Interview mit Wolfgang Beck

Theologe: Christen suchen neue Wege

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Theologen untersuchen, wie Corona das Gemeindeleben verändert hat - und erwarten dabei auch schmerzhafte Antworten.

Foto: Julia Feist
Dozent und Priester: Wolfgang Beck
Foto: Julia Feist

Eine noch laufende ökumenische Studie unter Seelsorgern zu Erfahrungen mit digitalen Medien während der Corona-Pandemie zeigt schon jetzt Veränderungen im Gemeindeleben. Es sei geradezu naiv zu denken, man könne nach der Krise in den Zustand vom Januar zurückkehren, sagte der Frankfurter Pastoraltheologe Wolfgang Beck der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück. Viele Christen suchten sich inzwischen neue Wege, Orte und Verbindungen und lernten, dass sie durch die Online-Möglichkeiten nicht mehr zwingend an die ihre Gemeinde vor Ort oder gar an ihre Konfession gebunden seien.

Die Studie zeige, dass die Bedeutung des Sonntagsgottesdienstes abgenommen habe, so Beck. Das gelte auch für bisher regelmäßige Kirchgänger. "Die Sehnsucht nach der Wiederaufnahme der Gottesdienste ist nicht so stark ausgeprägt, wie das vielleicht vor der Krise erwartet worden wäre." Alarmismus sei aber nicht angebracht.

In der Corona-Krise entstünden neue Formen, so Beck. Als Beispiel nannte er das ökumenisch organisierte feministische Andachtskollektiv "fak", in dem junge Frauen online regelmäßig ein gottesdienstlich-spirituelles Angebot machten. Das ziele auf Gläubige, die mit klassischen Gottesdienstangeboten nicht erreicht würden. "An diese Kreativität in der Kirche kann auch nach der Corona-Zeit angeknüpft werden."

Die internationale und ökumenische Studie "Contoc - Churches Online in Time of Corona" wurde im Mai gestartet. In Deutschland werden Pfarrer und andere Seelsorger über Landeskirchen und Diözesen per E-Mail zur Teilnahme an der Online-Umfrage aufgefordert.

Die Kirche habe sich bisher stark auf die Liturgie fokussiert, sagte Beck. Viele Gläubige empfänden aber den Wert der sonntäglichen Messfeier anscheinend als nicht so hoch, wie es als Ideal gelte. "Es könnte etwas Heilsames haben, da Korrekturen anzumerken." Demgegenüber sei die soziale Arbeit vernachlässigt worden. "Wir haben in den Gemeinden zum Beispiel nicht ausreichend die Themen Armut und Vereinsamung berücksichtigt."

Für die Studie kooperieren Wissenschaftler aus evangelischer und katholischer Theologie mehrerer Forschungsinstitute in Deutschland und der Schweiz, wie es hieß. Beteiligt sind Fachkollegen aus rund 20 weiteren Ländern.

kna

Das vollständige Interview lesen Sie in der nächsten Ausgabe Ihrer Kirchenzeitung.