Hörbuch über das Leben des Jesuitenpaters Bernd Knüfer
Aber ich frage!
Bernd Knüfer, Aber ich frage! Ein Jesuitenpater erzählt aus seinem Leben; Buchfunk Leipzig; ISBN 978-3-86847-594-4; 12 Euro |
28 Jahre lang war der Jesuitenpater Bernd Knüfer eine prägnante Stimme der katholischen Kirche in Leipzig, sonntagabends weit vernehmbar bei seinen Predigten in der Nikolaikirche, alltags leiser, vor allem in kleinformatigen Gesprächsangeboten für die ungetaufte Bevölkerungsmehrheit. Mit einem Hörbuch lässt die Journalistin Diana Feuerbach Pater Knüfers Persönlichkeit und seine Lebenserfahrung dauerhaft nachhallen. Mit einer frappierenden Offenheit und Uneitelkeit hat er ihr kurz vor dem Abschied der Jesuiten aus Leipzig im Jahr 2019 von seinem Suchen und Fragen nach Gott erzählt, von seinem Ringen um Wahrheit und Gerechtigkeit, von seinen Selbstzweifeln und Verletzungen und seinen Vorstellungen einer glaubwürdigen Kirche. Seine Antworten sind zu einer autobiographischen Reflektion zusammengeschnitten, in denen Knüfer die größeren Etappen seines Lebens streift: die ersten Lebenstage im Dezember 1938 in der Oberpfalz, die Internatszeit bei den Benediktinern in Scheyern, Ordenseintritt, Studien und Priesterweihe, Leitung eines Münchner Jugendzentrums, Studentenseelsorge in Würzburg und Leipzig, bis hin zur Gründung der katholischen Kontaktstelle Orientierung. Verbunden durch Instrumentalstücke von Musikern der Leipziger Propstei füllen seine Erinnerungen 79 Minuten des bei Buchfunk Leipzig erschienenen Hörbuchs „Aber ich frage!“.
Interessant ist Bernd Knüfer nicht nur als Zeitzeuge, der von der ambivalenten Beziehung seines Vaters zu den Nazis zu berichten weiß, von den stürmischen Zeiten der 1968er Studentenrevolten oder Ost-West-Partnerschaften der Studentengemeinden. Bemerkenswert erscheint, wie er in der Kirche immer wieder eigene Wege eingeschlagen hat und eigenständige Positionen vertreten hat. Dabei hat er nicht die Provokation gesucht, er hat sich aber auch nie in diplomatischer Zurückhaltung geübt.
Beispielsweise hat er trotz mancher Vorbehalte aus kirchlichen Kreisen Yoga und Zen-Meditation mit seiner christlichen Spiritualität verbunden. In seiner Leipziger Zeit setzte er sich dafür ein, dass Christen mit ihren Mitbürgern den Dialog über spirituelle Themen suchen und dabei die eigene Sprach- und Bilderwelt überschreiten. In diesem Zusammenhang plädierte er auch dafür, Gottesdienstformen zu entwickeln, die der zeitgenössischen Kultur und den biblischen Ursprüngen nahekommen. Nicht zuletzt mahnte er an, das in seinen Augen bisher ausgebliebene Gespräch zwischen ehemaligen SED-Vertretern und Leidtragenden des Regimes voranzubringen. Er äußerte sich verwundert, dass Christen diesem Gespräch bisher weitgehend auswichen.
Pater Bernd Knüfer ist im Sommer 2020 gestorben und hat die Fertigstellung „seines“ Hörbuchs nicht mehr miterlebt. Auch wenn dies so nicht geplant war, ist die CD zu einem Vermächtnis geworden. Wer ihn kannte, wird ihn in seiner markanten Art zu reden wiedererkennen und dabei gewiss manches aus seinem Leben erfahren, das er noch nicht wusste. Hörer, die Bernd Knüfer nicht persönlich begegnet sind, können sich von seinen Gedanken inspirieren lassen und von seinem fragenden Zugang zu Gott und den Menschen. „Aber ich frage!“ steht als Titel über den Lebenserzählungen eines Menschen, dem Rechthaberei zuwider war.
(dw)