Anstoß 04/23
Von Meißen zum synodalen Weg
Bischof Otto Spülbeck gehört weltweit zu den ersten Bischöfen, die die Beschlüsse des II. Vatikanischen Konzils umzusetzen suchten. 1965 kündigte er für das Bistum Meißen eine Synode an, die von 1969 bis 1971 in Dresden stattfand.
Von Anfang an wurden Laien intensiv an der Arbeit beteiligt. Besonders der Berliner Kardinal Alfred Bengsch stand dieser Aufwertung der Laien kritisch gegenüber und schnell gerieten die Synodenbeschlüsse ins Fadenkreuz klerikaler Kritik.
Gutachten wurden erstellt, die die Frontstellungen verdeutlichen. Der Kirchenrechtler Georg May steht für einen klar klerikalen Standpunkt: „Dass aus ‚Einsicht und Urteil aller Glieder der Kirche eine öffentliche Meinung wachsen‘ könne, die ‚dem Geist Christi Raum‘ geben könne ..., ist eine der ärgsten Utopien dieses an krassen Verzeichnungen der Lage gewiss nicht armen Dokumentes. Was der Herr Jedermann denkt und will, das wissen wir Seelsorger sehr genau. Wir sollten ihn lehren, was er denken und wollen soll.“ Ganz anders Joseph Ratzinger: „Ich muss gestehen, dass es mir schwerfällt, die Angriffe …zu begreifen. Ich halte diesen Text für eine sehr sorgfältige, biblisch sauber fundierte und dogmatisch umsichtige Anwendung der konziliaren Sicht der Kirche auf die konkrete Situation eines Bistums… Letztlich kommt wohl alles darauf an, in welchem geistigen Klima sich die Dinge abspielen. Wo ein Klima des Vertrauens und der gemeinsamen Suche nach dem, was dem Glauben gemäß ist, herrscht, braucht man einerseits von Beschlüssen nichts zu fürchten und andererseits auch nicht zu gewärtigen, dass ‚Beratung‘ als bedeutungslos behandelt wird. Wo umgekehrt solches Vertrauen nicht besteht, wird man im einen wie im anderen Falle schlecht fahren.“
Senderbeauftragter der katholischen Kirche beim Mitteldeutschen Rundfunk