Paulina Hauser wird Persönliche Referentin der Caritas-Präsidentin
„Ganz nah am Geschehen“
Foto: Bistum Fulda / Burkhard Beintken
Es waren bewegte Zeiten – nicht nur wegen Corona. „2018, kurz nachdem ich angefangen habe, war ich in der Ukraine. Da herrschte auch schon Krieg im Osten des Landes, es gab gefallene Soldaten, was aber in Westeuropa kaum wahrgenommen wurde. Aber im Westen des Landes war es noch friedlich“, erinnert sich Paulina Hauser. Manche Orte, die sie damals besuchte, werden gegenwärtig in den Nachrichten erwähnt, weil sie mit Raketen beschossen werden.
Politisches Engagement hat mit Glauben zu tun
Der unmittelbare Kontakt mit Menschen – das ist für Hauser charakteristisch gewesen für ihre Arbeit im Dezernat Weltkirche des Bistums Fulda. Eine politische Situation in einem Land bekommt ein Gesicht. „Und das berührt emotional.“ Das kann auch ein Gespräch über Video sein. „Wir hatten zufällig genau am ersten Tag des Angriffs von Russland auf die Ukraine eine Videoschaltung mit unseren Partnern dort. Einer von ihnen meldete sich aus seinem Auto. Er war gerade auf der Flucht aus Kiew heraus. Da waren wir auf einmal ganz nah am Geschehen.“
Unmittelbaren Kontakt stellte Hauser auch zwischen Gästen aus der Weltkirche und Menschen im Bistum her. „Egal, ob es Bischöfe, Ordensschwestern oder Sozialarbeiter waren, sie sind immer positiv aufgenommen worden. Es gab nie rassistische Bemerkungen“, erklärt die Theologin. Wenn Gäste im Gottesdienst mitwirkten, habe es danach immer Interessierte gegeben, die noch Fragen stellten. Waren Gäste aus der Weltkirche im Schulunterricht, kamen auch nach der Stunde Mädchen und Jungen, um das Gespräch fortzusetzen. Und mancher von ihnen habe vorher wenig Interesse gezeigt, aber die Begegnung habe es geweckt.
Auch überraschte Gesichter bleiben Hauser in Erinnerung. Etwa, wenn ein Priester aus Südamerika sich zur „period poverty“ äußert. Gemeint ist damit, dass Frauen, die ihre Periode haben, nicht arbeiten können, weil sie kein Geld zum Kauf von Hygieneartikeln haben. „Priester und Bischöfe in anderen Teilen der Weltkirche sind an den existentiellen Nöten der Menschen näher dran. Sie sind daher viel stärker mit caritativer Arbeit befasst“, hat Hauser beobachtet.
Dieses enge Miteinander von Spiritualität und Dienst am Nächsten ist der Theologin selbst seit ihrem Studium zunehmend wichtiger geworden. Denn: „Auch das politische Engagement hat etwas mit dem Glauben zu tun – etwa der Einsatz für Gerechtigkeit.“
Doch es gab auch die Erlebnisse mit Gästen jenseits der Veranstaltungen. „Schnee war etwas ganz Besonderes für Besucher aus Afrika. Aber auch der Überfluss – an Wasser oder Lebensmitteln – erstaunte sie. Und wie leichtfertig gehen wir hierzulande damit um“, sagt Hauser nachdenklich. Hauser erinnert sich an den Besuch in einer Kirche mit einem Gast aus Lateinamerika, der sagte: „Ihr habt so schöne Kirchen gebaut, aber sie sind leer. Und die Weihnachtsmärkte, sie sind voll. Bei uns sind die Kirchen nicht so schön, aber viele Leute kommen hin.“
Die Vielfalt der Weltkirche nimmt Hauser als großes Geschenk wahr. Menschen aus den armen Ländern seien nicht bloß Empfänger von Almosen. Hauser: „Bei unseren Besuchern habe ich immer wieder erlebt, dass sie uns etwas geben können.“
Zwischen ihrer bisherigen Tätigkeit im Dezernat Weltkirche und ihren künftigen Aufgabenfeldern beim Deutschen Caritas-Verband sieht Paulina Hauser Überschneidungen. So arbeiten die Hilfswerke eng mit Caritas International zusammen. Die Probleme sozialer Ungerechtigkeit stellen sich nicht nur in Ländern des Südens, sondern auch hier in Deutschland. Die Sorge für die Armen, und der Einsatz für Gerechtigkeit betrifft das weltkirchliche Engagement wie auch das caritative und politische. „Wir wollen für die da sein, die sonst keine Stimme haben“, betont Hauser.