Digitalisierung für den sozialen Bereich nutzen

Mit dem Tablet am Krankenbett

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Das Jahresthema der Caritas ruft dazu auf, die Digitalisierung auch für den sozialen Bereich zu nutzen. Michael Haas-Busch von der Berliner Caritas hat sich mit der Umsetzung vor Ort befasst.

Mit dem Tablet beim Patienten: Mit diesem und anderen Plakaten bewirbt die Caritas ihr Jahresthema. | Foto: Deutscher Caritasverband

Herr Haas-Busch, Sie haben den Workshop „Digital ist nicht egal“ zur Caritas-Jahreskampagne begleitet. Muss heute jeder Pfleger ein Tablet mit ans Krankenbett nehmen?

Gerade im Pflegebereich sind die Anforderungen an Dokumentation und Nachweisbarkeit gegenüber Kostenträgern mittlerweile so hoch, dass man mit der Pappakte nicht mehr weit kommt. Die computergestützte Dokumentation kann dem Pfleger viel Arbeit abnehmen, weil er sie direkt am Krankenbett eingeben kann und nachher nichts mehr niederschreiben oder übertragen muss. Digitalisierung soll ein Hilfsmittel sein für die eigentliche soziale oder pflegerische Tätigkeit, um die Qualität zu steigern und mehr Zeit und Aufmerksamkeit für den Patienten zu haben.

Wie sieht es im ehrenamtlichen Bereich aus?

Ehrenamt entwickelt und verändert sich. Viele Menschen machen nicht mehr das Langzeitehrenamt, das  über Jahre am selben Ort mit derselben Zuverlässigkeit funktioniert. Sondern sie sind heute eher projektbezogen engagiert und haben ein begrenztes Stundenkontingent, sind nicht auf Dauer an einem Ort oder können nicht immer zur selben Zeit. Digitalisierung ist hilfreich, um Projekte gemeinsam planen und sich flexibler engagieren zu können. Am Beispiel der Flüchtlingsarbeit: In der Zeit, als es um Soforthilfen ging, konnte man sich online für Schichten in der Kleiderkammer eintragen: Ich kann heute von zwei bis vier und morgen von fünf bis neun. So hat sich der Dienstplan gefüllt, ohne dass ihn jemand vor Ort koordinieren musste, und die Kleiderkammer konnte durchgängig betrieben werden.

Muss sich jetzt jeder einen Computer oder ein Smartphone kaufen?

Die Anschaffungskosten waren tatsächlich in unserem Seminar eine Frage. Die sind aber minimal. Es gibt im Rahmen der Jahreskampagne auch Projekte, die zum Ziel haben, gebrauchte Laptops und Smartphones für Ehrenamtliche zu besorgen und kostengünstig zur Verfügung zu stellen. Natürlich muss es auch für Ehrenamtliche ohne Smartphone weiterhin einen Zugang geben.

Was gab es für Sie als Veranstalter für Erkenntnisse?

Bei den Caritas-Konferenzen im Diözesanverband Berlin haben wir einen Schwerpunkt auf Krankenbesuchsdiensten, auch bei Menschen mit Demenz. Wir haben gehört, dass man Demenzkranke über Möglichkeiten des Internet gut erreichen kann. Zum Beispiel könnte man mit einer Frau, die aus Köln stammt, über das Tablet virtuell durch den Kölner Dom gehen und ihn sich in 3D anschauen. Ein anderes Beispiel wäre Musik, da kann man fragen: „Was für Musik hören Sie?“ Dann kann man die über Youtube abspielen. Es ist eine Chance, mit kranken Menschen ins Gespräch zu kommen. Es geht nicht darum, die bisher geleistete Arbeit in Frage zu stellen, sondern sie den Anforderungen und auch Möglichkeiten unserer Zeit anzupassen. Aber dazu kann und soll niemand „gezwungen“ werden.

Was ist mit der Sicherheit im Internet?

Es gab einen Beitrag unseres Präventionsprojektes Computer- und Medienabhängigkeit „Digital – voll normal?!“ beim Caritas­verband. Die sehen, dass Internet und Digitalisierung Gefahren bergen, die man nicht ausschließen und vor denen man sich nicht schützen, aber für die man sensibilisieren kann. Die Datensicherheit ist natürlich eine Sorge, die alle umtreibt. Man kann nicht verhindern, dass Daten gespeichert und weitergegeben werden, aber: Man muss sich dessen bewusst sein und sparsam damit umgehen.

Ein Kritikpunkt an Digitalisierung ist ja: Alle schauen heute nur noch auf ihr Smartphone. Ist das nicht gerade im sozialen Bereich eine Gefahr?

Sicherlich. Es geht nicht darum, dass die Arbeit an und mit Menschen nur noch mit dem Blick aufs Smartphone geschehen soll. Im Gegenteil: Die Arbeit mit dem Menschen soll erleichtert werden, neue Möglichkeiten geschaffen werden. Die digitalen Medien können nur ein Hilfsmittel sein. Sie können nicht die Arbeit am Menschen ersetzen.

Michael Haas-Busch | Foto: Caritas/Walter Wetzler

Wer hilft im Erzbistum Berlin Menschen, die digital für ihr Ehrenamt unterwegs sein wollen?

Es entstehen an allen Ecken Projekte für das Thema. „Digital – voll normal?!“ zum Beispiel hat das Thema Medienkompetenz auf seiner Agenda. Der deutsche Landfrauenverband arbeitet sehr stark daran, die Menschen in der Fläche zu erreichen und macht sich die sozialen Medien zunutze. Die youngcaritas managt ihre Angebote für das Ehrenamt Jugendlicher und junger Erwachsener digital. Wenn Menschen konkrete Fragen haben, können sie sich auch an uns wenden. Wir unterstützen gerne dabei, den Aspekt Digitalisierung bei der Entwicklung von Projekten mit zu bedenken.

Interview: Cornelia Klaebe

Kontakt: Michael Haas-Busch, Caritas im Pastoralen Raum/Caritas-Konferenzen Deutschlands (CKD); 0 30 / 6 66 33 12 66 oder m.haas@caritas-berlin.de

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