Studie über Religion und Kirche

Wir sind das Salz der Erde – gerade jetzt

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Kirchenaustritt: Nein Danke!
Nachweis

Foto: kna/Harald Oppitz

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In einer Welt voller Krisen sind Menschen wichtig, die ihren Glauben voller Überzeugung leben.

Die Zahlen zu Religion und Glaube, die eine neue Studie liefert, zeigen: Weder Reformen noch Rückzug ins Gebet werden die Volkskirche zurückbringen. Der Auftrag der Christen ist ein anderer.

Das Schöne an Jesus ist, dass er in so vielem recht hat. Und das bis heute. Zum Beispiel, als er seinen Jüngerinnen und Jüngern sagte: „Ihr seid das Salz der Erde.“ Bekanntlich braucht es nicht viel Salz, um ein Essen schmackhaft zu machen, aber man braucht welches; denn ohne Salz ist alles fad.

Wenn Jesus auf die Ergebnisse der neuen Untersuchung zur religiösen und kirchlichen Lage in Deutschland schauen würde, wäre er vielleicht traurig angesichts der Tatsache, dass die Mehrheit der Menschen hierzulande inzwischen ganz zufrieden ohne Gott und Glauben durchs Leben geht. Den Christen aber würde er vermutlich sagen: „Euer Job, Salz der Erde zu sein, wird gerade deshalb noch wichtiger. Und ihr wisst ja: Viel Salz braucht es nicht ...“

Ja, die Studie ist schonungslos klar: Der religiöse Bedarf ist in unserer Gesellschaft gering; egal, was die Kirche tut, sie wird keine Volksbewegung mehr werden. Weder Priesterinnen noch die Freistellung des Zölibats oder Bischofswahlen durch das Volk würden daran etwas ändern.

Was nicht heißt, man könne alles so lassen, wie es ist. Auch die hochverbundenen Katholiken wollen Reformen, das zeigt die Studie deutlich. „Eine konservative Position wird unter den Befragten mit großer Mehrheit klar abgelehnt“, sagt Kristin Merle, eine der Studienmacherinnen, der Zeitung „Die Zeit“. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, Vorsitzender der Pastoralkommisssion der Bischofskonferenz und den Reformanliegen positiv gegenüberstehend, hatte also recht, als er bei der Vorstellung der Studie sagte: „Wir wollen Reformen nicht wegen der Statistik, sondern weil sie aus dem Glauben heraus richtig sind.“
Klar macht die Studie aber noch eines: Den Menschen ist die Kirche nicht egal, sie haben Erwartungen, sie werden von ihren Angeboten erreicht. Allerdings: in erster Linie von ihren sozialen und caritativen, nicht von ihren gottesdienstlichen und religiösen Angeboten. 

Bischof Kohlgraf bezeichnete das in seinem Statement als Dilemma und fragte: „Wie verhält sich das zu unserem Auftrag, das Evangelium in der Gesellschaft lebendig zu halten?“ Und auch der Paderborner Theologe Peter Schallenberg warnt davor, die Kirchen auf einen „sozialen Anbieter der freien Wohlfahrtspflege“ zu reduzieren. 

Wir sollten uns nicht einigeln gegen den Rest der Welt

Das ist zweifellos richtig. Gerade in einer unaufhaltsam säkularer werdenden Gesellschaft ist es Aufgabe der Christinnen und Christen, „das Gottesgerücht wachzuhalten“, wie es der Pastoraltheologe Paul Zulehner einmal formulierte. 

Gottesdienst und Gebet sind aber noch viel mehr Kraftquelle für diejenigen, die sich im Geiste Jesu für eine bessere Welt engagieren wollen. Für die kleiner werdende Gruppe derer, die Salz der Erde und Licht der Welt sein wollen. Für sie, für uns, ist eine inspirierende Liturgie, sind Gemeinschaft und Gemeinde unverzichtbar. Aber nicht, um sich darin einzuigeln gegen den Rest der gottlosen Welt. Was Christsein im Sinne Jesu ist, hat er sehr klar in einer Rede zusammengefasst, die gerade an diesem Sonntag als Evangelium verkündet wird. Komischer Zufall, oder?

Susanne Haverkamp