Anfrage zum Altaropfer
Opfer am Altar - Opfer am Kreuz
Gemäß Katholischem Katechismus sind das Opfer Christi am Kreuz und das Opfer der Eucharistie „ein einziges Opfer“. Woher stammt diese schwer fassliche Idee? Manfred Gotza, Hannover
Der Kirchenlehrer Johannes Chrysostomus hat im vierten Jahrhundert gepredigt: „Wir opfern immer das gleiche Lamm, und nicht heute das eine und morgen ein anderes, sondern immer dasselbe. Aus diesem Grund ist das Opfer immer nur eines. (…) Wir opfern, aber dadurch, dass wir ein Gedächtnis seines Todes begehen.“ Das greift auf den Hebräerbrief (10,10) zurück, wo es heißt, dass wir „durch die Hingabe des Leibes Jesu Christi geheiligt“ sind und zwar „ein für alle Mal“.
Die Eucharistiefeier, also die Feier von Leiden, Tod und Auferstehung Christi, ist das aktive Gedächtnis, das das Opfer Christi wirklich vergegenwärtigt. Aber es wird nicht wiederholt, nachgespielt oder ihm gar ein neues oder weiteres Opfer hinzugefügt. Das Opfer Christi ist unüberbietbar und einzig.
„Wenn wir von der Messe als einem Opfer sprechen, ist dies nicht etwa als ein eigenständiges Opfer, sondern als Teilhabe an der Selbsthingabe des Herrn zu verstehen“, schreibt der Liturgiewissenschaftler Martin Stuflesser. Der Katechismus formuliert das so: „Die Opfergabe und der Opfernde sind dieselben, nur die Weise des Opferns ist verschieden: blutig am Kreuz, unblutig in der Eucharistie.“ (Nr. 280). Es gibt also nicht das Opfer Christi und mehrere Wiederholungen in der Eucharistie, es ist „ein einziges Opfer“. So ist es auch in der Kunst dargestellt (Bild: Kelch der Ecclesia empfängt Christi Blut aus der Seitenwunde. Drogo-Sakramentar, nach 844).
Aber was bedeutet eigentlich Opfer? Gott ist kein Götze, den man mit blutigen Tier- oder gar Menschenopfern gnädig stimmen müsste. Spätestens durch die Unüberbietbarkeit des höchsten Opfers – der Lebenshingabe Christi am Kreuz – ist das obsolet. Unser eigenes Opfer kann nur unblutig sein – im Gedächtnis des Todes und der Auferstehung Christi, dankbar für alles, was Gott für die Menschen gegeben hat: sich selbst.
Anders gesagt: Es geht um das Herzblut der Menschen, nicht um Blut, das erneut vergossen würde. Das geschieht in der Feier der Eucharistie. Es zeigt sich aber auch in der Hingabe für andere in christlicher Nächstenliebe, wenn sich jemand aufopfert im Einsatz für Bedürftige.
Michael Kinnen