Rentner mit neuen Aufgaben
Meisterlich engagiert
In der Not nicht klagen, sondern das Beste draus machen. Unter diesem Motto haben sich in der Gemeinde St. Elisabeth in Königs Wusterhausen Rentner zusammengefunden und Hausmeisteraufgaben übernommen.
Bevor es losgehen konnte, musste noch der Rasenmäher startklar gemacht werden. Von Stefan Schilde |
Gerade wurde in St. Elisabeth Königs Wusterhausen die freitägliche Frühmesse gefeiert. Für die „Magister“, eine Gruppe von neun Herren, ist der Tag in der Gemeinde damit aber noch nicht vorbei. Obwohl sie alle schon in Rente sind, ruft jetzt die Arbeit. Ihr Job: als ehrenamtliche Hausmeister das Gemeindegelände auf Vordermann bringen. Peter Wein (80), früher Finanzwart im Kirchenvorstand, teilt die ehrenamtlichen Helfer ein. Es gibt immer was zu tun. Heute steht an: den Rasen mähen, die Beete vor dem Pfarrhaus von Unkraut befreien, die Steinplatten im Innenhof begradigen, damit niemand darüber stolpert. Nach der Einweisung beginnt das Gewusel. Ein jeder schnappt sich Gerät und Werkzeug und macht sich an die Arbeit.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Man muss nicht drumrum reden: Die Sache ist eigentlich aus der Not entstanden. Aus Einsparungsgründen musste die Pfarrei im März 2007 ihre Hausmeister-Vollzeitstelle streichen. Weil die Pflege des Kirchengrundstücks nicht darunter leiden sollte, steckten sie in St. Elisabeth die Köpfe zusammen – und beschlossen, die Sache eben selbst in die Hand zu nehmen.
Von Anfang an dabei war Ludolf Sonnabend (82). „Unser Grundstück sah immer gut in Schuss aus, wenn man daran vorbeilief. Wir wollten gern, dass es so bleibt“, sagt er. Er hatte schon früher immer mal dem damaligen Hausmeister geholfen und konnte seine Erfahrungen einbringen. „Begonnen haben wir mit fünf, sechs Mann. Mittlerweile sind wir zu elft“, erzählt Koordinator Peter Wein, der heute Unkraut jätet. Die meisten seiner Mitstreiter sind in ihren Siebzigern. Seit nunmehr 15 Jahren erscheint die Gruppe jeden Freitagmorgen zum Arbeitseinsatz. Schlosser, Tischler, Elektriker, Maler, Maschinenbauer – die Gruppe vereint einiges an Expertise. Viele anfallende Reparaturen können so eigenhändig erledigt werden. Und wenn mal zusätzliches Know-how gebraucht wird, dann wird eben eine Fachfirma gerufen, zu der sie in St. Elisabeth kurze Drähte haben.
Es geht auch um Spaß an der Gemeinschaft
Doch wie kam es zu dem prägnanten Namen der Hausmeistertruppe, „Magister“? Ludolf Sonnabend erinnert sich: „Vor einigen Jahren sind wir als Gemeinde zum Ausflug nach Görlitz gefahren und besuchten dort den Gottesdienst. Der langjährige Hausmeister wurde gerade in den Ruhestand verabschiedet. Der Pfarrer nannte ihn nicht ganz ernst, aber doch voller Respekt seinen ‚Magister‘.“ Einigen der Gäste aus Königs Wusterhausen gefiel der Name so gut, dass sie kurzerhand beschlossen, ihn zu übernehmen. Natürlich genehmigen sich die Magister nach getaner Arbeit zur Mittagszeit auch mal ein Bierchen. Man plaudert über Gott und die Welt, es wird gewitzelt und gelacht, jeder am Tisch bekommt mal im Spaß sein Fett weg. „Natürlich gab es auch schon mal Knatsch, aber nie über längere Zeit. Aber danach gibt man sich die Hand und es ist wieder gut“, sagt Peter Wein. Was über so viele Jahre zusammengewachsen ist, konnte auch die Pandemie nicht aufbrechen. „Auch als Corona besonders wütete, sind alle dabei geblieben. Das ist nicht selbstverständlich, denn wegen der Kontaktbeschränkungen mussten die Arbeiten in kleinen Grüppchen erledigt werden, über die ganze Woche verteilt“, sagt Norbert Schmidt (67). Ganz einfach sei das nicht immer gewesen, schließlich gehe es ja um das Miteinander. Und weil es zwischenmenschlich stimmt, sind die Männer auch gern hier. „Man tut was, für die Gemeinde und auch für sich selbst. Zwar bin ich im Ruhestand, freue mich aber jede Woche schon auf den kommenden Freitag“, sagt Ludolf Sonnabend. Alle stimmen zu. Einer sagt: „Meine Frau meint immer: Wenn du daheim auch so aktiv wärst!“
Apropos: Großen Wert legen die „Magister“ darauf zu betonen, dass die Frauen in der Gemeinde genauso ehrenamtlich anpacken wie sie. „Die Frauen engagierten sich im Kantoren- und im Lektorendienst, gestalten die Gottesdienste mit, kümmern sich um den Blumenschmuck und die Reinigung der Räumlichkeiten“, sagt Norbert Schmidt. Ohne „Frauenpower“ geht es also selbst mit vielen fleißigen Hausmeistern nicht.
Von Stefan Schilde