Vollversammlung des Synodalen Wegs tagte in Frankfurt
Rufe nach Veränderung
In der Reformdiskussion der katholischen Kirche hat der Synodale Weg in Frankfurt wichtige Richtungsentscheidungen getroffen. Eine breite Mehrheit spricht sich für spürbare Reformen aus. Was das konkret heißt, wird sich bei den nächsten Sitzungen zeigen.
Von Ulrich Waschki
Es war ein abruptes Ende und ein kleiner Eklat: Weil zu viele Mitglieder bereits abgereist waren, musste die Vollversammlung des Reformprojektes Synodaler Weg Ende vergangener Woche in Frankfurt wegen Beschlussunfähigkeit vorzeitig die Arbeit einstellen. Doch tatsächlich verlor die Versammlung nur eine halbe Stunde, dann wäre ohnehin Schluss gewesen. Eine Vorlage konnte so nicht mehr zu Ende beraten werden.
Drei Tage lang hatten die rund 215 Synodalen intensiv gearbeitet. Endgültige Beschlüsse gab es noch nicht, wohl aber wichtige Richtungsentscheidungen: Mehr Transparenz, mehr Mitverantwortung und Demokratie, eine andere Sexualmoral sowie eine stärkere Beteiligung von Frauen sind die Leitlinien, an denen jetzt weiter gearbeitet wird.
Selbst Passaus Bischof Stefan Oster, inhaltlich ein Kritiker der vorgeschlagenen Reformen, lobte anschließend eine „weitgehend wertschätzende Debattenkultur“. Der Geist von Frankfurt sei wieder da, freute sich ZdK-Präsident Thomas Sternberg. Allerdings machten es die Atmosphäre in den weitläufigen Messehallen, die Abstände der Sitzplätze und das dichte Tagungsprogramm schwer, die so wichtigen informellen Kontakte zu pflegen.
Mit breiten Mehrheiten wurden die meisten Beschlüsse gefasst. Natürlich gibt es Ränder: Da ist die konservative Minderheit um den Regensburger Bischof Voderholzer, der fast alle Reformen zu weit gehen. Nicht weit genug gehen viele Beschlüsse dagegen etwa den Delegierten des Jugenddachverbandes BDKJ, die die andere Seite des Spektrums markieren. Manchmal führte diese inhaltliche Spreizung zu schrillen Misstönen. Das waren aber eher Ausnahmen.
Ränder auf beiden Seiten werden sich nicht durchsetzen
Die eindeutigen Abstimmungsergebnisse zeigen: Die Extreme auf beiden Seiten werden sich nicht durchsetzen. So wollen die meisten Synodalen – Laien und Bischöfe – Reformen. Zu weit reichenden Forderungen, wie etwa nach einer sakramentalen Ehe für homosexuelle Paare, erteilten sie eine klare Absage.
Unklar bleibt nach dieser zweiten Synodalversammlung, wie die Stimmverhältnisse bei den Bischöfen sind. Denn für endgültige Beschlüsse müssen zwei Drittel von ihnen zustimmen. Wenn alle Bischöfe anwesend sind, markieren 23 Gegenstimmen die Sperrminorität. Bei den meisten Vorlagen lag die Zahl der Gegenstimmen in der Synodalversammlung konstant bei etwa 30. Darunter sind sicher auch Stimmen von Laien. Es könnte also knapp werden. Vom klugen Feinschliff der Vorlagen in den vier Arbeitsgruppen hängt es nun ab, dass auch möglichst viele Bischöfe zustimmen können. Zeit dafür wurde jetzt gewonnen – weil der Synodale Weg bis Frühjahr 2023 verlängert werden soll, stehen noch drei Vollversammlungen an.