Buch über Pater Franklin Rodriques

Ein Kämpfer für die Armen

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Pater Franklin Rodrigues aus Indien baut Schulen und Ausbildungsstätten, hilft Leprakranken und Ausgegrenzten. Und das mit großer Unterstützung aus dem Osnabrücker Land. Jetzt ist ein beeindruckendes Buch über ihn erschienen.


Autorin Simone Fischer begleitete Pater Franklin sechs Wochen lang. Hier hilft sie in Kolkata beim Projekt „One meal a day“. Fotos: privat

Es war eine Begegnung, die sie nicht so schnell vergessen wird: Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, begleitete die Journalistin Simone Fischer sechs Wochen lang den indischen Pilar-Pater und Missionar Franklin Rodrigues, um über ihn zu berichten. In Bhopal, Kolkata und Nagar Haveli erlebte sie ihn bei seiner Arbeit, spürte seine Begeisterung, seinen Glauben und seinen unbändigen Willen, sein Ziel zu verwirklichen: den Armen, Benachteiligten und Ausgegrenzen ihre Menschenwürde und ihre Lebensmöglichkeiten wiederzugeben. Durch medizinische Versorgung, den Bau von Schulen und Internaten sowie Projekten zur Armutsbekämpfung hat der 78-Jährige es mitterweile geschafft, mehr als 30 000 Kindern eine Zukunft zu geben. Und die Zahlen steigen stetig. Unter dem Titel „Eine Vision, eine Mission, ein Leben“ hat Simone Fischer jetzt eine Biografie über Franklin veröffentlicht – ein beeindruckendes Zeugnis und eine bewegende Lebensgeschichte.

In der Region Osnabrück ist Pater Franklin kein Unbekannter: Viele Schulen und Privatpersonen unterstützen ihn und die „Indienhilfe Deutschland“, die zur Unterstützung seiner Projekte gegründet wurde (siehe „Stichwort“), seit vielen Jahren. Die Kontakte des indischen Paters nach Europa entstanden über Begegnungen in Indien und einen Aufenthalt in Deutschland 1985/86. Bis heute besucht Franklin einmal im Jahr die Menschen, die ihn in Deutschland unterstützen, und berichtet von seinen Projekten und Entwicklungen.

Mehr als 30 000 Kindern hat er eine gute Zukunft ermöglicht

Geboren wurde der Missionar in Goa/Indien. Seine Familie war arm, dennoch kümmerten sich die Mutter und die Großmutter neben der eigenen Familie auch liebevoll um die Armen im Dorf und versorgten sie mit dem Wenigen, was sie anbauen konnten. Diese gelebte Nächstenliebe aus dem christlichen Glauben fiel besonders bei Franklin auf fruchtbaren Boden: Schon als Zehnjähriger war für ihn klar, dass er Missionar werden  möchte. Trotz der ärmlichen Verhältnisse lernten Franklin und seine Geschwister Lesen und Schreiben. „Die Kinder brauchen Bildung und eine altersgemäße Aufgabe. Eine, die ihnen mehr bietet, als nur die reine Überlebenssicherung“, war die Mutter überzeugt und schickte sie unter vielen Entbehrungen auf eine gute Schule. „Franklin hat selbst erlebt und erkannt, was ihm Gutes widerfahren ist, das möchte er heute weitergeben“, erzählt Simone Fischer von der Motivation des Ordensmannes, der bis heute  rund 25 Kinder- und Jugendheime mit Schulen für die ärmsten Kinder Indiens gebaut hat, um ihnen so einen Weg aus der Armut zu bereiten.


Das Buch über den Missionar ist im Retap Verlag erschienen.

Trotz vieler Widerstände von staatlichen Behörden und auch aus dem eigenen Orden verfolgt Franklin beharrlich sein Ziel. Er glaubt an das Gute und an die Gerechtigkeit, prangert Missstände an und stärkt die Schwachen und Augegrenzten. So baut er neben Schulen und Ausbildungsstätten auch Siedlungen für Leprakranke und initiiert in Kolkata das Projekt „One meal a day“, um obdachlose Menschen wenigstens einmal am Tag mit einer warmen Mahlzeit zu versorgen. Die Kraft des Paters und die Fürsorge und Wertschätzung, die er den Menschen entgegenbringe, habe sie unglaublich beeindruckt, erzählt Simone Fischer. „Es war eine sehr intensive Zeit. Wir sind über 7000 Kilometer durch Indien gereist, um die Projekte kennenzulernen.“ Dabei habe sie mit angepackt, Essen ausgeteilt, Leprawunden verbunden und viele Menschen gesprochen, denen Franklin und seine Mitbrüder geholfen haben.

Feinfühlig und persönlich aber auch informativ erzählt sie von der Entstehung der Projekte, den Träumen Franklins und der Menschen, der Dankbarkeit der Kinder, dem Schicksal der Leprakranken sowie den politischen und sozialen Verhältnissen in Indien, die manche Hilfe auch lähmen oder behindern. „Jeder Mensch hat seine Geschichte – oft unverschuldet, zum Beispiel durch das Kastensystem oder Korruption. Und wer kein Geld hat, hat keine Chance auf Bildung“, erklärt sie den Teufelskreis, den Franklin durchbricht. Gerade die Mädchen hätten eine schwere Stellung in Indien. Über diese und weitere Hintergründe aufzuklären, sei auch eine Motivation gewesen, das Buch zu schreiben: „Denn je mehr wir über ein anderes Land wissen, umso besser können wir Hilfestellung geben, damit es sich selbst gut entwickeln kann“, so die Autorin.

Aufklären über andere Länder und Kulturen

Die Reise und die Begegnung mit Frank­lin wirken auch bei ihr bis heute nach: Auch die Kinder in den Schulen werde sie nicht so schnell vergessen: „Sie kennen keinen Neid, Missgunst oder Eifersucht, sondern erleben sich als Bereicherung. Sie teilen miteinander und sorgen füreinander. Ihre Freude und ihre Dankbarkeit, zur Schule gehen zu können, eine Ausbildung machen zu können, überwiegen alles.“ Auch Pater Franklin blickt dankbar und froh zurück. Im Dezember feiert er sein goldenes Priesterjubiläum – 50 Jahre, in denen er mit viel Hilfe aus Deutschland vielen Armen und Hoffnungslosen in Indien die Chance auf eine bessere Entwicklung ihres Lebens geben konnte. Und er hat noch viel vor.

Astrid Fleute

 

Indienhilfe Deutschland

Unterstützt wird Pater Franklin Rodrigues in Deutschland unter anderem von der „Indienhilfe Deutschland e.V.“. Der Verein wurde vor zehn Jahren gegründet zur „Förderung der Schulerziehung von indischen Kindern sowie zur Unterstützung hilfsbedürftiger Personen in Indien und zur Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz und Wertschätzung auf allen Gebieten der Kultur und der Religion“, heißt es in der Satzung. Anstoß war der Besuch des Ehepaares Gabriele und Jürgen Fluhr aus Wallenhorst in Indien. Die Projekte, die eng mit Father Franklin abgestimmt werden, „sollen dazu beitragen, langfristig die Eigenständigkeit und Unabhängigkeit, mit der die Betroffenen ihr Leben gestalten können, zu erreichen und zu sichern“. Auch viele Schulen in Osnabrück und im Osnabrücker Land sind Partner der Indienhilfe. (kb)