Zukunft der ökumenischen Begegnungsstätte

Der "Spirit" von Frenswegen

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Wie geht es mit Kloster Frenswegen weiter? Knapp 50 Jahre nach Gründung der ökumenischen Stiftung und Begegnungsstätte in Nordhorn befassen sich jetzt drei Arbeitsgruppen mit der Zukunft: inhaltlich, geistlich, wirtschaftlich.


Stiftung Kloster Frenswegen in Nordhorn: Die ökumenische Bildungs- und Begegnungsstätte sucht nach einem tragfähigen Konzept für die Zukunft. Foto: Petra Diek-Münchow

„Zukunftswerkstatt“ – so heißt dieser Prozess, bei dem sich seit Februar 2021 über 30 Männer und Frauen in drei Gruppen treffen, um über die künftige Ausrichtung des Tagungs- und Gästehauses zu sprechen. Alle am Kloster Frenswegen beteiligten Konfessionen (Siehe auch „Zur Sache“) aus der Grafschaft Bentheim sitzen dabei zusammen – dazu auch Vertreter der Stadt Nordhorn, des Landkreises sowie des fürstlichen Hauses zu Bentheim und Steinfurt als eines der Stifter der ökumenischen Begegnungsstätte. Helmut Ruschulte, Vorsitzender des Fördervereins, hat in seinen vielen Jahren als aktiver Unterstützer solch eine intensive Beratung „in dieser Tiefe noch nicht erlebt“.

Die Corona-Pandemie hat diesen „Zukunftsprozess“ beeinflusst und befeuert. Geschäftsführerin Birgit Veddeler hatte angesichts plötzlich abbrechender Buchungen 2020 von der „bislang schwersten Krise“ des Hauses gesprochen. Dank stattlicher Zuschüsse und Hilfe des Fördervereins ist die Einrichtung aber „glimpflich davongekommen“.

Die Gespräche über diese akute Notlage mündeten letztlich in die Frage, wofür das Kloster langfristig stehen soll. Wobei die Existenz der Begegnungsstätte laut Präses Heidrun Oltmanns dabei nie in-frage stand. „Es gab zu jeder Zeit ein klares Signal und ein deutliches Bekenntnis von allen Seiten für Frenswegen“, sagt die Vorsitzende des Stiftungsvorstandes. Nicht umsonst spricht sie von „Rückenwind-Treffen“. 

Die reformierte Pastorin macht zugleich die Gründe für die „Zukunftswerkstatt“ klar. Und schaut dabei kurz in die Geschichte der Stiftung zurück. „Viele unserer Ziele von damals sind erreicht“, sagt Oltmanns. Dass sich Mitglieder der sechs Konfessionen in der Grafschaft treffen, austauschen und im gegenseitigen Vertrauen gemeinsam etwas auf die  Beine stellen, ist nach ihren Worten längst selbstverständlich. „Wir müssen uns nun  fragen, was Ökumene in der Zukunft bedeutet und wie es mit dem Haus weitergehen soll.“

Ökumenischer Experimentierort, um Neues auszuprobieren

Und dabei steht nicht allein die finanzielle Situation, die in den vergangenen Jahren immer mal wieder Anlass zur Beratung gab, im Mittelpunkt. Sondern mehr noch das inhaltliche und geistliche Konzept der Begegnungsstätte: der Grundauftrag, Menschen mit ihren persönlichen Anfragen, mit Themen aus Kirche, Politik und Gesellschaft, mit ihrem Glauben an einem spirituell geprägten Ort zusammenzubringen. 

Mit Blick auf künftige Inhalte spricht Oltmanns dabei von einem „ganzen Blumenstrauß von Ideen“, die es noch auszuloten gelte. Gut vorstellen kann sie sich Frenswegen als „ökumenischen Experimentierort“, in dem die sechs Kirchen ganz neue Wege ausprobieren könnten. Warum zum Beispiel nicht gemeinsame Ausbildungen von Wort-Gottes-Dienst-Leiterinnen und -Leitern? 

Ulrich Hirndorf, lutherischer Pastor und Studienleiter, bringt eine weitere Idee aus seinem Arbeitskreis mit: eine neue geistliche Gemeinschaft mit „dem Spirit von Frenswegen“. Er meint damit keinen Konvent „von außen“, sondern eine Gruppe, geboren aus jenen Grafschaftern, die sich jetzt schon für das Kloster engagieren. Mit einer eigenen, erkennbaren Identität und der ökumenisch geprägten Spiritualität von Frenswegen: „Das wäre mein Traum.“ 

Für Geschäftsführerin Birgit Veddeler liegt bei allen diesen Vorschlägen nun eine wichtige Frage auf dem Tisch: Welche Inhalte sind den Geldgebern künftig was genau wert? Die Beratungen in ihrem Arbeitskreis haben zwar ergeben, dass sich der Gästebereich selbst trägt – andere, zum Beispiel geistliche Angebote in Frenswegen aber weiterhin Zuschüsse bedürfen. „Solche Orte der Vielfalt und des Dialogs kann man nicht durch Eintrittsgelder betreiben“, sagt sie.

Genau wie sie hofft Ulrich Hirndorf auf ein entsprechendens Votum. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht. Jetzt müssen die Kirchenleitungen sagen, wie es weitergehen soll.“

Petra Diek-Münchow


Zur Sache

Das 1394 als Augustiner-Chorherrenstift gegründete Kloster Frenswegen in Nordhorn beherbergt jetzt eine ökumenische Begegnungs- und Bildungsstätte. Unter dem Dach einer 1974 geschaffenen Stiftung arbeiten dort sechs Kirchen zusammen: Reformierte und Lutheraner, Baptisten und Katholiken, Altreformierte und die Herrnhuter Brudergemeine. Finanziert wird die Einrichtung neben Einnahmen unter anderem durch Zuschüsse der drei großen Trägerkirchen (reformiert, lutherisch und katholisch) sowie des Landkreises Grafschaft Bentheim und der Stadt Nordhorn.

Vor der Corona-Pandemie verzeichnete das Haus über 15 000 Übernachtungen pro Jahr – mit sich abzeichnender steigender Tendenz. Das Programm mit Konzerten, Lesungen, Vorträgen und geistlichen Angeboten liegt in Händen einer Studienleitung: drei Theologen und Theologinnen aus der katholischen, reformierten und lutherischen Kirche. Zwei dieser Stellen sind allerdings derzeit vakant.