Christliche Prägung soll im St. Carolus-Krankenhaus Görlitz erhalten bleiben
Seelsorge als Wettbewerbsvorteil
Am Rande der jüngsten Patienten-Weihnachtsfeier des St. Carolus-Krankenhauses (von links): Diakon Bernd Schmuck, Marjan Stojanoski (Chefarzt Innere Medizin), Geschäftsführer Lutz Möller, Pflegedirektorin Katrin Raimann und Standortleiterin Daniela Kleeberg mit Kindern und Jugendlichen, die die Feier mitgestaltet haben. Foto: Stefanie Hänsch |
Wirtschaftliche Gründe waren ausschlaggebend für die Entscheidung des katholischen Malteserordens, ihre beiden sächsischen und vier weitere deutsche Krankenhäuser Ende 2021 zu verkaufen. Das St. Carolus-Krankenhaus in Görlitz ist ebenso wie das St. Johannes-Krankenhaus in Kamenz in die Trägerschaft der GGS (Gesellschaft für Gesundheit und Versorgung) übergegangen. In Görlitz fürchteten viele, dass damit auch die christliche Tradition des 1927 von Borromäerinnen gegründeten St. Carolus-Krankenhauses abbrechen würde, das 2004 die Malteser übernommen hatten.
„Wir stehen zu der Zusage, hier die christliche Tradition fortzuführen“, betont Lutz Möller, der als Geschäftsführer Verantwortung für beide ehemaligen Malteser-Krankenhäuser in Sachsen trägt. Dabei müsse aber nicht alles fortgeführt werden, was den christlichen Alltag in beiden Krankenhäusern einmal geprägt hat. Festhalten wolle man an den Traditionen, die im Sinne von Patienten, Mitarbeitern und Angehörigen seien. Er hat keine „alten Zöpfe“ vor Augen, die er gerne über Bord werfen würde, möchte aber veränderungsbereit und offen bleiben. „Neuen Mitarbeitern soll hier nichts aufgedrückt werden und sie sollen die Möglichkeit erhalten, Wünsche einzubringen und den Krankenhausalltag selbst mit zu gestalten“, ist ihm wichtig.
Seelsorger bleiben beim Krankenhaus angestellt
Für besonders wertvoll erachte er dabei den Dienst der Krankenhausseelsorger, die der neue Träger von den Maltesern übernommen habe, sagt Möller, der selbst überzeugter evangelischer Christ ist. Vincenz Böhmer in Kamenz und Diakon Bernd Schmuck in Görlitz sind weiterhin Angestellte der Krankenhäuser. Für Lutz Möller, der bereits an einigen Krankenhäusern und Klinikkonzernen gearbeitet hat, bevor er in die Lausitz kam, ist dies eine neue Erfahrung. „Mit Seelsorgern haben wir auch andernorts zusammengearbeitet. Hier gehören sie gewissermaßen zum Inventar, sind ständig ansprechbar und tragen damit noch spürbarer zum Charakter des Krankenhauses bei“, beschreibt er den Unterschied. Die Lausitzer Krankenhäuser unterlägen wie alle anderen Kliniken in Deutschland dem wachsenden Kostendruck und hätten unter manchen Fehlentwicklungen der Kostenplanung zu leiden. Dennoch sei es möglich, die Stellen der Krankenhausseelsorger zu erhalten. Letztlich sieht Lutz Möller ihren Dienst auch als Wettbewerbsvorteil.
Patienten und ihre Angehörigen schätzten die Seelsorgeangebote. Dankbare Reaktionen erhalte das Carolus-Krankenhaus beispielsweise immer wieder für die einfühlsame Begleitung beim Abschiednehmen von sterbenden Familienmitgliedern. Auch die Abschiedsfeiern für verstorbene Patienten würden sehr gern angenommen. „Diese Abschiedskultur habe ich selbst in dieser Form in anderen Krankenhäusern noch nicht erlebt“, sagt Lutz Möller. Zu den beliebten Traditionen, die sich in den vergangenen Jahren etabliert hätten, gehörten auch die musikalisch gestalteten Weihnachtsabende für Patienten, die viele als „schöne Auszeit im Krankenhaus“ erlebten, in der sie einmal nicht an ihre Krankheit denken. Besonders wohltuend sei für sie der persönlichen Segen, den Diakon Bernd Schmuck Kranken spende, die dies wünschen.
Sich fröhlich und lebendig Neuem öffnen
Er selbst habe sich in seiner Rostocker Heimat in der Kirche immer dann ernstgenommen gefühlt, wenn sie lebendig und fröhlich bereit war, manche eher düsteren Traditionen hinter sich zu lassen und sich für Neues zu öffnen, erinnert sich der Krankenhaus-Geschäftsführer. Diese Grundhaltung sollte auch die Krankenhäuser St. Carolus und St. Johannes prägen, wünscht er sich. Den Menschen zugewandt christliche Werte im Alltag zu leben, erfordert oft eher Herzblut als hohen Aufwand, sagt er.
Von Dorothee Wanzek