„Georg, Du bist dran!“

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Bischof Georg Bätzing skizziert in seinem ersten Auftritt als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, was ihm wichtig ist: die Ökumene, der Synodale Prozess, das Zuhören. Und die Freiheit. Von Ruth Lehnen.

 

Bischof Georg Bätzing
Bischof Georg Bätzing bei seiner ersten Pressekonferenz als Vorsitzender
der Deutschen Bischofskonferenz – direkt nach seiner Wahl in Mainz.

Kardinal Reinhard Marx fasst sich kurz: „Georg, Du bist dran!“ 
Es ist der Super Tuesday von Mainz. Am selben Dienstag, an dem die Amerikaner eine wichtige Wahl in Hinblick auf ihren Präsidenten treffen, wird in Mainz Bischof Georg Bätzing zum neuen Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz gewählt. Schon vor 13 Uhr hatten es die Spatzen vom stahlgrauen Dachgebirge des Erbacher Hofs gepfiffen: Bätzing wird’s. Und nun sieht er alle Augen und massenhaft Kameras auf sich gerichtet. Er beginnt mit einem Dank. Und sagt gleich, wofür er steht: für den Synodalen Weg. Für das Einüben eines neuen Miteinanders von Bischöfen und Laien. Das Evangelium müsse heute in einer von Freiheit gekennzeichneten Gesellschaft entfaltet werden: „Freiheit, über die wir froh sind.“

Nicht auf Kosten des Bistums Limburg

Er betont, dass er sehr gern Bischof von Limburg ist: „Ich hoffe, dass das, was ich zu leisten habe, nicht auf Kosten des Bistums Limburg geht.“

Bätzing kommt auf die „säkulare, empathische und sympathische Stadt Frankfurt“ zu sprechen, die als Gastgeberin des Ökumenischen Kirchentags 2021 Zeugnis für christliche Werte und Orientierung geben werde. Ökumene ist eins seiner ersten Stichworte. Dann sagt er, er habe mit der Wahl nicht gerechnet, aber mit jemand anderem sei immer zu rechnen: „Der liebe Gott spielt eine Rolle.“

Kardinal Marx sei ein sehr starker Vorgänger gewesen: „starker Intellekt, starke Schultern, starkes emotionales Gerüst“. Das spielt darauf an, dass der Vorsitz durchaus ein Knochenjob sein kann, dass der Vorsitzende Widerstände aushalten muss. Doch der robuste Marx hat einen durchaus selbstbewussten Nachfolger: „Ich bin kein zweiter Reinhard Marx, ich bin Georg Bätzing.“

Mit den Worten, dass die Bischöfe intensiver zusammenwirken müssten und dass man sich daran gewöhnen müsse, dass es viele kompetente Ansprechpartner in der Bischofskonferenz gibt, macht er einen Unterschied zu Marx klar.

Botschaft gegen Hass und Hetze

Eine Botschaft gegen Hass und Hetze ist ihm wichtig – „wir haben da als Kirche nie einen Zweifel gelassen“. Er hebt die „jüdischen Glaubensgeschwister“ hervor und die Religionsfreiheit der Muslime. 
Kardinal Marx hat die Glocke, mit der er immer geläutet hat, an Bätzing weitergegeben, nicht ohne Wehmut: „Georg, Du bist dran!“ Nicht alles muss am ersten Tag gesagt werden. Georg Bätzing ist gewählt für sechs Jahre.

 

Kein Spalter, ein Treuer

Ein Kommentar von Redaktionsleiter Johannes Becher

Als Georg Bätzing 2016 zum Bischof von Limburg wurde, klang aus dem Bistum Trier herüber: „Wir haben euch unseren Besten gegeben!“ Nun teilt das Bistum Limburg diesen Besten mit der ganzen katholischen Kirche in Deutschland. Und in der Tat haben die versammelten Bischöfe in Mainz kühlen Kopf bewahrt in der aufgeheizten Gemengelage. Sie haben einen zu ihrem Sprecher gewählt, der nicht spaltet, sondern eint. Wie ein Versprechen mutet da bereits sein bischöflicher Wahlspruch an: „Congrega in unum“ (Führe zusammen). 
Allen Bewahrern, die Angst vor blindem Reformismus in der deutschen Kirche haben, mag es tröstlich in den Ohren klingen, dass Bätzing selbst es für eine seine Stärken hält, ein „Mann der Treue“ zu sein. Und in der Tat: Das mediale Gesicht der katholischen Kirche in unserem Land ist nun einer, der es versteht, das Evangelium wunderbar mit den Zeichen der Zeit zusammen durchbuchstabieren zu können. Einer, der gut zuhören kann. Einer, der unfallfrei vor jeder Kamera Rede und Antwort steht. Einer, der in den bestehenden Flügelkämpfen noch nicht verbrannt ist, weil er nicht sofort in eine Schublade passt. … 
Für das Bistum Limburg indes gilt es, sich schon jetzt auf ein wenig Verzicht einzustellen. Denn der Vorsitzende der Bischofskonferenz ist in ganz Deutschland begehrt. Er wird seltener bei den Festlichkeiten in den Bistumsgemeinden präsent sein können. Dafür wird er häufiger im Fernsehen auftauchen. Und dass er dort einen souveränen Part spielt, das hat er bereits zum Auftakt deutlich gemacht. „Ich bin kein zweiter Reinhard Marx. Ich bin Georg Bätzing.“ Gerne mehr davon.