Ende einer Ära

„Galionsfiguren der Malteser“

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Malteser
Nachweis

Foto: Hans-Joachim Stoehr

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Einzug der Bannerträger: In der ersten Bank stehen Constantin und Ameli von Brandenstein.

Wenn an einem Werktag mehr als ein Dutzend Malteser mit Bannern durch das Mittelschiff des Fuldaer Doms ziehen, dann muss es einen besonderen Grund dafür geben. Es ist das Ende einer Ära: Constantin von Brandenstein-Zeppelin und seine Frau Ameli werden aus der Verbandsspitze verabschiedet.


Viele sind gekommen – vor allem aus den Ortsgruppen des Bistums. Alle Generationen sind dabei – von Kindern und Jugendlichen der Malteser-Jugend bis hin zu älteren Maltesern, die wie die von Brandensteins seit Jahrzehnten für den Hilfsdienst aktiv sind. Egal ob Schulsanitäter, haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter im Hospizdienst oder Angeboten für Jugendliche und Senioren – sie alle waren im Dom erkennbar am Malteserkreuz. Ameli von Brandenstein ist seit 1988 Diözesanoberin der Malteser für die Schwesternhelferinnen – als erste im Bistum. 

Bertram Stitz, der zusammen mit Sebastian Leitsch und Diözesanarzt Thomas Plappert das neue Leitungstrio bildet, würdigt das Wirken der Diözesanoberin: „Sie haben ein Feuerwerk an neuen Diensten bei unseren Maltesern gezündet. Aber es war kein Strohfeuer. Sondern Sie haben Dienste geschaffen, die heute heller leuchten als zuvor.“
Constantin von Brandenstein trat 1988 in den Malteserorden ein. Voraus gingen seit 1983 insgesamt 25 Einsätze als Krankenpfleger bei Lourdeswallfahrten des Malteserordens. 1990 wurde er dann Diözesanleiter. Und zwei Jahre später kam die Aufgabe als Präsident des Malteser Hilfsdienstes hinzu – bis 2018. Deshalb sind auch zahlreiche Gäste von jenseits der Fuldaer Bistumsgrenzen im Dom mit dabei.
Als Würdigung ihres umfangreichen ehrenamtlichen Einsatzes verleiht Bischof Michael Gerber dem Ehepaar die Bonifatiusmedaille. 
Bischof Gerber würdigt das Engagement der von Brandensteins in seiner Predigt: „Es ist kaum in Worte zu fassen, was Sie für die Malteser und als Malteser geleistet haben. Sie haben ein christliches Zeugnis gegeben – in einer Zeit, in der die Kirche stark angefragt ist.“ 
Für ihr scheidendes Leitungsduo haben die Malteser ein Abschiedsgeschenk: die Patenschaft für einen in Kroatien neu entstehenden Malteser Hilfsdienst – ganz nach dem Motto: „Malteser helfen Helfen.“ Sebastian Leitsch überreicht von Brandenstein  eine  Urkunde, in der dies „verewigt“ ist. Begeistert erzählt der scheidende Diözesanleiter von einem Gespräch mit dem Leiter der Caritas in Kroatien, der sich über die Gründung der Malteser in seinem Land freue.
Aus der Malteser-Zentrale in Köln ist Vizepräsidentin Clementine Perlitt gekommen. Sie bezeichnet die von Brandensteins als „Galionsfiguren der Malteser“. Beide hätten sich in all den Jahren eine Haltung der Dankbarkeit bewahrt. „Das haben Sie immer im Blick behalten. Denn Danken verändert den Blick und verleiht Würde.“ 

Zitiert: Aus der Predigt

Malteser – darauf wies Bischof Michael Gerber in seiner Predigt hin – seien im Zeichen des Kreuzes unterwegs. „Du, die Planke, die uns rettet, aus dem Schiffbruch dieser Zeit. Dieser Satz stammt aus einem Hymnus zum ,Heiligen Kreuz'“. Gerber erinnerte daran, dass die Planke auch im Leben des Völkerapostels Paulus eine Rolle spielte. 
Laut Apostelgeschichte erlitt das Schiff, das mit Paulus an Bord in Richtung Rom fuhr, vor Malta Schiffbruch. Jene Insel, die den Maltesern ihren Namen gab. Die Schiffbrüchigen, die nicht schwimmen konnten, griffen nach einer Planke, um zu überleben. 
Was zunächst wie ein Scheitern aussieht, eröffnet für Paulus eine neue Chance: Er überwintert auf Malta und legt den Grundstein für die christliche Gemeinde dort. In diesem Zusammenhang betonte Gerber, dass es zum Dienst der Malteser gehöre, sich immer wieder neu auf Situationen einzustellen, die vorher nicht planbar sind. „Sie lassen sich darauf ein und gestalten sie jeweils neu.“  Eine solche innere Haltung brauche es auch in der gegenwärtigen Situation in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft. (st)

Hans-Joachim Stoehr