Emlichheimer Katholiken integrieren Pfarrheim in die Kirche
Ein Projekt mit "Riesencharme"
Foto: Sebastian Hamel
Angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen und steigender Unterhaltungskosten richten Kirchengemeinden verstärkt den Blick auf ihre Immobilien. Welche Objekte werden noch benötigt? Ein beachtliches Vorhaben verfolgt die Gemeinde St. Joseph in Emlichheim: Dort ist geplant, sich von Pfarr- und Gemeindehaus zu trennen und stattdessen Räumlichkeiten in die Kirche hinein zu bauen. Ein Entwurf wurde bereits erarbeitet, nun wartet man auf Förderbescheide. Das Projekt wird voraussichtlich rund eine Million Euro kosten.
1975 war die Kirche zu klein geworden
Vor knapp fünf Jahrzehnten, im Jahr 1975, wurde die St.-Joseph-Kirche als Neubau errichtet. Nur der Kirchturm des Vorgängerbauwerks blieb erhalten. Der Grund dieser Maßnahme: Das frühere Gotteshaus mit seinen 180 Sitzplätzen war zu klein geworden. Nunmehr stellt sich die Situation umgekehrt dar, berichtet Andreas Peters, Vorsitzender des Bauausschusses des Kirchenvorstands: „Mit 340 Plätzen ist die Kirche zu groß. Zu den sonntäglichen Gottesdiensten kommen in der Regel 60 bis 100 Besucher.“ Selbst die Zeiten, als an Heiligabend noch zusätzliche Stühle aufgestellt werden mussten, seien vorbei.
Weiterhin werde das gegenüberliegende Gemeindehaus, das aus den 1970er Jahren stammt, in der vorhandenen Größe nicht mehr genutzt. Auch seien energetische Maßnahmen und Renovierungen in den kommenden Jahren erforderlich. Im daran angeschlossenen Pfarrhaus, in dem einst Priester und mehrere Patres gleichzeitig residierten, lebe seit 2017 kein Geistlicher mehr. Gemeinde- und Pfarrhaus kommen zusammen auf eine Fläche von fast 2000 Quadratmetern.
Vor diesem Hintergrund sei schließlich die Idee entstanden, das Gemeindehaus in die Kirche zu integrieren, sagt Peters: „Im Jahr 2019 gab es dazu erste Überlegungen und eine Machbarkeitsstudie wurde ausgeführt.“ Aus der Zusammenlegung würden sich gleich mehrere Vorteile ergeben: Die Zahl der zu unterhaltenden Immobilien reduziere sich auf ein Gebäude, die räumliche Trennung zwischen Kirche und Gemeindehaus werde überwunden, der Energieverbrauch werde gesenkt und die Größe des Kirchraums werde an die künftig zu erwartenden Gottesdienstbesucherzahlen angepasst. In der kalten Jahreszeit könnten Gottesdienste in kleineren Räumen gefeiert werden und der barrierefreie Umbau erlaube Begegnungen, die alle Generationen sowie Menschen mit Behinderung einschließen. „Die Kirche wird zum Versammlungsraum für alle Bereiche des öffentlichen Lebens“, heißt es zusammenfassend. Auch die externe Nutzung der kirchlichen Räumlichkeiten – zum Beispiel durch Selbsthilfegruppen oder für die Ferienbetreuung von Schulkindern – soll weiterhin möglich sein.
Wie genau aber soll das Vorhaben baulich vonstatten gehen? Ein wesentliches Element wird laut Plan ein Korpus sein, der als Versammlungsraum mit einer Fläche von gut 60 Quadratmetern in die Kirche hineingebaut wird. Danach stehen in der Kirche noch 100 reguläre Sitzplätze zur Verfügung. Der neue Raum kann allerdings durch das Öffnen von Glastüren mit dem Kirchraum verbunden werden, sodass bei Bedarf 220 Plätze vorhanden sind. Über ein neues Fenster an der Stirnseite der Kirche wird der Raum mit Tageslicht versorgt.
Weiterhin sollen äußere Nischen des Kirchraums genutzt und bestehende Räume umgestaltet werden, um unter anderem Platz für das Pfarrbüro, eine Küche, einen Besprechungs- und Beichtraum sowie einen Jugendraum samt Außenterrasse zu schaffen. Bis auf einen Kleingruppenraum, der angebaut wird, finden alle Arbeiten innerhalb der „Hülle“ des Gotteshauses statt. Von außen wird sich das Erscheinungsbild der St.-Joseph-Kirche also nicht wesentlich verändern. Auch angesichts dessen besitze das Projekt einen „Riesencharme“, sagt Andreas Peters.
„Ganz wichtig war uns von Anfang an die Akzeptanz der Gemeindemitglieder“, bekräftigt Gerd Wieners, Pfarrbeauftragter der Pfarreiengemeinschaft Niedergrafschaft, zu der die Emlichheimer Gemeinde mit ihren rund 1400 Gläubigen gehört. So habe man die Pläne offen kommuniziert, beim Gemeindefest davon berichtet und mittels Flyern darüber informiert. Bislang seien die Reaktionen weitgehend positiv ausgefallen, und auch das Bistum habe Zuspruch signalisiert. Die Bistumsverwaltung ruft die Kirchengemeinden seit vergangenem Jahr verstärkt dazu auf, Immobilien auf den Prüfstand zu stellen und tatsächliche Bedarfe zu ermitteln.
Im Frühjahr 2024 könnte es schon losgehen
Wenn alles nach Plan läuft und die Förderzusagen stehen, könne im Frühjahr 2024 mit dem Bau begonnen werden; die Bauphase werde dann vermutlich etwa ein halbes Jahr dauern, sagt Andreas Peters. Insofern könne möglicherweise Weihnachten 2024 in der „neuen“ Kirche gefeiert werden. Ein großer Teil der Kosten soll auch durch den Verkauf von Pfarr- und Gemeindehaus bestritten werden. Kaufinteressenten können sich mit der Gemeinde St. Joseph in Verbindung setzen.