Erste Station für den neuen "Tugendweg"

Mit „Klugheit“ durch Lingen

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Lange ist der „Tugendweg“ für Lingen geplant worden. Nun wurde dieses Kunstprojekt mit der ersten Station am örtlichen Medienhaus eröffnet. Die weiteren sechs Skulpturen sollen bis zum Jahresende fertig sein.


Einen Platz für die „Klugheit“ hat Künstlerin Ilse Kampen (M.) geschaffen – zur Freude von v. l. Georg Aehling (Kunstverein), Meike Behm (Kunsthalle Lingen)  Holger Berentzen (Stadtpastoral), Oberbürgermeister Dieter Krone. Foto: privat


Kreisrund ist der Platz beim neuen Medienhaus nahe der Stadtgrabenpromenade in Lingen. Ilse Kampen hat ihn mit Platten aus unterschiedlichen Steinen belegen lassen. Ein Lichtkranz umgibt diese Fläche und lässt Worte aufleuchten. „Gerechtigkeit“, „Toleranz“, „Rücksprache“ oder auch „Mut“ ist dort zu lesen. Alles Begriffe, die die Nordhorner Künstlerin mit der Tugend der „Klugheit“ verbindet. Sie hofft, dass Passanten eine Pause auf den vier Sitzbänken einlegen und darüber reden, was Klugheit heutzutage bedeutet. Sie selbst versteht darunter weniger an Noten messbares Wissen, sondern vielmehr Lebensweisheit, aus der kluges, umsichtiges und verantwortliches Handeln im Alltag erwächst.

Sieben Tugenden auf gut zwei Kilometern

Mit Kampens Kunstwerk zum Thema „Klugheit“ ist nun die erste Station auf dem neuen „Tugendweg“ in Lingen fertig und kürzlich vorgestellt worden. Weitere sechs, großformatige Skulpturen aus Stein und Metall sollen bis zum Jahresende folgen. Alle beschäftigen sich mit verschiedenen Tugenden, die als Leitplanken für unser Leben gelten. Nach der Klugheit geht es dabei um Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maßhalten, Glaube, Hoffnung und Liebe. Wenn alle Kunstobjekte stehen, ergibt sich daraus ein gut zweieinhalb Kilometer langer Gang durch die Lingener Innenstadt: vorbei an der katholischen St.-Bonifatius-Kirche und dem Amtsgericht, am Kreishaus und am Bonifatius-Hospital bis zum neuen Hafen. An jeder Station wird künftig eine Infotafel mit einem Begleitwort stehen, auch eine Broschüre ist geplant. Wer bewusst oder auch zufällig dort haltmacht, bekommt damit Impulse, über die er oder sie weiter nachdenken können.

Genau das erhofft sich Holger Berentzen von dem „Tugendweg.“ Der Dekanatsreferent, in Lingen, auch zuständig für die Stadtpastoral, hat das Projekt mit der Leiterin der Kunsthalle, Meike Behm, seit 2018 unermüdlich vorangetrieben. Er erkennt darin einen wichtigen Auftrag kirchlicher Arbeit: „Wir können nicht mehr warten, bis die Menschen zu uns kommen, sondern wir müssen sie mitten in der Stadt erreichen.“ Eben auch durch Kunst im öffentlichen Raum, frei zugänglich für jede und jeden. 

"Es geht um die Frage, wie wir gut zusammenleben"

Und das Thema der Tugenden eignet sich seiner Ansicht nach sehr gut dafür. Denn so altmodisch der Begriff auch klingen kann, für ihn hat er nichts an Aktualität verloren. „Es geht um die Frage, wie wir heute gut zusammenleben können: als Familie, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, im Verein, im Freundeskreis und in der Kirchengemeinde. Und was uns dabei zusammenhält.“ Tugenden wie Gerechtigkeit, Liebe und Hoffnung helfen seiner Meinung nach dabei, Entscheidungen für das eigene und gemeinsame Wohl verantwortlich zu treffen. „Hier braucht es Abwägung, Kompromissfähigkeit sowie die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, Dinge zu verändern und nachhaltig zu handeln.“ 

Um das Projekt zu realisieren, waren zahlreiche Beratungen, Absprachen und Planungen notwendig – bis hin zur nicht ganz einfachen Finanzierung. Dabei haben viele Spender und Spenderinnen mitgeholfen. Auch das Bistum, der Landkreis, Firmen und Einrichtungen aus der Region beteiligen sich. Für die Skulpturen konnten Berentzen und Behm sieben freischaffende Künstlerinnen und Künstler aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim gewinnen. Dazu gehören neben Ilse Kampen auch Margriet Krijtenburg aus Handrup, Ulrich Schürhaus aus Thuine, Ansgar Silies aus Lingen, Julia Siegmund aus Nordhorn, Peter Lütje aus Lingen und Eva-Maria Grüneberg aus Nordhorn. Holger Berentzen glaubt, dass ihre Entwürfe Lingen über die Landkreisgrenzen hinweg bekannt machen.

Petra Diek-Münchow

Der „Tugendweg“ ist ein gemeinsames Projekt der Lingener Stadtpastoral und der Kunsthalle Lingen, mit Unterstützung der Stadt Lingen. Wenn alle sieben Skulpturen stehen, soll es im nächsten Jahr auch ein Begleitheft dazu geben sowie Führungen für Interessierte, Schulen, Firmgruppe oder Touristen.