Jahresserie 2018: „Heimat – Wie im Himmel, so auf Erden“

„Kirche ist, wo man sich angenommen fühlt“

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In dieser Folge der Jahresserie geht es um die Heimat im Glauben. Wie ist das mit „dem Weihrauchduft in der Nase“? Welches Gotteshaus, welches Gebet, welches Ritual schenkt das Gefühl von Geborgenheit und Daheim-Sein? Hier sind einige Ergebnisse unserer Leser-Aktion.

Auf Geschwätz verzichten

Eine spirituelle Heimat im Glauben finde ich von Zeit zu Zeit in der Benediktinerabtei Niederalt-aich (Bayern). Dort ist es unter anderem möglich, die Liturgie im römischen und im byzantinischen Ritus zu feiern. Spirituelle Heimat finde ich darüber hinaus im Alten und Neuen Testament, in den Schriften des Augustinus und Thomas von Aquin, in den Publikationen von Albert Schweitzer, Ernesto Hello, Romano Guardini, Karl Rahner, Johannes Paul II., Benedikt XVI., Reinhold Schneider, Josef Pieper, Robert Spaemann, Michael Schneider und in den Beiträgen zur Ethik des Pallottinerpaters Heribert Niederschlag, Vallendar. Aufenthalte auf der Nordseeinsel Juist sind mir Ruhe- und Kraftquellen.

Eine Leserin freut sich über das Verbindende der Weltkirche: „Bei jeder Reise erfreut es mich neu, dass unsere katholische Kirche weltweit diese Heimat anbietet – auch in der Liturgie zum Mitbeten, egal ob ich die Sprache verstehe.“ | Foto: Adobe Stock
Eine Leserin freut sich über das Verbindende der Weltkirche: „Bei jeder Reise
erfreut es mich neu, dass unsere katholische Kirche weltweit diese Heimat
anbietet – auch in der Liturgie zum Mitbeten, egal ob ich die Sprache verstehe.“
Foto: Adobe Stock

Heimat ist mir die Feier der Eucharistie dann, wenn auf unnötiges Geschwätz von Seiten des Zelebranten verzichtet wird. Eine gute und würdige Kirchenmusik ist unerlässlich.
In der Pfarrkirche „St. Christophorus“ Niederselters habe ich einen Teil meiner Jugendzeit als Messdiener, Lektor und Organist verbracht. Sie ist mir – trotz manchem Unbill – Heimat geblieben. In späteren Jahren sind mir bis heute die Kirchen „St. Hildegard“, die Pallottiner- und Pfarrkirche „St. Marien“, die „St. Anna-Kirche“ und – in besonderer Weise – der Limburger Dom Heimat geblieben. Regelmäßig und gerne bin ich aber auch in der wunderschön restaurierten Pfarrkirche „St. Bartholomäus“ Balduinstein.
Frank Sittel, Limburg

 

In und mit meiner Gemeinde

Meine spirituelle Heimat ist die Liturgie, besonders die Eucharistiefeier, am liebsten in und mit meiner Gemeinde. An den Tagen, an denen bei uns keine heilige Messe gefeiert wird, lasse ich mir aber auch gern in der Nachbargemeinde schenken, was ich zum Leben brauche. Insofern habe ich meine Heimat sozusagen ein bisschen erweitert. Gelegentlich gehe ich auch auswärts, aber ein „kirchlicher Vagabund“ bin ich nicht, jedenfalls nicht, solange die Umstände das nicht erfordern.

Mein Kraftort ist der Tabernakel. Dorthin kann ich mit allem Schönen und Schweren kommen und gehe immer erfrischt und gestärkt weg.
In „meinen“ beiden Kirchen, in denen ich als ehrenamtliche Küsterin, Lektorin und Kommunionhelferin aktiv bin, erlebe ich ein besonders intensives Zu-Hause-Gefühl. Und wenn mir natürlich auch jede katholische Kirche potenziell Heimat sein kann, empfinde ich diese Vertrautheit doch als etwas Einzigartiges.
Helene Freund, Viernheim

 

In seelischer Not alleingelassen

Unsere „spirituelle Heimat“ hatten wir seit Kindheit und Jugend immer in der Kirchengemeinde. Hier lernten wir den Glauben kennen, er konnte sich entfalten und wurde wichtig für unser Leben. Wir waren Mitglieder der Katholischen Jugend und wurden Leiter einer Jugendgruppe. So lernten wir schon früh, in der Gemeinde verantwortlich eine Aufgabe zu übernehmen. Nach unserer Heirat zogen wir in eine andere kleine Pfarrei, die aber schnell wuchs durch den Bau einer Siedlung. Der Glaubensvollzug und die sehr lebendige Gemeinschaft bestimmte wesentlich unser Familienleben.

Wir sind alt geworden in unserer Gemeinde und müssen nun mit Frust und Enttäuschung erleben, wie unsere „spirituelle Heimat“ langsam zu Grunde geht, seit wir ein Ortsteil einer „Gemeinde neuen Typs“ geworden sind. Uns wurde der Sonntagsgottesdienst genommen, es gibt nur noch samstags abends eine Messfeier. Dabei hat doch gerade der Sonntag, als der Tag der Auferstehung unseres Herrn, einen besonderen Stellenwert. Dabei ist doch für einen Katholiken die Gottesbegegnung in der Feier der Liturgie so wichtig! Diese Situation ist sehr traurig, wir und andere Betroffene leiden echte, seelische Not, und fühlen uns darin alleingelassen.
Karl Heinz und Brigitte Faust, Wiesbaden

 

Verbunden bleiben

Aktuell ist mein kirchlicher Heimathafen St. Johannes d. T. in Marburg-Ginseldorf, wo mein Mann und ich wohnen und uns dort sowie auch in unserer Hochzeits- und Pfarrkirche St. Cyriakus im benachbarten Bauerbach zuhause fühlen.

Da wir aber aufgrund von Studium und Beruf mehrfach umgezogen sind, hat auch der Heimathafen gewechselt. Aber ohne kirchlichen Heimathafen konnte ich nirgendwo richtig ankommen. Das erging mir sogar bei einer nur zweiwöchigen Studienreise so. In einer säkularen Wandergruppe erkundeten wir traumhafte Naturlandschaften, aber das Land blieb mir fremd. Erst eine verlängerte Mittagspause in einem größeren Ort mit Kirche brachte den Wendepunkt. Ich hatte mir in einem Laden ein wunderschönes Holzkreuz gekauft und ging dann noch rasch in die natürlich offene katholische Kirche. Dort saß ein Pater und las im Brevier. Auf meine Bitte, das gerade erworbene Kreuz zu segnen, kamen wir sofort in ein sehr gutes Gespräch, ein kurzes gemeinsames Gebet und ich spürte Heimat.

Es kommt also nicht so sehr auf diesen oder jenen konkreten Ort an: Wo Gott ist und Menschen dies gemeinsam feiern, da ist meine Heimat.

Bei jeder Reise erfreut es mich daher neu, dass unsere katholische Kirche weltweit diese Heimat anbietet – auch in der Liturgie zum Mitbeten, egal ob ich die Sprache verstehe.
Dr. Beatrice van Saan-Klein, Fulda

 

Ein Hoch auf den Glauben

Meine geistliche Heimat ist die katholische Kirche – ja, das gibt es tatsächlich noch. Man fühlt sich, wenn man das bekennt, wie wenn man ein lange gehütetes Geheimnis preisgäbe. Ich kenne die Kirche von innen und habe sie mit ihren vielen engagierten und ehrlichen Mitgliedern schätzen gelernt. Es hat mir nicht geschadet, in einer katholischen Familie aufzuwachsen, mit sorgenden und liebenden Eltern.
Welche Gruppierungen bieten das sonst? Also – ein Hoch auf die katholische Kirche - und den Glauben.
Monika Ofenloch, Lorsch

 

Intensität der Gottesdienste

Meine Heimat im Glauben ist zuerst einmal der „Dom der Bergstraße“ in Heppenheim, unsere Kirche St. Peter. Hier habe ich vor 32 Jahren geheiratet, unsere Tochter wurde dort getauft und ging zur ersten heiligen Kommunion. Das prägt die ganze Familie.

Bis vor vier Jahren war St. Peter auch fast ausschließlich die Kirche, in der ich regelmäßig zum Gottesdienst ging. Dann lernte ich durch die Krankheit meiner Mutter und ihren Aufenthalt im Krankenhaus in Heppenheim auch die evangelischen Gottesdienste in der dortigen Krankenhauskapelle kennen. Diese Kapelle hat nun so gar nichts wirklich „Schönes“ zu bieten. Aber die Gottesdienste dort lassen mir oft das „Herz aufgehen“. Manchmal sind wir nur drei oder vier Personen. Aber die Intensität dieser Gottesdienste gibt mir oft unglaublich viel Kraft für mein Leben.

Eine andere spirituelle Heimat ist für mich auch das ökumenische Abendgebet in Lorsch. Dort trifft sich wöchentlich ein Kreis von Personen, um gemeinsam nach der Liturgie von IONA zu beten. Dorthin zu gehen ist für mich auch immer ein bisschen wie „nach Hause zu kommen“.
Ich habe also für mich herausgefunden, dass ich Gottesdienste besuchen möchte, die mir und meiner Seele guttun.
Doris Eberhard, Heppenheim