Karneval im Wohnzimmer

Prunksitzung per Video

Image
21_02_karneval2.jpg

„Feiern Sie in diesem Jahr digital?“ Die Frage des Kirchenboten brachte den Kolping-Karnevalsclub Salzbergen (KKC) auf eine Idee. Und so saßen 150 Narren und Närrinnen zu Hause vor ihren Bildschirmen, um per Video eine Prunksitzung zu halten.


Digitale Grüße: Jürgen und Marion Puls (v. l.) feierten mit ihren Töchter Laura und Miriam Karneval – mit vielen anderen Gästen auf dem Bildschirm. Foto: privat

Auf das erste Wochenende im Februar freuen sich die Mitglieder der Kolpingsfamilie Salzbergen immer ganz besonders. Dann wird Karneval gefeiert – bei zwei Prunksitzungen im voll besetzten Haus, mit Elferrat und Prinzenpaar, mit Tanzgarden und Büttenreden. Bei dem Applaus wackelt fast der Saal. Doch in dieser Session macht das Corona-Virus den Emsländern einen Strich durch die närrische Planung. „Wir haben im Oktober unsere Termine abgesagt, weil wir uns nicht vorstellen konnten, so zu feiern wie sonst“, sagt Kolping-Vorsitzender Jürgen Puls. 

Und das war der Stand bis Ende Januar – bis zu einem Anruf aus unserer Redaktion. Der brachte den Festausschuss auf die Idee, die Prunksitzung ins Internet zu verlegen. „Lass uns das per Zoom-Konferenz versuchen“, schlug Puls seinen Mit-Karnevalisten vor. Per WhatsApp und Facebook machte das Projekt fix die Runde, viele Salzbergener wollten digital live dabei sein. Innerhalb von ein paar Tagen studierten mehrere Kolpinger Büttenreden, Grüße und Tänze für die etwas andere Sitzung 2021 ein.

Pünktlich wie sonst auch startete der Abend um 19.31 Uhr – aber am Bildschirm. Jan Poggemann hatte die Technik im Griff, das Kolping-Bildungshaus in Salzbergen unterstützte das Projekt ebenfalls. An über 50 Computern saßen fast 150 Narren und Närrinnen – räumlich getrennt, aber im Humor vereint und mit dem festen Willen, sich von dem Virus nicht den Frohsinn vermiesen zu lassen. 

Auch zu Hause wird im Kostüm gefeiert

Allein, zu zweit oder als ganze Familie saßen die Teilnehmer zu Hause – „selbstverständlich“, wie Jürgen Puls sagt, allesamt im Kostüm. Mal war das der Cowboy-Hut oder die wuschelige Perücke, mal die weiß-rote Narrenkappe des KKC oder ein buntes Hippie-Outfit. Für das bekamen am Ende Norbert und Hildegard Ostholthoff einen Preis. Für Musik sorgte Bernd Beltle, da wurde bei manchem Karnevalshit mitgewippt.

Durch  das 90-minütige Programm führte Sitzungspräsident Udo Poggemann. Er stand dabei im heimischen Wohnzimmer, eingerahmt vom KKC-Wappen und der einen oder anderen Luftschlange, und moderierte die kurzfristig organisierten Beiträge – ein buntes Potpourri, fast wie bei der echten Prunksitzung. Da stiegen zum Beispiel Jürgen Puls, Anika Künnemann mit ihrem „Diät-Tagebuch“ und der neue Pfarrer Daniel Brinker in die digitale Bütt. Das Prinzenpaar Steffen Wilde und Mona Klosterkamp schickte mit Zepter und Krone live einen Video-Gruß in die Runde. Und die Mädchen der drei Tanzgarden wirbelten jede für sich, aber als ein Video zusammengeschnitten durch Wohnzimmer und Flure. Viel Freude machte den Zuschauern auch eine fotografische Zeitreise durch 33 Jahre KKC – mit Bildern von genauso vielen Prinzenpaaren und Elferräten. 

„Wir hatten alle viel Spaß“, sagt Kolpingvorsitzender Jürgen Puls. „Aber wir hoffen schon, dass wir nächstes Jahr wieder in echt feiern können.“ 

Petra Diek-Münchow