Rikscha-Projekt im Kirchspiel Emsbüren

Auf geht's zu einem Ausflug

Image
Viele Menschen stehen neben zwei Fahrrad-Rikschas zusammen.
Nachweis

Foto: privat

Caption

Ein starkes Team: Viele Ehren- und Hauptamtliche engagieren sich für das Rikscha-Projekt in Emsbüren. Sie möchten dabei helfen, vielen Menschen einen Ausflug in die Umgebung zu ermöglichen. Foto: privat

Einfach mal losradeln und sich die frische Luft um die Nase wehen lassen – das tut richtig gut. Damit das auch ältere oder nicht so mobile Menschen erleben können, gibt es im Kirchspiel Emsbüren jetzt zwei funkelnagelneue Fahrrad-Rikschas.


„Macht richtig Spaß“, sagt Michael Bernsen und tritt kräftig in die Pedalen. Der Pflegedienstleiter des Elisabeth-Hauses, ein Senioren- und Pflegeheim mitten in Emsbüren, hat gerade eine der zwei neuen Fahrrad-Rikschas aus der Garage geholt und sitzt nun als „Pilot“ hinten auf dem Sattel. Das sieht gut aus. Vorn gibt es zwei gepolsterte Sitze, ein buntes Sonnendach spendet Schatten und ein Gurt hält die Passagiere sicher am Platz. Die nächsten Gäste werden nicht lange auf sich warten lassen, meint Hausleiterin Brigitte Haar mit einem Lächeln. Denn aus den Fenstern beobachten einige Bewohner die kleine Präsentation – und freuen sich vielleicht schon auf einen baldigen Ausflug in die Eisdiele. 

Mehr Teilhabe am Leben im Dorf

Denn genau dafür sind die Rikschas gedacht: Sie sollen im Kirchspiel Emsbüren und der politischen Gemeinde dafür sorgen, dass vor allem ältere oder auch in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte jüngere Menschen wieder mobil werden – dass sie am Leben im Dorf mehr teilhaben, dass sie herauskommen und ein paar schöne Stunden erleben. Sei es an ihrem Lieblingsort in und rund um Emsbüren, sei es bei einer Spritztour zu einem netten Café oder bei einer Fahrt ins Blaue und Grüne – einfach zu einem Ziel, dass sie sonst alleine nicht erreichen könnten. Auf einer der Rikschas ist sogar Platz für einen Rollstuhl. 

16 ehren- und hauptamtliche Pilotinnen und Piloten, so werden die Fahrerinnen und Fahrer der motorunterstützten Bikes genannt, engagieren sich für dieses Projekt. Sie haben eigens dafür eine Schulung gemacht und sind „begeistert dabei“, wie Karin Schoo sagt. „Wir hoffen, mit diesem Projekt den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und vielen Menschen glückliche Momente zu bereiten.“

Schoo arbeitet als Gemeindereferentin im Kirchspiel und gehört mit Brigitte Haar, Diakon Marco Lögering und Gleichstellungsbeauftragte Maria Hülsing zur Steuerungsgruppe des Rikscha-Projekts. Hülsing macht zudem bei der Initiative „Seitenblicke“ mit, die den Anstoß zu dem Projekt gegeben hatte. Bei einer Klausurtagung hatte sich das diakonische Netzwerk damit beschäftigt, welche gesellschaftlichen Probleme auch im ländlichen Raum mehr und mehr die Menschen beschäftigen – und wie „Seitenblicke“ ihnen helfen kann. 

„Einsamkeit ist dabei ein wichtiges Thema, nicht erst seit Corona“, sagt Karin Schoo. Auch in den Dörfern leben zunehmend Menschen ohne große Sozialkontakte in ihren Wohnungen allein. Wenn sie dann zusätzlich durch Alter oder eine Beeinträchtigung in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, wird es für sie noch schwieriger. Deshalb sind die Rikschas auch ausdrücklich nicht nur für die Bewohnerinnen und Bewohner des Elisabeth-Hauses gedacht, sondern zu den Fahrten sind auch andere Senioren oder jüngere Personen mit einem Handicap eingeladen. „Es geht uns um mehr Miteinander“, erklärt Maria Hülsing.

Wir können noch mehr Piloten und Pilotinnen brauchen“

Das Rikscha-Angebot könnte ein Weg sein, das zu erreichen, und ein Vorbild dafür fanden die Emsbürener bei einem ähnlichen Modell in Ibbenbüren. Für das Projekt im südlichen Emsland arbeiten nun mehrere Einrichtungen seit einigen Wochen zusammen: das Elisabeth-Haus, die Caritas-Sozialstation, die Tagespflege Haus Ludgeri, die Kommune, die Stadtwerke Emsbüren-Schüttorf  und „Seitenblicke“. Örtlich und organisatorisch ist das Vorhaben an das Elisabeth-Haus angedockt, als Träger zeichnet die Caritas Altenhilfe Emsland gGmbH – darüber ist das Piloten-Team auch versichert. Für die Fahrten, die zuvor im Elisabeth-Haus angemeldet werden müssen, zahlen die Gäste nichts. Die Initiatoren freuen sich aber über Spenden für die laufenden Kosten und die Refinanzierung der Rikschas, denn die hatte zu Beginn „Seitenblicke“ gekauft. 

Bisher wird das Angebot nach Worten von Brigitte Haar schon gut angenommen, vor allem an den Wochenenden werden die Rikschas oft gebucht. „Aber es dürfen sich gern noch weitere Leute bei uns melden“, sagt die Seniorenheimleiterin. „Und wir könnten auch noch Pilotinnen und Piloten brauchen.“  Dann würden sich noch mehr Emsbürener über eine Ausfahrt freuen können.

Wie zum Beispiel Lena und Jule. Die zwei Mädchen haben mit der Rikscha und Fahrerin Birgit einen Ausflug zur Eisdiele nach Mehringen gemacht. „Wir sagen Danke an das Team für einen richtig schönen Nachmittag“, meinen Mama Anke und Mama Katrin.

Die Fahrten mit den Rikschas im Raum Emsbüren sind kostenlos. Sie werden begleitet von geschulten Haupt- und Ehrenamtlichen, aber auch Angehörige dürfen mit dem eigenen Fahrrad dazukommen. Termine können gebucht werden werktags von 8 bis 12 Uhr unter Telefon 0 59 03/95 30 oder per E-Mail: info@rikscha-emsbüren.de. Infos: www.rikscha-emsbueren.de 

 

 

Petra Diek-Münchow