Neues Angebot bei der Telefonseelsorge Emsland/Grafschaft Bentheim

Beratung jetzt auch per Chat

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Ein Mann sitzt vor einem Computer.
Nachweis

Foto: Petra Diek-Münchow

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Zeit für Menschen in Not: Ludger Plogmann, Geschäftsführer der Telefonseelsorge Emsland/Grafschaft Bentheim, gehört zum Team der Online-Beraterinnen und Berater. Foto: Petra Diek-Münchow

Wer in Not ist, kann jederzeit die Telefonseelsorge anrufen – oder anschreiben. Im Emsland und der Grafschaft Bentheim gibt es jetzt eine Onlineberatung per Chat. Gerade jüngere Leute wählen diesen Weg.

Seit kurzem gibt es bei der Telefonseelsorge Emsland/Bentheim nun auch die Möglichkeit der Chat-Seelsorge. Fünf langjährig erfahrene Ehrenamtliche aus dem Team sitzen dabei vor dem Computer und bieten diese Online-Beratung in Echtzeit an. Menschen in schwierigen Lebenssituationen können aufschreiben, was sie gerade bedrückt – natürlich ebenso vertraulich wie bei den Anrufen. Die Seelsorgerinnen und Seelsorger stehen direkt mit ihnen in Kontakt und schreiben gleich zurück. 

Ludger Plogmann, Geschäftsführer der Telefonseelsorge Emsland/Grafschaft Bentheim, hat für dieses neue Angebot eigens eine Fortbildung als Onlineberater gemacht – auch, um die Ehrenamtlichen, die sich jetzt in diesem Bereich engagieren, unterstützen zu können. Er hält diesen digitalen Weg in der heutigen Zeit für ebenso wichtig wie richtig. „Die ganze mediale Landschaft verändert sich. Besonders junge Menschen nutzen überwiegend ihr Handy, um mit anderen in Kontakt zu treten. Für sie ist es völlig normal zu chatten – mehr noch, als irgendwo anzurufen.“ 

Manche mögen zudem eher davor zurückschrecken, am Telefon über ihre Ängste und Sorgen zu sprechen. Für sie ist es einfacher, sich online alles von der Seele zu schreiben. „Das ist noch ein Schritt anonymer, als eine Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören“, sagt Plogmann. „Über diese stille Medium fällt es vielleicht leichter, sich zu öffnen und jemand anders seine dunklen Gedanken mitzuteilen.

Die Anliegen kommen ohne Umschweife auf den Tisch

Und dunkel sind viele der Themen, die die Onlineberaterinnen und -berater auf ihrem Bildschirm lesen. Es geht um Partnerschaftsprobleme, Existenz- und Zukunftsängste, Missbrauch, Depressionen und Hoffnungslosigkeit. „Das Medium verändert die Themen“, sagt Plogmann. „Je anonymer, desto offener sind die Leute – und desto härter wird es oft. Die Anliegen kommen ohne Umschweife direkt auf den Tisch.“ Drei bis vier Mal mehr als bei Anrufen geht es nach seinen Worten in den Chats um Suizid-Gedanken.

Diese schriftlichen Kontakte dauern nach seiner Erfahrung meist auch etwas länger als die durchschnittlichen 30-Minuten-Gespräche am Telefon – nicht selten bis zu einer Stunde. Bei Bedarf kann dieses Zeitfenster aber auch noch weiter geöffnet werden. Und was der Geschäftsführer und das Team schon kurz nach dem Start der Onlineseelsorge merken, ist die veränderte Zielgruppe. Deutlich mehr junge Leute nutzen genau diesen Weg, um sich über ihre Nöte auszutauschen. Für sie hat ein gut begleiteter Chat ganz offenbar die genau gleich hohe Qualität wie ein Gespräch am Telefon oder von Angesicht zu Angesicht.

Der Zugang zu dieser neuen Beratungsform läuft über die Internetseite der Telefonseelsorge. Dort klicken Interessierte auf den Button „Online“, wählen einen Benutzernamen und Passwort aus, um in den geschützten „Raum“ einzutreten. In der Regel bekommen die Nutzer und Nutzerinnen laut Ludger Plogmann schnell einen Termin für einen Kontakt. 

Möglich ist dieses neue Angebot dank der finanziellen Unterstützung der Landkreise Emsland und Grafschaft Bentheim sowie der Stadt Meppen. Dadurch konnten die technischen Voraussetzungen für die Chat-Seelsorge geschaffen und die ersten fünf Onlineseelsorger entsprechend geschult werden. Die nächste interne Fortbildung für weitere Ehrenamtliche ist schon geplant.

Die Telefonseelsorge Emsland/Grafschaft Bentheim gibt es seit 1995. Heute ist sie ein selbstständiger Verein in katholischer Trägerschaft und Mitglied im Diözesan-Caritasverband Osnabrück. Die Arbeit wird ökumenisch organisiert.  Zur Zeit beraten etwa 70 Frauen und Männer regelmäßig am Telefon. Jährlich erreichen die Telefonseelsorge Emsland /Grafschaft Bentheim etwa 9000 Anrufe. Der Verein sucht weiter Ehrenamtliche für diesen Dienst. Im Oktober startet eine weitere Ausbildung zur Telefonseelsorgerin und -seelsorger. Informationen und Anmeldung zu einem Auswahltag Ende August per E-Mail (telefonseelsorge-emsland@t-online.de) oder telefonisch (05931/12722). Die Telefonseelsorge ist kostenfrei erreichbar: Telefon 08 00/1 11 01 11 oder 08 00/1 11 02 22. Die  neue Chatseelsorge findet sich auf der Internetseite beim Stichwort „Online“: www.telefonseelsorge-emsland.de

Am 16. und 17. September findet in den katholischen Kirchengemeinden eine Kollekte für die Telefonseelsorge Emsland/Grafschaft Bentheim statt.

Petra Diek-Münchow