Tier-Trauergruppe bei der Hospizhilfe Bremen

Nein, es war eben nicht nur ein Hund

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Ein ältere Dame kuschelt mit ihrem Hund
Nachweis

Foto: privat

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Regina Heygster, Initiatorin der Trauergruppe und zweite Vorsitzende des Hospizvereins, kuschelt mit ihrem Hund Rolfy. Foto: privat

Im April startet die Hospizhilfe Bremen eine neue Trauergruppe. Das Besondere dabei: Im Fokus stehen die verstorbenen Haustiere der menschen. Für Initiatorin Regina Heygster ist das eine emotionale Angelegenheit.

„Wer sich noch von meiner Katze verabschieden möchte, kann gerne vorbeikommen.“ Mit diesem Satz endet die Rundmail einer guten Freundin von Regina Heygster. Sie weiß, dass ihre Freundin eine große Katzenliebhaberin ist. Mit viel Liebe hat sie ihren Tieren ein Zuhause geschenkt. Für Heygster ist es daher selbstverständlich, dass sie dem Aufruf ihrer Freundin folgt und der Katze die letzte Ehre erweist.

Bei ihrer Freundin ist die verstorbene Katze in einem kleinen Kästchen vor dem Ofen aufgebahrt. Die beiden Frauen nehmen sich ein wenig Zeit, sprechen über das Tier und weinen zusammen. Am Abend ruft Heygster noch einmal an. Sie fragt, wie es ihr geht und wer denn sonst noch aus dem Freundeskreis vorbeigekommen ist. Doch ihre Freundin berichtet ihr, dass sie die einzige Besucherin gewesen ist. Heygster ist schockiert. Sie hätte mindestens mit drei oder vier anderen Personen gerechnet. Dadurch wird ihr erst bewusst, dass Trauer um ein verstorbenes Tier auf wenig Verständnis trifft.

Wenn das Tier stirbt, stehen die Trauernden ganz alleine da

Dieses Ereignis ist nun einige Jahre her. Das Thema hat Heygster seitdem aber nicht mehr losgelassen. Was ist eigentlich, wenn Tiere sterben? Und: Wie geht man mit den Trauernden um? Privat und bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit im Hospizverein wird sie immer wieder mit diesen Fragen konfrontiert. So begleitet Heygster auch eine ältere Dame, die ihre Katze vor eineinhalb Jahren verloren hat. Sie lebt alleine und kann nicht mehr nach draußen gehen. „Die Katze war ihr Lebenselixier, ihr Ein und Alles.“ Bis heute trauert die Dame um ihren kleinen „Muckel“.

„Wir machen uns oftmals gar nicht klar, wie viel Kraft alleinlebende Menschen durch solche Tiere bekommen“, sagt Heygster. „Wenn das Tier dann stirbt, stehen die Trauernden ganz alleine da.“ Heygster schreibt der Dame immer wieder kleine Briefe und fragt darin auch, wie es ihr mit dem Gedanken an die Katze geht. „Natürlich wird sie dann traurig. Aber sie freut sich auch, dass ich danach frage und dass sie mir von dem tollen Tier erzählen kann.“

Für Heygster ist es wichtig, Bewusstsein für die Trauer von Menschen zu schaffen, die ein Tier verloren haben. „Ich bin der Meinung, dass unsere Gesellschaft noch nicht trauerfreundlich ist. Viele Menschen wollen mit Trauer möglichst wenig tun haben, vor allem wenn sie diese nicht nachvollziehen können.“ Wie zum Beispiel bei dem Verlust von Tieren. Sprüche wie „So ist es besser für das Tier“ oder „Du kannst dir doch ein Neues zulegen“ mögen zwar gutgemeinte Trostversuche sein, aber sie verfehlen ihr Ziel. Es entsteht der Eindruck, dass die Trauer der Menschen nicht berechtigt ist. „Es hindert sie sogar daran, zuzugeben, wie sehr ihnen dieses Tier fehlt“, sagt Heygster. Besser ist es, die Menschen ehrlich danach zu fragen, wie es ihnen geht. Oder gezielte Nachfragen zu dem verstorbenen Tier zu stellen: „Vermisst du dein Tier sehr? Was war besonders an ihm? Welche schönen Erinnerungen hast du an eure gemeinsame Zeit?“

Die neue Trauergruppe in Bremen soll ein Forum für Menschen sein, die ein Tier verloren haben und sich darüber austauschen wollen. Dabei geht es nicht nur darum, zusammen zu trauern und zu weinen, sondern auch über das Glück, die Freude und die Liebe zu sprechen, die man mit dem Tier geteilt hat. Heygster freut sich über die neue Gruppe: „Es ist gut, dass es die Möglichkeit für diesen Austausch gibt. Auch wenn nur zwei oder drei Personen dieses Angebot wahrnehmen, lohnt sich das.“

Zur Sache

Die Tier-Trauergruppe findet jeden zweiten Montag im Monat von 16 bis 17.30 Uhr statt. Start ist am Montag, 8. April. Leiterin der Gruppe ist die Trauerrednerin und ehemalige Pastorin Michaela Höck. Die Treffen finden in den Räumlichkeiten der Hospizhilfe Bremen (Außer der Schleifmühle 35/37) statt.

Jasmin Lobert