Zehn Minuten – das muss schnell gehen

Rettung kommt

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Rettungsdienste
Nachweis

Foto: Malteser / Wolf Lux

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Im Einsatz: Damit dies möglichst oft innerhalb von zehn Minuten gelingt, arbeitet der MHD an Konzepten.

Zehn Minuten. Das ist die vorgeschriebene Hilfsfrist, die Rettungsdienste nach Eintreffen einer Notfallmeldung bis zum Eintreffen am Einsatzort einhalten müssen. Das gelingt immer weniger. Der Malteser Hilfsdienst will das ändern. Von Heike Kaiser


„Wenn man sich die Einsatzzahlen genauer anschaut, fällt auf, dass vor allem die Zahl der minderdringlichen Einsätze zugenommen hat“, berichtet Markus Schips, Bezirksgeschäftsführer des Malteser Rettungsdienstes in Hessen. „Minderdringlich“ – das heißt, dass ein Transport ins Krankenhaus oft gar nicht nötig ist. „Das hat viele Ursachen: der demografische Wandel, die Lebensweise der Menschen und veränderte Versorgungsstrukturen“, sagt Schips.


Die Spirale für mehr Personal stoppen

 

Markus Schips Foto: Malteser
Markus Schips Foto: Malteser

Die bisherige Antwort auf die steigenden Einsatzzahlen im minderdringlichen Bereich sei die Aufstockung von Rettungsmitteln. „Mehr Rettungs- und Krankentransportwagen bedeuten aber auch mehr benötigtes Personal. Diese Spirale gilt es zu stoppen“, macht Schips deutlich. Dafür gebe es beim MHD unterschiedliche, vielversprechende Ansätze. Zum Beispiel den Gemeindenotfallsanitäter – ein Modell, das die Malteser in Oldenburg erfolgreich erprobt haben. „Der Gemeindenotfallsanitäter versorgt akutmedizinische Anliegen im Rettungsdienst und ent-lastet damit die Besatzungen auf den Rettungswagen“, erläutert Schips. Er ist optimistisch, „dass sich in der nächsten Zeit auch im hessischen Rettungsdienst viel in diese Richtung tun wird“.
Grundsätzlich steigen die Einsatzzahlen  im städtischen wie im ländlichen Bereich. „Im ländlichen Bereich kommen häufig längere Fahrtzeiten durch veränderte Versorgungsstrukturen noch hinzu“, macht Schips auf eine weitere Schwierigkeit aufmerksam.
Qualität im Rettungsdienst kann lebensrettend sein. „Ziel ist es, so umweltschonend, ressourcensparend und vor allem fehlerfrei wie möglich zu arbeiten. Dazu lassen wir sämtliche Vorgänge und Prozesse jährlich mit internen und externen Audits überprüfen und treiben Verbesserungen und Modernisierungen konsequent voran“, verweist Schips auf das Qualitätsmanagement des Malteser Rettungsdienstes in Hessen. Ein besonderes Augenmerk liege auf der Qualifikation der Mitarbeitenden: „Wir fördern sie konsequent durch regelmäßige Schulungen.“


So viele Auszubildende wie noch nie


Trotzdem leidet auch der MHD am Fachkräftemangel. „Auch bei uns stehen zahlreiche Notfallsanitäter-Stellen einem leeren Markt gegenüber“, räumt Markus Schips ein. Um der angespannten Lage etwas entgegenzusetzen, sei die Zahl der Auszubildenden aufgestockt worden. „Allein im September haben 31 junge Menschen mit der dreijährigen Ausbildung begonnen – so viele wie noch nie in unserem Bezirk.“ 
Das bringe leider aber alles nichts, wenn es zu einer Situation wie dieser kommt: „Alle im September dieses Jahres fertig ausgebildeten Notfallsanitäter in Hessen können aktuell nicht im Dienst eingesetzt werden, weil das Landesamt für Gesundheit die Berufsurkunden nicht rechtzeitig ausgestellt hat. Dadurch bleiben einige Fahrzeuge unbesetzt, und das Risiko der Nichteinhaltung der Hilfsfrist steigt“, macht er seinem Ärger Luft.
Auszubildende zu finden, gelinge nach wie vor sehr gut, unterstreicht Schips. Die anspruchsvolle Ausbildung und die sinngebende Tätigkeit im Rettungsdienst übten eine große Anziehungskraft aus. „Viele junge Menschen kommen über ein Freiwilliges Soziales Jahr zu uns. In dieser Zeit lernen sie den Rettungsdienst von der Pike auf kennen“, erläutert er. „Unsere große Herausforderung ist, das Personal bis zur Rente im Rettungsdienst zu halten.“

Heike Kaiser