Anfrage
Was ist das Geheimnis des Glaubens?
Ich habe ein Verständnisproblem mit dem Satz, den der Priester in jeder heiligen Messe spricht: Geheimnis des Glaubens. Was bedeutet dieser Satz? A. S., Vettweiß-Soller
Die Worte „Geheimnis des Glaubens“ werden nicht irgendwo im Gottesdienst gesprochen, sondern im zentralen Gebet der Messe, dem eucharistischen Hochgebet. Und sie werden auch nicht irgendwo im Hochgebet gesprochen, sondern direkt nach den Einsetzungsworten. Das ist wichtig zu wissen, wenn man fragt, was sie bedeuten.
Außerdem muss man für die Erklärung auf das schauen, was danach kommt. Denn der Ausspruch „Geheimnis des Glaubens“ ist die Aufforderung an die Gemeinde, sich am Hochgebet – das ja eigentlich der Priester betet – zu beteiligen. Das ist für sich schon einmal wichtig: dass die Gemeinde sich mit sogenannten Akklamationen, also mit zustimmenden Rufen, am Hochgebet beteiligt. Damit entgeht man dem Irrtum, das Hochgebet sei eine Art Privatgebet des Priesters.
Aber warum nun die Akklamation der Gemeinde an dieser Stelle? Weil die Gemeinde damit dem Auftrag Jesu aus dem Abendmahlssaal zustimmt: „Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ Jesus hat uns, die Gläubigen, aufgefordert, seinen Auftrag weiterzuführen, und die Gemeinde tut dies in jeder Messe. Deshalb heißt es im Anschluss an die Einsetzungsworte in einer direkten Anrede: Ja, Jesus, wir erfüllen deinen Auftrag, „deinen Tod verkünden wir, deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit“.
Und das – und damit komme ich auf Ihre Frage zurück – ist in der Tat ein Glaubensgeheimnis, deshalb die Einleitung „Geheimnis des Glaubens“. Nicht ein Geheimnis in dem Sinne, dass wir es niemandem verraten würden. Aber Geheimnis in dem Sinne, dass man es nicht im letzten verstehen und durchdringen kann.
Wie Gott ein Geheimnis bleibt, das sich unserem kleinen menschlichen Verstand entzieht und dem man sich durch Glauben und Denken nur nähern kann, so bleiben auch der Kreuzestod Jesu und seine Bedeutung für das Heil der Welt ein „Geheimnis des Glaubens“, das wir nie ganz verstehen werden. Oder zumindest nicht in diesem Leben in dieser Welt.
von Susanne Haverkamp