können sich Kinder bei spätem Zu-Bett-Gehen anderntags schlechter konzentrieren oder?
Ja, natürlich können sich Kinder bei weniger Schlaf am nächsten Tag schlechter konzentrieren. Wie stark sich dies auswirkt, ist aber von Kind zu Kind verschieden. Da aber nur ganz wenige Spiele in der letzten Schulwoche stattfinden, werden die Kinder damit in den meisten Fällen gut umgehen können.
Gerade Kinder fiebern mit ihrer Mannschaft, ganz klar. Siege, vielleicht noch mehr Niederlagen wühlen sie so auf, dass sie anschließend wohl kaum einschlafen können. Wie sollen sich Eltern verhalten?
Auf jeden Fall sollten die Eltern, zumindest ein Elternteil, das Spiel mit ansehen und mitfiebern. Sieg und Niederlage sind Situationen, die mit dem gesamten Leben des Kindes zu tun haben. Dies gilt es zu besprechen. So kann spielerisch gelernt werden, mit Freude und Schmerz umzugehen.
Nicht nur im Sport wird das Kind von Freude und Ärger umgeben. Durch das gemeinsame Mitfreuen oder Mitleiden ergibt sich sicher die Möglichkeit, über Glück beziehungsweise Pech zu reden. Viele Kinder, insbesondere die, die selber Fußball spielen, zeigen oft auch Anerkennung für die Mannschaft, die besser gespielt hat, und können dadurch auch ihre eigene Gefühlswelt wieder etwas mehr ins Gleichgewicht bekommen.
Fragen: Bernhard Perrefort