Fasten nach Hildegard von Bingen

Alles Dinkel oder mehr?

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Es soll heilsam sein, aber keine Tortur und es werden keine Kalorien gezählt: eine Woche Fasten nach Hildegard von Bingen. Es gibt Dinkelbrot, Dinkelsuppe und Dinkelsalat, Maronihonig, Herzwein und Birnmus. Brigitte Pregenzer erklärt in ihrem Buch, wie es geht.


Dinkelgrieß: Eine daraus gekochte Suppe eignet sich als Ergänzung zum Dinkelbrot in der Hildegard-Fastenwoche. 

Hildegard von Bingen (1098 bis 1179), die zwei Klöster gründete und viele Schriften zu Heilkräutern verfasste, glaubte an die Grünkraft und dass sie den Menschen helfen könne, Heilung zu finden. In der Grünkraft der Schöpfung wirkte für sie der Geist Gottes. Auch sie selbst, die eine schwache Gesundheit hatte, setzte auf die Heilkräfte aus Kräutern und Produkten der Natur. Wie diese für eine Fastenwoche genutzt werden können, erläutert die „Hildegardköchin“ Brigitte Pregenzer in ihrem Anleitungsbuch „Die Hildegard-Fastenwoche“.

Wer das Hildegard-Fasten ausprobieren möchte, sollte wissen, dass hier keine neue Wunderdiät vorgestellt wird und es nicht ums Abnehmen geht; es geht nicht ums Hungern. „Es ist wichtig, die Mahlzeiten einzuhalten“, betont Pregenzer. „Ihr dürft so viel Brot oder Suppe essen, wie ihr wollt. Wir zählen keine Kalorien, sondern hören auf unseren Körper“, schreibt sie in dem Buch. 

 

Lebensmittel einkaufen
Es bietet sich an, den Donnerstag als Einkaufstag zu planen, bei dem man alles Notwendige für die Fastenwoche besorgt. „Es erleichtert diese Woche, wenn ihr im Vorfeld bereits alles zu Hause habt und ihr dadurch während der Zeit des Fastens den Verlockungen beim Einkaufen gar nicht erst ausgesetzt seid“, schreibt Pregenzer. Sie listet auf, was benötigt wird. Zu Dinkelbrot, -grieß und -körnern kommen Salat, Rotwein, Petersilie und  Gewürze wie Galgantwurzel und Bertramwurzel hinzu, außerdem das Birnbreipulver. 
 

Vorbereitung der Rituale
Wärend der Fastentage sind Maßnahmen vorgesehen, die dem Körper guttun. Auch dafür sollten die Zutaten und Gegenstände im Hause sein. Für die Leberwickel braucht man ein großes Badetuch, ein Gästehandtuch und eine Wärmflasche. Für Fußbäder sollte ein ausreichend großer Kübel oder eine Schüssel zur Verfügung stehen und ein Platz gesucht werden, an dem man das Fußbad durchführen kann.


Ausleitungstage
Damit man gut „ins Fasten startet, sind zwei Ausleitungstage am Samstag und Sonntag vorgesehen. In diesen kann noch mäßig gegessen werden, aber es wird schon auf Kaffee, Fleisch und Alkohol verzichtet. Während der Fastentage sind als Getränke Wasser ohne Kohlensäure und Kräutertee, vorzugsweise Fencheltee, erlaubt; verzichtet wird auf schwarzen Tee und Früchtetee. Anders als bei manch anderen Fastenkuren, die eine strikte Darmentleerung durch Spülungen oder Glaubersalz vorsehen, wird der Körper beim Hildegard-Fasten sanft entlastet. Zu diesem Zweck essen die Fas-tenden Birnmus, morgens und abends. Das Rezept dafür ist im Buch vorhanden.


Dinkelprodukte
Während der Fastenzeit kann entweder dreimal am Tag nur Dinkelbrot gegessen werden oder mit Dinkelbrot zum Frühstück und später Dinkelsuppe und Salat gefastet werden. Das Brot kann man selbst backen oder beim Bäcker des Vetrtrauens kaufen. Es sollte aus einer echten Dinkelsorte sein. 

Dinkelbrotfasten mit Dinkelgrießsuppe eigne sich besonders für Menschen, die leicht frieren, so Pregenzer, das Dinkelbrotfasten mit Kopfsalat und Dinkelkörnern für diejenigen, „denen es eher zu warm ist und die pikante Speisen bevorzugen“. Der Salat wird mit einer würzigen Marinade zubereitet, denn Kräuter sind erlaubt; die gekochten Dinkelkörner halten den Blutzuckerspiegel lange hoch. Gut gegen das Hungergefühl!
 

Maronihonig und Herzwein
Eine besondere Rolle spielen der Maronihonig, den man aus Bienenhonig und Maronimehl selbst herstellen kann, und der Herzwein, der ebenfalls selbst gemischt wird. Hierfür wird ein Liter Weißwein (oder Rotwein) mit zehn Stängeln Petersilie und zwei Esslöffeln Weinessig aufgekocht und als Vorrat abgefüllt. 

Der Maronihonig soll die Leber stärken. Pregenzer schreibt: „Auch bei Traurigkeit hilft dieses Heilmittel, da die Leber bei Kummer und Sorgen, aber auch bei Zorn sehr gefordert ist.“ Der Herzwein wiederum wird während der Fastentage mehrmals täglich getrunken, „damit der Kreislauf stabil und die Stimmung gut bleibt“. Das Heilfasten, wie es in diesem Buch beschrieben ist, eignet sich also nicht für trockene Alkoholiker.


Die Fastentage
Es gibt sechs Fastentage, von Montag bis Samstag, anschließend zwei Nachfastentage, bei denen man noch leichte Kost zu sich nimmt und die schönen Gewohnheiten weiterführt: täglicher Leberwickel mit kleinem Mittagsschlaf, morgendliche Gymnastik, Spaziergänge an der frischen Luft und das Fasten von Medien. Smartphones und Fernseher bleiben ausgeschaltet. Vielleicht könne man täglich einmal die Meldungen abrufen, meint Pregenzer, aber man solle sich dem Diktat der ständigen Verfügbarkeit möglichst entziehen. Stattdessen sei es schön, Tagebuch zu schreiben, ausreichend zu schlafen und sich die Lebensfreude zu bewahren.

Andrea Kolhoff

Brigitte Pregenzer, Die Hildegard-Fastenwoche, ein kleiner Begleiter, Tyrolia Verlag,  9,95 Euro.