Ort für Experimente
Foto: Matthias Schatz
„Mein Traum ist es, mit einem Kaffee-Bike die Parks und Spielplätze der Hafencity zu besuchen, den Müttern und Vätern dort Kaffee und Tee anzubieten und mit ihnen ins Gespräch zu kommen.“ Anna Rubbert, seit Januar Leiterin des Ökumenischen Forums Hafencity, will nicht nur im Büro sitzen, sondern auch rausgehen zu den Menschen. „Wir sollten nicht warten, bis die Leute zu uns kommen, sondern wir müssen auf sie zugehen“, sagt die 41-Jährige.
Anna Rubbert ist die erste Leiterin dieses Projekts, an dem sich 21 Kirchen aus der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Hamburg beteiligen, die einer der großen Kirchen angehört. Und die erste Katholikin, unter deren Ägide dieser „Raum zum Experimentieren für alle Konfessionen“ steht, wie sie sagt. „Hier sollen Dinge geboten werden, die es in den Gemeinden der Mitgliedskirchen nicht gibt“, erklärt Rubbert.
Rubbert ist zudem die erste Leiterin, die nicht in eine der Wohnungen des Forums an der Shanghaiallee 12 gezogen ist, wo sich auch die Kapelle der Einrichtung befindet. Die rund 50 Bewohner der Hausgemeinschaft seien zunächst etwas skeptisch ob dieses Umstands gewesen, kämen nun aber mit dieser Trennung von Berufs- und Privatleben gut zurecht, sagt Rubbert. Sie nehme auch an den Hausabenden teil.
Überdies leitet mit Anna Rubbert erstmals eine nicht geweihte Person das Ökumenische Forum Hafencity. Möglich ist das geworden, weil diese Anforderung gestrichen wurde, als die Stelle neu ausgeschrieben wurde. „Es braucht auch keine geistliche Leitung“, sagt Rubbert. Tatsächlich werden in der Kapelle auch keine Eucharistiefeiern abgehalten, vielmehr finden Andachten und Wort-Gottesdienste statt, auch unter ihrer Leitung.
Prädestiniert erscheint Rubbert für diese Position nicht nur, weil sie ein Diplom in Theologie an der Hochschule der Pallottiner in Vallendar erworben hat. Sie war als Pastoralreferentin in mehreren Pfarreien Hamburgs tätig, zuletzt in St. Maria im Hamburger Westen. Dort befasste sich Rubbert bereits mit der Ökumene. Tiefer sei sie in dieses Thema dann als Delegierte des Erzbistums bei der ACK eingestiegen, erzählt sie im Café gleich neben dem Eingang zum Ökumenischen Forum Hafencity.
Bewohner der Hafencity in Parks aufsuchen
Noch arbeitet sich die Mutter zweier Kinder ein, aber die Richtung für die Weiterentwicklung des Ökumenischen Forums steht schon fest: „Es geht darum, im Stadtteil bekannter zu werden“, sagt Rubbert. Hauptzielgruppe seien neben der Hausgemeinschaft die Bewohner der Hafencity. „Die Fragestellung ist: Wie bringen wir den Glauben nahe, ohne mit der Bibel durch die Gegend zu laufen und zu sagen: ,Komm zu uns‘?“ Es gehe um eine Art moderne und experimentelle Kirche und darum, auf die überkonfessionelle Kapelle aufmerksam zu machen.
Und damit geht es auch darum, dass sie nicht ständig im Büro sitzt, sondern die Menschen in Parks und auf Spielplätzen der Hafencity aufsucht. Und die gibt es zahlreich. Denn die Hafencity ist trotz der vielen geradezu ins Auge stechenden Hotels, Bürogebäude und der Universität auch ein Wohngebiet. Bis 2025 werden rund 15 000 Menschen dort leben.
Dazu ist bislang geplant, am Sommerfest der Hafencity im Lohsepark teilzunehmen. Am 15. Mai wird gemeinsam mit der ACK ein Tag der Ökumene veranstaltet, bei dem Europa thematisch mit im Zentrum steht. Dies auch im Hinblick auf die kurz danach stattfindende Wahl zum Europäischen Parlament, für die das Forum seine Räume als Wahllokal zur Verfügung stellt.
Von Karfreitag auf Karsamstag ist eine „Lange Nacht“ vorgesehen, an der Jugendliche aus der Schweiz und Hamburg teilnehmen. Sie beginnt in der Flussschifferkirche mit Andachten und Gebeten, anschließend findet ein Fackellauf zur Kapelle des Ökumenischen Forums statt, wo dann ein Gottesdienst gefeiert wird. Für den Sommer plant Rubbert einen Podcast mit Vertretern aller 21 Mitgliedskirchen. „Das ist eine Chance, alle Kirchen besser kennenzulernen und für die die Möglichkeit, das Ökumenische Forum besser kennenzulernen“, sagt Anna Rubbert.
Derzeit ist sie noch die einzige Person im Büro. Aber es soll bald eine Halbtagskraft hinzukommen. Und vielleicht klappt es dann ja auch mit dem Kaffee-Bike, von dem Rubbert träumt.