Pastoraler Weg

Die Anwälte des Geistlichen

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Bernhard Deister und Sonja Knapp, Institut für Spiritualität
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Bernhard Deister, Leiter des Instituts für Spiritualität, und Sonja Knapp, Referentin für Spiritualität, unterstützen die Geistlichen Teams – manchmal auch per Videokonferenz.

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Foto: Maria Weißenberger

Es ist eine Grundsatzentscheidung: Der Pastorale Weg soll ein Geistlicher Weg sein. Welche Rolle spielen dabei die Geistlichen Teams in den Pastoralräumen?Fragen dazu an Bernhard Deister, Leiter des Instituts für Spiritualität, und Sonja Knapp, Referentin für Spiritualität.

Frage: Wozu überhaupt Geistliche Teams? Brauchen wir sie? 

Bernhard Deister: In der Dynamik von Prozessen, in denen es auch um Strukturen, Geld und Gebäude geht, kann die geistliche Dimension leicht aus dem Blick geraten. Damit das nicht geschieht, dafür sind die Geistlichen Teams gedacht. Nicht als Nische, in der das Fromme geparkt ist, sondern als Menschen, die kontinuierlich im Blick behalten: Was ist der Geist dessen, was wir tun? Ist es biblisch fundiert, entspricht es den christlichen Werten, unseren Aufträgen und Zielen? Dabei können geistliche Elemente wie Unterbrechungen und biblische Impulse helfen. 

Sonja Knapp: In den Pastoralräumen wird schon mal gefragt: Brauchen wir das überhaupt oder hält es uns vom Wesentlichen ab? Dann ist die Frage: Was ist das Wesentliche? Zum Beispiel: Führe ich einen Gebäudeprozess mit Hauen und Stechen oder gehe ich einen geistlichen Weg, obwohl – oder gerade weil – es schwere Entscheidungen sind? 

Den Geistlichen Teams soll es immer möglich sein, an den Treffen der Projektgruppen teilzunehmen. Nutzen sie diese Möglichkeit? Wie kommen sie damit an?

Deister: Am besten funktioniert es da, wo Vertreter von Projektgruppen oder von der Steuerungsgruppe im Geistlichen Team sind. So weiß man umeinander. In manchen Bereichen haben Geistliche Teams aber das Gefühl, nur ein Anhängsel zu sein und nicht wirklich ernst genommen zu werden. 

Knapp: Eine Möglichkeit ist, dass Geistliche Teams sich selbst „einladen“ oder in Gruppen eingeladen werden. Ein anderes Modell: Man schaut in den Projektgruppen, wer hinsichtlich der geistlichen Dimension den Hut aufhaben könnte, und diese Menschen tun sich dann im Geistlichen Team zusammen. Das ist nicht an der Tagesordnung, aber einige haben es so versucht. Deister: Aus Erfahrungsberichten weiß ich: Wenn Gruppen erleben, es interessiert sich jemand für uns, läuft man kaum vor verschlossene Türen. 

Das Geistliche soll nicht am Rand geparkt werden, sondern den Prozess durchdringen. Wie gelingt das? Was macht es schwer? 

Knapp: Ich erlebe es sehr unterschiedlich. Manchmal existieren etwa der Gebäude- oder Finanzprozess und der geistliche Weg als Parallelwelten. An anderen Stellen gelingt es, dass in den Projektgruppen regelmäßig Menschen aus dem Geistlichen Team sitzen oder ein Mitglied der Projektgruppe als Anwalt beziehungsweise Anwältin des Geistlichen den Hut aufhat. Durch eine solche Verzahnung sickert allmählich eine andere Denkweise durch. 

Kann nicht auch Zeitdruck zur Vernachlässigung der geistlichen Dimension führen? 

Knapp: Nicht alles lässt sich hundertprozentig steuern oder vorhersagen. Der Heilige Geist lässt sich nicht in Zeitpläne pressen. Es kann sein, dass er mehr Zeit erfordert, er kann aber auch Entwicklungen beschleunigen. Das kennen wohl alle: Plötzlich ist etwas klar, wovon ich dachte, ich muss noch Monate lang darüber brüten. Wichtig ist es, Schritt für Schritt an Haltungsveränderungen zu arbeiten. 

Deister: Ja, es braucht eine andere Haltung – die auch damit leben muss, dass es mal nicht nach Zeitplan läuft. Planungstabellen und Checklisten können gute Hilfsinstrumente sein, aber wenn sie die Regierung übernehmen, wird es schwierig. Hinderlicher als Zeitdruck sind aber oft Nebeninteressen, die nicht eingestanden werden. Wenn es etwa darum geht, dass „meine“ Kirche erhalten werden soll, was ja nachvollziehbar ist. Aber wenn Menschen nicht offen darüber sprechen, sondern sich hinter vermeintlich sachlichen Argumenten verstecken, wird es ungeistlich und gefährlich. 

Nennen Sie ein paar Beispiele für das Wirken von Geistlichen Teams?

Deister: Sie organisieren zum Beispiel Geistliche Tage, auch mit unserer Beteiligung. Ein Geistliches Team hat vermittelt, dass bei der Klausurtagung einer Steuerungsgruppe ein Tag bewusst geistlich gestaltet wurde. Andere organisieren geistliche Wochenenden für die Gemeinden, mit oder ohne unsere Mitwirkung. Ein Geistliches Team hat für den ganzen Pastoralraum einen Tag zur Charismen- Entwicklung veranstaltet, zusammen mit zwei externen Referenten.

Welche Unterstützung bieten Sie an? Wenden sich Geistliche Teams dazu an Sie? 

Deister: Sowohl Einzelne als auch Teams wenden sich an uns – das dürfen gerne noch mehr machen. Es ist ja ein Schwerpunkt unserer Arbeit. Wir helfen bei strukturellen Fragen, unterstützen bei der Organisation geistlicher Tage, kommen als Referenten/Referentinnen dazu. Wir helfen auch, wenn es Konflikte gibt. Momentan bieten wir auch in begrenztem Rahmen noch finanzielle Unterstützung für spirituelle Angebote an. 

Knapp:  Oft gibt es Anfragen nach Vernetzungstreffen über die Pastoralräume hinaus. Da wollen wir nächstes Jahr mehr Möglichkeiten schaffen. 

Wie erleben Sie Ihre Arbeit mit den Geistlichen Teams? 

Knapp:  Es ist herausfordernd, auf die vielfältigen Anfragen zu reagieren. Wir haben ja auch nicht die Patentrezepte im Koffer, sondern schauen mit den Menschen vor Ort, wie etwas für ihren Pastoralraum gehen kann. Natürlich ist es anstrengend, weil ich nicht einfach Schema F zücken kann. Aber genau das macht es ja so spannend. 

Deister:  Ich habe große Achtung vor dem Engagement der Geistlichen Teams. Da erlebe ich viele tolle Menschen, die sich mit ihrer Berufung und Geistkraft einsetzen. Und das erfahre ich als spannend und belebend.

Interview: Maria Weißenberger