Jahresserie 2022: "Einfach mal die Welt retten"
Gute Vorsätze für mehr Frieden, Gerechtigkeit und die Schöpfung
„Einfach mal die Welt retten“: Unter diesem Motto steht die Jahresserie der Kirchenzeitung 2022. In zwölf Folgen – jeden Monat eine – geht es um die Weltverantwortung der Christen. Stichworte dafür: Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schöpfung. Zum Jahresanfang geht es um gute Vorsätze für einen veränderten Lebensstil. Engagierte aus den Bistümern Fulda, Limburg und Mainz laden in persönlichen Briefen dazu ein, ein paar Schritte zu mehr Fairness, Solidarität, Vertrauen oder Klimaschutz zu gehen. Getreu dem Motto: „Einfach mal die Welt retten“.
Die 3R ans Herz legen: „Reduce, reuse, recycle“
Liebe Vanessa, nach dem ganzen Trubel der Festtage komme ich endlich dazu, dir zu schreiben und wünsche dir und deiner Familie noch ein frohes neues Jahr!
Euer Sohn hat mir schon ganz begeistert von seinem neuen Smartphone berichtet, das er Weihnachten geschenkt bekommen hat. Ich freue mich, dass ihr meinem Rat gefolgt seid und ihm ein fair produziertes Gerät unter den Weihnachtsbaum gelegt habt.
Nach der digitalen Veranstaltung im vergangenen Herbst mit Thérèse Mema Mapenzi, einer Missio-Partnerin aus der DR Kongo, und ihren erschütternden Erzählungen von den verheerenden Auswirkungen für die Bevölkerung (und besonders die Frauen) infolge der Ausbeutung der Rohstoffe für unsere elektronischen Geräte möchte ich mich stark machen für Smartphones, die in einer Weise produziert wurden, dass Menschen gerecht für ihre Arbeit entlohnt werden und nicht in moderner Sklaverei ausgebeutet. Nun hast du mich in dem Zusammenhang gefragt, was ihr denn mit euren alten Handys machen könnt. Denn so wie bei euch, haben sich allein in deutschen Haushalten rund 200 Millionen ausgediente Handys angesammelt. Unglaublich, oder? Im Sinne von Nachhaltigkeit und Bewahrung der Schöpfung, die euch ja auch am Herzen liegen, möchte ich dich auf die 3R hinweisen: Reduce, reuse, recycle. Also wie alle Anschaffungen auch Smartphones länger nutzen, gebrauchte kaufen oder ungenutzte abgeben. Ihr könnt eure alten Handys zum Beispiel an Missio spenden und damit die Umwelt schützen. Denn seltene und wertvolle Rohstoffe werden recycelt und damit weniger Rohstoffe umweltschädigend abgebaut. Nicht recycelbare Stoffe werden fachgerecht entsorgt. Das schützt auch Menschen in Afrika und Asien. Denn unsere Handys landen oft dort als Elektroschrott, wo sie unter lebensgefährlichen Bedingungen „recycelt“ – sprich verbrannt – werden, eine im höchsten Maße gesundheitsschädliche Arbeit. Mit dem Erlös eurer Handyspende unterstützt Missio Partnerinnen und Partner, die den Menschen vor Ort zu einem selbstbestimmten Leben helfen. Du kannst eure Handys einfach per Post an Missio Aachen schicken. Nähere Infos dazu findest du auf der Internetseite. Oder du richtest gleich eine Sammelstelle bei euch im Ort ein und lädst Freunde, Kolleg*innen und Bekannte ein, ebenfalls alte Geräte zu spenden. Was hältst du davon?
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen, und freue mich darauf, wenn wir uns bald einmal wiedersehen.
Herzliche Grüße Jacqueline
„Drei Projekte liegen mir am Herzen“
Meine lieben Kinder, lasst uns zusammen auch 2022 bei einem gemeinsamen Projekt für den Frieden aktiv dabei sein. Drei Projekte liegen mir am Herzen, bin gespannt, was ihr dazu meint oder welche anderen Ideen von euch kommen. Erstens: „Frieden geht anders“: Wir leben in unruhigen Zeiten, in Deutschland und der ganzen Welt. Die Ausstellung mit diesem Titel zeigt konkrete Beispiele ziviler Konfliktbearbeitung. Konflikte zwischen Menschen, Gruppen oder auch Ländern begleiten Veränderungsprozesse. Mir ist wichtig, dass die Veränderungsprozesse mit gewaltfreien Mitteln erfolgen sowie nach Ghandis Motto: „Der Weg ist das Ziel.“ Wir können diese Ausstellung für unsere Gemeinde bestellen und zu Vorträgen und Führungen einladen.
Zweitens: „Hero-Rats“: Seit circa 20 Jahren werden Spürratten für die Räumung von Landminen ausgebildet. Landminen werden eingesetzt, um bestimmte Gebiete militärisch unbenutzbar zu machen, oft jedoch auch als bewusste Waffe gegen die Zivilbevölkerung, um Gegenden unbewohnbar zu machen. Neben dem konkret erlebten Terror sind Hunger, Tod und Verstümmelung immer die Folgen für unschuldige Menschen, die in diesen Regionen leben.
In den letzten 30 Jahren wurden etwa eine Million Menschen durch Minen getötet, davon 80 Prozent Zivilbevölkerung. Etwa ein Viertel davon sind Kinder.
Wir können eine Referentin einladen, die von dem Ausbildungsprojekt für Spürratten der Organisation „apopo“ berichtet. Durch den Verkauf von Friedenskerzen unterstützen wir seit fünf Jahren die Ausbildung einer Ratte (6000 Euro) und können diese Aktion weiterführen.
Drittens: Die Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ begrüßt, dass sich die Koalitionspartner von SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP in ihrem Koalitionsvertrag darauf geeinigt haben, sich für ein Rüstungsexportkontrollgesetz einzusetzen.
Waffen töten. Sie sind keine „normalen Handelsgüter“ und dürfen es im Bewusstsein der Menschen und im wirtschaftlichen Alltag auch nicht werden.
Ich lade euch ein, am „Friedensradweg“ Pfingsten 2022 in Wiesbaden dabei zu sein.
Euer Vater Egon
„Frauen möchten sich nicht als Notlösung fühlen“
Liebe Pfarrer, ich habe da zwei Ideen, was Sie für Geschlechtergerechtigkeit 2022 tun können …
Manchmal sind es nur wenige Änderungen in der Haltung, die doch so viel ausmachen. Ein Beispiel ist das Fördern und Wertschätzen aller Gottesdienstformen in den Gemeinden, deren Leitung ohne eine Weihe möglich ist. Hier engagieren sich Frauen in vielfacher Weise. Sie möchten sich nicht als Notlösung in einer Kirche fühlen, in der die Geweihten immer weniger werden.
Deshalb wäre eine Anerkennung und Wertschätzen ihrer Charismen in der Weise schön, dass sie nicht nur einspringen, wo Eucharistiefeiern entfallen müssen. Wort-Gottes-Feiern sollten als eigenständige Gottesdienstform gelten und auch so angekündigt werden. So lernen auch die Gemeindemitglieder andere Gottesdienstformen kennen und schätzen.
Wahrscheinlich haben Sie das schon im Kopf. Aber es ist gut, auch darüber zu reden. Eine Möglichkeit, die Charismen von Frauen in besonderer Weise zu fördern, könnte eine Predigtreihe in den geprägten Zeiten sein, in der Frauen mit ihrer Sicht zu Wort kommen. Eine weitere Möglichkeit wäre es, Frauen in der Gremienarbeit vor Ort, besonders in den Verwaltungsräten, in den Blick zu nehmen. Sicher ist es schwierig, gerade im Moment genügend Ehrenamtliche zu finden, die sich dort engagieren wollen. Jedoch ist der Frauenanteil vor allem in den Verwaltungsräten immer noch gering. Dabei gibt es sicher Fachfrauen vor Ort: Betriebswirtschaftlerinnen, Juristinnen und andere mehr, die der Kirche noch verbunden sind. Hier könnte man mit der Frage „Warum bewerben Sie sich nicht?“ Ursachenforschung betreiben.
Vielleicht könnten einige Änderungen in der Arbeitsweise, zum Beispiel der Sitzungszeiten oder der Häufigkeit von Sitzungen, eine Änderung der Zusammensetzung der Gremien bewirken.
Und das könnte männlichen Ehrenamtlichen auch entgegenkommen.
Eine annähernd paritätische Zusammensetzung der Gremien bei den Wahlen 2023 könnte unserem Ziel einer geschlechtergerechten Kirche schrittweise näherkommen.
Ihre Susanne Winnekens-Udovic
„Den Müll gar nicht erst verursachen“
Liebe Lisa, durch die Coronapandemie wird aktuell mehr Müll auf der Welt produziert als je zuvor. Dieser Müll muss auch wieder entsorgt oder verwertet werden. Wäre es da nicht die bessere Idee, den Müll gar nicht erst zu verursachen? Was nicht produziert wird, muss auch nicht entsorgt oder recycelt werden.
Anfangen könnten wir beim Thema Müllvermeidung mit Plastik. Wenn du jetzt denkst, viel zu teuer, für uns Student*innen nicht zu bezahlen und kaum umsetzbar, kann ich dich beruhigen. Das Ziel ist nicht, von heute auf morgen 100 Prozent plastikfrei zu leben und nur noch im Unverpacktladen einkaufen zu gehen. Kleine Veränderungen können viel bewirken: Beim nächsten Einkauf eine eigene Tüte oder Tasche mitbringen, das ist schon ein guter Anfang. Das spart im Jahr pro Person bereits 24 Plastiktüten!!
Eine weitere Idee wäre, bei deinem Duschgel oder der Seife im Bad einfach mal feste Seife zu kaufen. Jetzt denkst du wahrscheinlich puh, das ist aber viel teurer! Auch da kann ich dich beruhigen. So ein Stück Seife hält um einiges länger, als man denkt – selbst erprobt. Und feste Handseife kostet sogar weniger als Flüssigseife, und du sparst die Verpackung.
Hast du schon mal was von Bienenwachstüchern gehört? Im Handel sind die meistens ganz schön teuer. Aber hey, selbst ist die Frau (oder der Mann): Du brauchst nur ein Stück Baumwolle, Wachsplättchen vom Imker um die Ecke, einen Backofen und etwas Öl. Anleitungen gibt’s online. Die Tücher sind ein perfekter Ersatz zur Frischhaltefolie, um ein Brot mitzunehmen oder das übrig gebliebene Essen sicher im Kühlschrank zu verstauen. Nach dem Gebrauch wäscht man es mit lauwarmem Wasser ab, fertig.
Das waren nur ein paar kleine Beispiele, wie man im Alltag ohne große Umstellungen Plastik sparen kann. Denke immer daran, es geht nicht darum, von heute auf morgen das ganze Leben auf den Kopf zu stellen und gar kein Plastik mehr zu nutzen. Jede kleinste Einsparung trägt zu einer nachhaltigeren und gesünderen Welt mit weniger Müll bei.
Deine Sophie