Initiative setzt sich für Bewahrung der Schöpfung ein

Mit allen Kräften handeln

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Seit einem Jahr gibt es im Bistum Erfurt die Initiative „öko+fair vor Ort“. Interesse haben viele, aber noch zu wenige Pfarreien und Institutionen werden wie die Mitarbeiter des Marcel-Callo-Hauses in Heiligenstadt aktiv.


Die Mitarbeiter des Marcel- Callo-Hauses in Heiligenstadt freuen sich über die Aufstellung eines Insektenhotels.    Foto: Annegret Rohde

Eine-Welt-Kiosk, Faire Kaffeestation für die Gäste, auch Bügelaktionen für die Ukraine  – die Liste der Aktivitäten im Marcel-Callo-Haus (MCH) in Heiligenstadt ist lang. „Aber das reicht uns nicht“ sagt Hausleiterin Annegret Beck. Im März hat sie mit ihrem Team eine Selbstverpflichtung für ökologisches und faires Handeln unterschrieben.

Vor einem Jahr, am 25. Juni 2021, startete das Projekt „öko+ fair vor Ort“ im Bistum mit einem Schöpfungsgottesdienst auf dem Hülfensberg. Die Initiative entstand auf Grundlage der Enzyklika „Laudato sí“ von Papst Franziskus und gibt Anregungen für ökologisches und faires Handeln in den Kirchorten. Neben vielen Interessierten war auch Bischof Ulrich Neymeyr beim Start dabei. „Ich freue mich, wenn viele die Impulse umsetzen, und unterstütze das Projekt ausdrücklich. Wir können und müssen mit allen Kräften an notwendigen Veränderungen mitbauen“, betonte der Bischof als Schirmherr.

Informieren und dann wirklich loslegen

„Es gibt aus den Kirchorten einiges Interesse, zumal sich ja schon Gruppen vom Jugendverband über die Pfarreien bis zu Altenpflegeheimen für die Schöpfungsbewahrung und einen fairen Umgang mit Menschen auf der ganzen Welt einsetzen“, sagt Anja Klose, Referentin im Seelsorgeamt und Mitglied im „öko+fair vor Ort-Team“ auf Bistumsebene. Dem Team gehören Vertreter aus Seelsorgeamt, Bildungswerk, Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) Thüringen e. V., der Fair-Handels-Beratung Thüringen/Weltladen-Dachverband sowie dem Katholikenrat an. Das Team unterstützt auf Anfrage die Kirchorte auf ihrem Weg.

Etliche Kirchorte, Verbände und Einrichtungen organisierten Informationsworkshops, um mehr über das Projekt „öko+     fair vor Ort“ und dessen mögliche Umsetzung zu erfahren. „Doch es braucht offensichtlich eine ganze Weile, bis die Interessierten auch Leute in ihrer Gemeinde für das Anliegen begeistern und wirklich loslegen können.“ Das Alten- und Pflegezentrum St. Elisabeth in Rudolstadt oder der Pfadfinderstamm der DPSG Erfurt seien da schon weiter. „Sie haben sich ehrgeizige Ziele gesteckt und diese in ihrer Selbstverpflichtungserklärung festgehalten.“

Das „öko+fair vor Ort“-Projekt möchte das bereits vorhandene ökologische und faire Handeln Engagierter würdigen und ausbauen. Dies könne in mehreren Schritten geschehen, erklärt Anja Klose: „Nach einem Info-Workshop finden sich die Interessierten vor Ort in einer Projektgruppe zusammen und wählen aus sechs vorgeschlagenen ökologischen und fairen Kriterien jeweils drei aus, die umgesetzt werden. Dazu unterzeichnen sie eine Selbstverpflichtungserklärung. Sind die Kriterien umgesetzt, wird der Kirchort als als öko+fair ausgezeichnet. Wer teilnimmt, wird  durch das öko+fair-Team begleitet und fachlich beraten.“

Im Marcel-Callo-Haus – als einer Einrichtung und anderen Form des Kirchortes – überlegt das Hausteam um Leiterin Beck, wie es gelingt, alle Mitarbeiter so einzubeziehen, dass sie sich „mit dem Herzen“ an der Bewahrung der Schöpfung beteiligen. „Schade wäre es, wenn die Veränderungen als zusätzliche Belastung wahrgenommen würden“, weiß Hauswirtschaftsleiterin Lioba Synowzik. Sie kennt die Herausforderungen, die eine Umstellung etwa auf ökologische Reinigungsmittel mit sich bringt. Hier seien fachliches Wissen, Austausch und Probieren nötig, um eine Lösung zu finden, die im Alltag funktioniert und ins Budget passt.

Beck und ihre Mitarbeiter möchten herausfinden, was dem MCH und so letztlich auch dem Bistum die Umstellung auf faire und regionale Lebensmittel zusätzlich kosten würde und ob es bezahlbar wäre. Den Papier-
einkauf haben sie bereits auf Recyclingpapier eines Thüringer Unternehmens umgestellt. Im Innenhof des MCH warten die Johannis- und Jochelbeeren auf esslustige Gäste. Und seit kurzem steht im Garten ein Insektenhotel. Indess lädt Anja Klose auch andere Einrichtungen, aber vor allem Pfarreien und Verbände ein, die Initiativie aufzugreifen.

Von Eckhard Pohl

Kontakt/Unterstützung/mehr Infos zu „öko+fair vor Ort“ unter: www.bistum-erfurt.de/oekofair