Mit denen kann man reden!
Für die Jugendlichen da sein, die Drogen nehmen, die obdachlos sind, die sonst niemanden haben, mit dem sie reden können – das machen Matthias Dresow und Andreas Scherer. Sie sind Straßensozialarbeiter der Caritas in Schwerin.
Matthias Dresow und Andreas Scherer gehören zu insgesamt sieben Streetworkern in der Landeshauptstadt. Sie betreuen Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahre. Gerade führt ihre Tour an einer Schule vorbei. Dresow schaut nach unten. Er schiebt mit dem Fuß ein paar braune Blätter zur Seite. Dann zeigt er auf ein durchsichtiges Tütchen, das am Boden liegt. „Das ist die typische Aufbewahrung für Drogen, zum Beispiel kleine bunte Pillen oder auch Marihuana. Solche Tütchen finden wir hier oft.“ Es sei normal, dass sich einige der älteren Schüler in der Hofpause vom Schulhof verziehen, um Marihuana zu rauchen oder noch härtere Drogen zu nehmen. Und danach gehen sie wieder in den Unterricht. „Wir versuchen, für diese Jugendlichen da zu sein. Wir gehen auf sie zu und hören ihnen zu. Und helfen natürlich, wenn wir können“, erklärt Andreas Scherer. „Es geht bei diesen jungen Erwachsenen um existenzielle Sorgen. Nicht um Schulnoten, sondern um Sucht und Obdachlosigkeit. Ein Beispiel: ein junger Erwachsener macht eine Ausbildung und wohnt in einer eigenen Wohnung. Dann zahlt er oder sie die Miete nicht, wird rausgeschmissen und ist obdachlos. Wir können dabei helfen, wieder eine Wohnung zu finden.“
Jugend-Obdachlosigkeit, die keiner sieht
Auch eine kleine Großstadt wie Schwerin habe Jugend-Obdachlosigkeit. Sie sei aber eher versteckt, weil diese Jugendlichen immer wieder für ein paar Nächte bei Freunden oder Bekannten unterkommen, so Scherer. „Sie schlafen eher selten in leerstehenden Gebäuden. Aber es kommt vor. Deswegen fahren wir regelmäßig mit unseren Fahrrädern in die leeren Hallen in der Umgebung. Wir treffen dort auch immer wieder auf Jugendliche und sagen ihnen, wo die Obdachlosen-Unterkunft in Schwerin ist. Denn unsere große Angst ist, dort irgendwann einen erfrorenen Jugendlichen zu finden.“
Dresow und Scherer sind aber meistens rund um die Schulen im Viertel unterwegs – während der Hofpausen und nach Schulschluss. Sie sprechen Jugendliche an, die ohne Ziel herumtrotten und bieten ihre Hilfe an. Die beiden Männer werden aber auch angesprochen, von Schülern, die sie schon kennen. „Uns ist wichtig, verlässlich zu sein. Die Schüler sollen wissen, dass wir immer wieder vorbeikommen und in der Nähe sind. Es gibt auch eine feste Zeit einmal in der Woche, zu der wir auf jeden Fall im Bauwagen anzutreffen sind“, so Dresow. Der Bauwagen steht neben dem Ersatz-Gebäude der Erich-Weinert-Schule. Auf dem Wagen steht „Streetwork“ in Graffiti-Optik, er ist eine mobile Beratungsstelle mit Sitz-Ecke und demnächst noch mit Küche. Neben dem Bauwagen gehören zwei Fahrräder zur Ausstattung. Ein normales und ein Lastenrad. In den großen, silbernen Kasten passt alles Mögliche herein: von mehreren Kaffeekannen bis zu einer Platte zum Crepesbraten. Und vor allem ist es zu einem Markenzeichen geworden. Das weiße Rad mit dem Kasten ist leicht wiederzuerkennen. Deswegen hätten die beiden gerne ein zweites Lastenrad. Und das könnten sie demnächst auch bekommen, denn: Caritas und die Diakonie sind in diesem Jahr Partner der „Hand in Hand“-Benefizaktion des Norddeutschen Rundfunks. Die Spenden, die dabei gesammelt werden, kommen Projekten der beiden Verbände zugute. Möglicherweise für das neue Lastenrad für die Streetworker in Lankow.
Mehr Informationen dazu unter www.ndr.de im Internet.
Text u. Foto: Antonia Schindler