Sonderausstellung im Krippenmuseum Telgte
Mit allen Sinnen die Geburt Christi erleben
Foto: Stefan Branahl
Es ist schon bemerkenswert, was das Museum Religio in Telgte Jahr für Jahr in der Zeit um Weihnachten aus der stets gleichen, 2000 Jahre alten Geschichte macht: Christus ist geboren, und die Menschen versuchen seitdem, sich ein Bild von diesem Ereignis zu machen, es in ihre Zeit zu übersetzen, zu deuten, zu verstehen. Aus gutem Grund erinnert die Ausstellung an den heiligen Franz von Assisi: Vor 800 Jahren inszenierte er in Greccio das erste Krippenspiel, das dort übrigens bis heute in ungebrochener Tradition fortlebt. Damals wollte Franziskus die Geburt Christi mit allen Sinnen erfahrbar machen. Entsprechend stimmt ein Abbild des berühmten Freskos „Franz von Assisi verehrt das Jesuskind“ die Besucher ein. Doch erst fast am Ende des Rundgangs, nach mehr als hundert modernen und traditionellen Interpretationen des Geschehens von Betlehem, widmet sich ein Raum dem, was wir als Ursprung der Weihnachtskrippe sehen.
In Nonnenklöstern gab es den Brauch des Kindleinwiegens
Hier fällt besonders ein kleines, liebevoll gestaltetes Diorama auf: Ein Mann kniet mit einem Säugling im Arm vor einem Fachwerkhaus, neugierig treten Vater und Tochter vor die Tür, die Mutter schaut noch abwartend aus dem Fenster. Der kleine Junge aber kennt keine Ängste und ist auf den Fremden zugerannt, beide sind offensichtlich schon im Gespräch. Hat sich Maria, die Mutter, vielleicht aus dem Staub gemacht? Will Josef das Baby jetzt in fremde Hände geben, weil er nicht allein die Suppe auslöffeln will, die ihm andere eingebrockt haben? Weder noch, wir sehen Franziskus, der uns erklärt, was Weihnachten bedeutet: das Kind aus der Krippe nehmen und es zu den Menschen bringen, wie auch immer.
Schon lange vor Franz von Assisi hat die Geburt Jesu die Menschen inspiriert, das Geschehen bildlich festzuhalten. Bereits in die Zeit Kaiser Konstantins, der in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts festgelegt hatte, dieses Ereignis am 25. Dezember zu feiern, gibt es entsprechende Darstellungen auf Sarkophagen in den Katakomben Roms. Davon ließen sich später Bildhauer inspirieren. Für die für Krippen typische Aufeinanderfolge von mehreren Szenen bedurfte es weiterer Impulse. Dies waren zum einen die Weihnachtsspiele, die seit dem frühen Mittelalter in den Sakralräumen aufgeführt wurden. Zum anderen gehörte dazu auch die bereits erwähnte Darstellung von Franz von Assisi. Und schließlich gab es vor allem in Nonnenklöstern den Brauch des Kindleinwiegens. Weihnachtslieder wie „Joseph, lieber Joseph mein, hilf mir wiegen mein Kindelein“ oder „Auf dem Berge, da wehet der Wind, da sitzet Maria und wieget ihr Kind“ gehören in den Zusammenhang dieses Brauches. Hinter diesen Ritualen stand der Gedanke, sich innerlich intensiv auf das Weihnachtsfest und „die Krippe für das Jesuskind im Herzen“ vorzubereiten.
Die Krippenausstellung ist bis 28. Januar zu sehen.