Themenwoche in Lingen
Was macht uns als Christen aus?
Christ zu sein – was bedeutet das heute? Um diese Frage drehte sich eine Themenwoche in Lingen. Es gab Angebote für Kinder, Jugendliche und Erwachsene – und einen Abend zum „Vaterunser“.
„Vergib uns unsere Schuld!“ Ganz laut, mit einem Rufzeichen in der Stimme, lesen Vanessa und Benita die fünfte Bitte des „Vaterunsers“ in der St.-Josef-Kirche in Lingen-Laxten vor. Sie stehen vor dem Altar und geben den Zuhörern mit einem eigenen Gedicht viel Stoff zum Nachdenken. Über Schuld, wo sie anfängt und aufhört. Über Liebe und Barmherzigkeit, über Geduld und Verzeihung – „denn in der Welt Gottes ist kein Platz für Bosheit.“ Einige Momente bleibt es danach still in dem Gotteshaus. Zeit, um den Text wirken zu lassen – und was die Zeilen für das eigene Leben als Christ bedeuten könnten.
Fünf Stationen in der St.-Josef-Kirche
Das „Vaterunser“ steht im Mittelpunkt eines meditativen Abends, den 17 junge Leute aus dem Lingener Franziskusgymnasium für die Themenwoche der Pfarreiengemeinschaft Laxten/Baccum/Brögbern-Damaschke vorbereitet haben. Fünf Stationen haben die Schüler der Jahrgangsstufe 12 dafür in der Kirche aufgebaut: mit Texten, Installationen, gemalten Bildern und selbst gebauten Skulpturen. Allesamt sollen den Betrachtern dabei helfen, das „Vaterunser“ als eins der wichtigsten Gebete der Christen neu zu entdecken und neu zu verstehen. „Man betet das so oft in der Messe, aber vorher hatte ich mich noch nie so intensiv damit beschäftigt“, sagt zum Beispiel die Schülerin Ann-Christin.
Intensiv beschäftigen konnten sich die Teilnehmer der langen Themenwoche überhaupt mit der Frage, was „Christ(l)ich – Christ sein heute“ ganz persönlich heißt. „Es geht darum, welche Bedeutung der Glaube für jeden Einzelnen und für unsere Gesellschaft hat“, sagt der pastorale Koordinator der Pfarreiengemeinschaft, Dirk Tecklenborg. „Was macht uns als Christen aus? Und woran kann man mein Christsein ablesen?“ Für ihn reicht es nicht aus, nur davon zu reden. Sondern christliche Werte zu leben und „Flagge zu zeigen“ – glaubwürdig im Sinne des Wortes zu sein. Unter dieser Leitlinie hatte das pastorale Team an neun Tagen ein Programm mit vielen Facetten für viele Zielgruppen vorbereitet.
Glaube muss sich auch praktisch vollziehen
Jeder Gast konnte bei verschiedenen Angeboten seinen Standpunkt selbst bestimmen. Der eine konnte sich mit Glaubenszeugen aus der Bibel beschäftigen, der nächste bei einem Quiz rund um Kirche und Glauben mitmachen. Es gab eine Spielstraße für Kinder und einen Tag für die Messdiener, Kirchenkonzerte und Diskussionen. Zum Beispiel darüber, wofür die Kirche in Zukunft noch wichtig sein wird und dass der Glaube sich auch ganz praktisch vollziehen muss. Bei mehreren Aktionen wurde deutlich, dass jeder Christ auf seine Weise Verantwortung für die Schöpfung und die „Eine Welt“ übernehmen kann.
Außerdem übernahmen alle sechs Kindertagesstätten das Thema. Sie setzten sich mit verschiedenen christlichen Symbolen wie Bibel, Wassertropfen, Kerze, Kreuz, Herz und Hand auseinander. Die Jungen und Mädchen malten und bastelten dazu Poster und Laternen. „Schön, dass das so gut geklappt hat“, freut sich Dirk Tecklenborg.
Mehrfach stand in der Woche das „Vaterunser“ im Mittelpunkt, zum Beispiel bei älteren Erwachsenen in allen drei Gemeinden. Und auch die jungen Erwachsenen aus dem Franziskusgymnasium entschieden sich für dieses Gebet. In ihrem Seminarfach „Net(t)working@kirche“ erarbeiteten die 17 Schüler mit ihren Lehrern Silvia Lühn und Marco Lögering eine Präsentation mit ihren Gedanken, Texten und Bildern zu fünf der sieben Vaterunser-Bitten. Im Unterricht hatten sie sich in Kleingruppen eingehend damit beschäftigt, hatten ihre Fragen dazu gestellt und ganz eigene Interpretationen gefunden. Gemeindereferentin Schwester Dominik ist sichtlich beeindruckt von der Tiefe ihrer Überlegungen. Über die Sehnsucht nach dem Reich Gottes und was wir selbst dafür tun müssen. Über den Wunsch, für jemand anders das „tägliche Brot“ zu sein. „Das ist mal ein ganz anderer Weg, das Vaterunser zu verstehen“, sagt Dirk Tecklenborg.
Petra Diek-Münchow