Familie Breitfeld aus Cottbus engagiert sich für deutsch-französische Freundschaft

Freundschaft verhindert Kriege

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Vor 60 Jahren unterschrieben Konrad Adenauer und Charles de Gaulle den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag. Wie Familie Breitfeld aus Cottbus engagieren sich bis heute Menschen beider Völker für die Freundschaft.

Deutsche und Franzosen verschiedener Generationen beim gemeinsamen Musizieren im Hof des St. Wenzeslaus-Stiftes in Jauernick.
Fotos: privat

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Familie Breitfeld aus Cottbus gehört zu einer Gruppe, die seit 65 Jahren deutsch-französische Treffen organisiert, damit also schon Jahre vor der Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags am 22. Januar 1963 begonnen hat. Die Gründungsinitiative ging von katholischen Lehrern aus dem Elsass aus, weiß Jan Breitfeld. Bereits 1957 hatten die Lehrer öffentlicher Schulen deutsche katholische Lehrer zu einem Treffen nach Blois eingeladen. Sein in Aachen lebender Schwiegervater Peter Klein hatte sich der Gruppe angeschlossen.
„Meine Frau hatte schon als Kind und Jugendliche mit der ganzen Familie an den Treffen der Gruppe teilgenommen“, sagt Jan Breitfeld, der mit ihr zusammen nach der Wende nach Cottbus gezogen war. Anfangs dienten die Begegnungen der Aussöhnung. Es sollten Freundschaften gefördert werden, um zukünftige Kriege weniger wahrscheinlich zu machen. Heute gehe es um den Erhalt der Freundschaft.
„Dass Frieden und Zusammenarbeit keine gegebene Selbstverständlichkeit sind, erfahren wir ja aktuell, und dass Freundschaften gepflegt werden müssen, erleben wir auch im Kleinen“, bemerkt der Cottbuser Katholik. Roswitha und Jan Breitfeld hatten die Beziehungen nach Frankreich für längere Zeit brachliegen lassen. Vor einigen Jahren, als die Kinder in der Schule Französischunterricht hatten, knüpften sie den Kontakt zu der deutsch-französischen Gruppe neu und nahmen wieder an den jährlichen Treffen teil, die mit einer einzigen Ausnahme im Coronajahr 2020 jedes Jahr während der Sommerferien im Wechsel in Deutschland und Frankreich stattfinden. Im vergangenen Sommer sorgten sie dafür, dass die Gruppe ihr 65-jähriges Bestehen im St. Wenzeslaus-Stift in Jauernick feierte.

Gegenseitige Toleranz und Achtsamkeit
Von staatlicher Seite wurden Begegnungen zwischen Deutschen und Franzosen erst deutlich später gefördert und organisiert, weiß Jan Breitfeld. Bei der Erneuerung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags mit dem Vertrag von Aachen 2019 vereinbarten die Vertragspartner unter anderem, auch aus bürgerschaftlichem Engagement hervorgegangene deutsch-französische Begegnungen zu unterstützen. Dazu wurde der deutsch-französische Bürgerfonds errichtet, der auch das Jauernicker Treffen finanziell gefördert hat.  
Nicht nur auf politischer Ebene hat sich zwischen Deutschland und Frankreich in den zurückliegenden Jahrzehnten viel verändert. Auch die vor über 65 Jahren in Blois begonnenen Treffen haben sich weiterentwickelt. Trafen sich anfangs nur katholische Lehrer ohne ihre Ehepartner, folgten in den 1970ern die ganzen Familien. Durch Partner und Kinder kamen viele andere Berufsgruppen hinzu,so dass die Lehrer heute in der Minderheit sind. Die Begegnungen sind bunt gemischt, einige Familien sind mit bis zu drei Generationen vertreten. Viele Teilnehmer kommen regelmäßig, zum Teil schon über viele Jahre. Jan Breitfeld schätzt besonders den „familiären Geist, von großer gegenseitiger Toleranz und Achtsamkeit geprägt.“

Miteinander diskutieren und Schönes erleben
Die Tage stehen jeweils unter einem Thema, in den Anfangsjahren meist aus dem Bereich der Pädagogik, mittlerweile eher gesellschaftlich-politisch. Im vergangenen Sommer ging es für gut 50 Teilnehmer in Jauernick um die Frage, ob Europa weiter zusammenwächst. Dazu hielten Teilnehmer selbst Vorträge, moderierten die Diskussionen und übersetzten in die jeweils andere Sprache. In mehreren Ausflügen besuchte die Gruppe  Görlitz, Zittau, Herrnhut und Cottbus, um die Gastgeberregion kennenzulernen. Die jüngeren Teilnehmer wanderten im Zittauer Gebirge und paddelten einen Tag lang auf der Neiße.
In der Hauskapelle traf man sich zu morgendlichen Meditationen. Abends wurden die Räume gerne für ausgedehnte Spielerunden, zum gemeinsamen Singen und Musizieren und gelegentlich auch zum Tanzen genutzt. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen genossen das Baden im Pool und dem nahe gelegenen Berzdorfer See. „Freundschaft und Verständnis auch über (Sprach)Grenzen hinweg ist so einfach – es bedarf nur des beiderseitigen Willens und der Begegnung in einem gemeinsamen Rahmen“, findet Jan Breitfeld.
Das nächste Treffen findet zum Thema „Eine Welt für alle? Teilen, verzichten, genießen?“ vom 24. Juli bis 2. August in Berck-sur-Mer an der Kanalküste in Nord-Ostfrankreich statt. Wer Interesse hat, an dieser deutsch französischen Begegnung teilzunehmen, ist willkommen.

Nähere Informationen: roswitha.breitfeld@web.de

(tdh)