Ordensbruder ist jetzt Priester in Seoul

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Bruder Benedikt Hülsmann aus dem Kloster Nütschau ist seit November Pfarrer der deutschsprachigen Gemeinde der Metropole auf der Koreanischen Halbinsel. Er berichtet von seinen ersten Eindrücken und erzählt, warum er noch nicht weiß, ob er Heiligabend eine Messe feiern wird.

Benediktinerbruder Benedikt in Seoul
Bruder Benedikt Hülsmann vor seiner neuen Wirkungsstätte in Seoul.  Foto: Br. Benedikt Hülsman

Von Travenbrück, jener kleinen Gemeinde bei Bad Oldesloe mit etwa 1700 Einwohnern, in der das Kloster Nütschau steht, bis nach Seoul, jener asiatischen Metropole, in der mehr als 9,7 Millionen Menschen leben, sind es über 8000 Flugkilometer. Und acht Stunden weiter auf der Uhr. Bruder Benedikt aus dem Benediktinerkloster Nütschau hat es genau dorthin verschlagen. 

Der Grund dafür ist einfach: Bruder Benedikt Hülsmann, wie sein vollständiger Name lautet, reist gerne. „Ich muss noch einmal etwas erleben“, wie er sagt. Deshalb hatte er sich bei der Deutschen Bischofskonferenz beworben, als eine der 60 Stellen für die Auslandsseelsorge frei wurde: Die deutschsprachige Gemeinde von Seoul brauchte einen Priester, Bruder Benedikt wurde ausgewählt und machte sich auf den Weg. Anfang November kam er an. „Ich bin herzlich aufgenommen worden von der deutschsprachigen Gemeinde“, erzählt er im Interview per WhatsApp. Rührend habe man sich um ihn gekümmert, ihn vor allem zu Beginn auf den vielen Wegen begleitet. Er selbst ist durchaus viel allein, was ihm aber auch helfe, sich erst einmal zurechtzufinden und alles zu verarbeiten.

Und das ist gar nicht so einfach in dieser Stadt, die Bruder Benedikt als „wirklich groß, gigantisch groß“ beschreibt. Als er sein Viertel erkunden wollte, verlief er sich prompt und verlor die Orientierung. Erst ein Taxi brachte ihn wieder nach Hause. Und das, obwohl er die Landessprache nicht spricht, was für ihn natürlich nach einem Monat Aufenthalt noch ein Handicap ist. Von Radio und Fernsehen hält er Abstand. „Ich habe den Fernseher noch nicht einmal angeschaltet, weil ich merkte, es wird mir zu viel.“ Dennoch, an der Stadt am Fluss Hangang fasziniert den Ordensmann, „wie es Menschen gelingt, eine Infrastruktur zu schaffen, dass das Leben mit so vielen Menschen möglich ist.“ Sogar Busse und Bahnen seien vorbildlich pünktlich.

Die Corona-Regeln sind sehr viel strenger

Corona ist auch in Seoul ein Thema: „Das ist wirklich eine große Herausforderung für alle Menschen hier. Die Bedingungen sind sehr viel strenger als bei uns. Und ich weiß noch gar nicht, ob ich Heiligabend einen Gottesdienst feiern kann“, berichtet Bruder Benedikt. Arbeitsfreie Tage sind übrigens weder Heiligabend noch der zweite Weihnachtsfeiertag.

Bislang weiß Bruder Benedikt nur, dass er am 25. Dezember einen Gottesdienst zelebrieren darf. „Bis 28. Dezember gilt in Seoul – anders als in anderen Teilen des Landes –, dass in Gottesdiensten maximal 20 Personen sein dürfen. Das schließt den Priester mit ein.“ Denn eigentlich wird auf Internetübertragungen gesetzt. „Dementsprechend leer ist auch die Kirche. Die Menschen sind sehr verunsichert“, hat der Seelsorger beobachtet. Klar ist, dass sich die Menschen vor Beginn des Gottesdienstes die Hände desinfizieren und die ganze heilige Messe über Maske tragen müssen – was auch für den Priester gilt, selbst wenn der mehrere Meter entfernt allein am Altar steht. Alle hielten sich peinlich genau an die Vorgaben, weil drakonische Strafen drohten, weiß Bruder Benedikt zu berichten. 

Während Gottesdienste also nur sehr eingeschränkt stattfinden können, läuft es in den Res­taurants ganz anders. Sie haben geöffnet – wenn auch nur noch bis 21 Uhr. Da die Koreaner sehr gern auswärts essen und das erst recht auch an Weihnachten, ist an eine Schließung der sehr vielen Restaurants in der Stadt wohl nicht zu denken.

Mit Weihbischof Timothy Yu Gyoung-chon war Bruder Benedikt übrigens unterwegs, um Päckchen an die Obdachlosen zu verteilen. Obdachlose in Seoul schämen sich sehr für ihre Armut, hat er beobachtet. Die Begegnungen haben ihn an Szene im Stall von Betlehem erinnert, wo Maria Gottes Sohn unter ärmlichsten Bedingungen zur Welt brachte.

Text: Marco Chwalek u. Marco Heinen