Eine internationale Familie

Image
Videoschalte zu tansanischer Schule in Bukoba
Nachweis

Foto: Matthias Schatz

Caption

In der Videoschalte nach Bukoba informierten die tansanischen Lehrer über die Verhältnisse an ihren Schulen.

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Partnerschaft zwischen den Kolpingsfamilien der Diözese Hamburg und in Tansania fand eine Versteigerung zugunsten zweier Schulen in dem ostafrikanischen Land statt.

Gegen Ende der Videoschalte stimmten die Lehrer der St. Joseph-Schule in Bukoba zum Dank ein Ständchen an, das so fröhlich klang wie die Farben auf schwarzafrikanischen Gewändern erscheinen. Dabei waren da erst ein paar hundert Euro bei der amerikanischen Versteigerung des Kolping Diözesanverbandes auf dem Hof der Domschule St. Marien zusammengekommen. Als Diözesanpräses Pfarrer Stefan Langer die Veranstaltung am 8. Juli mit einem Gottesdienst im St. Marien-Dom beschloss, sollten es rund 4 000 Euro sein – zusammengekommen waren sie durch die Auktion gespendeter Gutscheine für Wellnesstage, Kurzaufenthalte, Theatergutscheine und eines von Spielern des FC St. Pauli signierten Balles. Damit können die Grundschule und die weiterführende Schule, die das Kolpingwerk in der Stadt am Viktoriasee im Nordwesten Tansanias betreibt, eine Menge anfangen.

Die beiden Schulen seien zwar besser ausgestattet als die staatlichen Schulen in dem ostafrikanischen Land, berichteten die Lehrkräfte aus Bukoba. Aber man befinde sich im Wettbewerb mit anderen Privatschulen und dürfe nicht den Anschluss verlieren. Insbesondere mangele es an digitalen Lehrmitteln. Auch der Schulhof müsse besser ausgestattet werden, derzeit entspreche er nicht einmal den staatlichen Vorgaben. 

Die Auktion fand auf dem Pausenhof der Domschule statt.

Mittlerweile werde auch Deutsch unterrichtet, berichteten die Lehrer weiter. Das sei ein großer Magnet, werde es in Tansania, wo man sich gemeinhin auf Suaheli unterhält, doch sehr geschätzt, wenn man mehrere Fremdsprachen beherrsche. Die Schule St. Joseph ist auch sehr an einem Schüleraustausch interessiert und sucht dafür noch eine Partnerschule in Deutschland. 

Anlass der Aktion war das 25-jährige Bestehen der Partnerschaft zwischen dem Kolping Diö­zesesanverband und dem tansanischen Kolpingwerk. „Bislang haben wir stets zu Weihnachten eine Aktion für Projekte in Tansania veranstaltet. Dies ist das erste Mal, dass wir eine weitere Aktion machen, die speziell den Schulen zugute kommt“, sagt Diözesanvorsitzende Kira Saß. 

Zu Beginn der Partnerschaft hätten beide Verbände ungefähr gleich viele Mitglieder gehabt, berichtet Walter Mahr, der sich von Anfang an sehr dafür engagierte. „Heute ist Kolping in Tansania viel größer, hat 13 000 Mitglieder und wir nur 1 200.“ Neben der Bildungsarbeit, die traditionell ein Schwerpunkt der Kolpingsfamilien ist, steht die Landwirtschaft im Mittelpunkt des Engagements in Tansania. „Dort werden von Kolping beispielsweise Wassersysteme gebaut und Seminare über natürliches Düngen abgehalten“, sagt Kira Saß. Dadurch habe sich der Ernteertrag teils verdreifacht. Überdies gebe es auch Kurse zur Vermarktung der Lebensmittel, fügt Walter Mahr hinzu. „Das ist praktische Hilfe, die den Lebensstandard hebt.“


„Einsteigen, wo sich Kirche verabschiedet“

„Wir wollen keine Almosen verteilen, sondern Hilfe zur Selbsthilfe geben“, betont die Bundesvorsitzende Ursula Groden-Kranich, die extra zu dieser Veranstaltung aus Mainz angereist war. Mit Blick auf die Schließungen von katholischen Bildungseinrichtungen meinte sie im Anblick der jetzt geschlossenen Domschule generell: „Kolping macht viel Bildungsarbeit, es gibt dort sehr viel Know-how. Wir müssen dort noch stärker einsteigen, wo sich die Kirche verabschiedet, also bei Schulen und Kitas.“ Sie reiste anschließend noch weiter nach Schwerin, wo am Sonntag die Kolpingsfamilie St. Anna ihr 150-jähriges Bestehen feierte.

Aus Köln war zudem der Generalsekretär von Kolping International, Markus Demele, zur Jubiläumsfeier der Partnerschaft mit Tansania gekommen. „Wir begreifen uns als internationale Familie. Das unterscheidet uns auch von Nichtregierungsorganisationen“, sagte Demele. „Wir sind Makler zwischen den weltweiten Kolpingsfamilien.“

Geplant ist überdies, dass ein Lehrer aus Bukoba ein Freiwilliges Soziales Jahr in einer Hamburger Kita absolviert. Die Unterkunft stellt Walter Mahr zur Verfügung, zumal er nur 150 Meter von der Kita im Stadtteil Steils­hoop entfernt wohnt. Was fehlt, ist noch ein Visum der Deutschen Botschaft in Tansanias Hauptstadt Daressalam.

Matthias Schatz