Vatikanischer Kinderschutz-Experte Hans Zollner

Was will Gott der Kirche sagen?

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Der Jesuit und vatikanische Kinderschutz-Experte Hans Zollner fordert: Die Kirche muss sich theologisch und seelsorgerisch mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche auseinandersetzen.

Der Jesuit Hans Zollner sprach in Leipzig. | Foto: kna/Francesco Pistilli
 
Der Jesuit Hans Zollner fordert eine theologische und seelsorgerische Auseinandersetzung mit dem sexuellen Missbrauch von Kindern durch Geistliche. „Seit 35 Jahren setzen wir uns in der Kirche mit dem Thema immer nur psychologisch, psychiatrisch, kirchenrechtlich und strafrechtlich auseinander – das finde ich sehr bezeichnend“, sagte der Präsident des Kinderschutzzentrums an der Päpstlichen Universität Gregoriana (Rom) am 10. April bei einer Veranstaltung der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen in Leipzig. „Wir haben um das Thema in unserem Innersten einen Riesenbogen gemacht – wir haben zum Beispiel keine Liturgie, in der sich Betroffene ausdrücken können.“
Der 52 Jahre alte Theologe und Psychologe sagte, er beobachte weltweit, dass immer mehr Gläubige den Eindruck hätten: „Die Bischöfe führen zwar viele Maßnahmen zur Missbrauchsprävention in ihren Bistümern ein – aber sie tun es nur aufgrund des Drucks von außen, aber nicht aus dem Herzen heraus, nicht weil es das Evangelium gebietet.“
 
Jede Ortskirche macht dieselben Fehler
Zollner betonte, er vermisse in der kirchlichen Diskussion die Frage: „Was will Gott uns mit diesem Thema, diesem Skandal sagen?“ Er denke, die Kirche müsse sich dem theologisch sehr grundsätzlich stellen.
Der Jesuit bezeichnete das Jahr 2018 als „Wendepunkt“ für den Umgang der katholischen Kirche mit Missbrauch: „Der Blick richtet sich nicht mehr nur auf den Einzelfall, sondern das System als solches steht jetzt auf dem Prüfstand. Das ist neu.“ Zollner betonte: „Wenn die deutschen Bischöfe sich 2002 ein Beispiel an den US-Bischöfen genommen hätten, welche Konsequenzen diese aus dem Missbrauchsskandal in Amerika gezogen haben, wäre die Situation in Deutschland heute eine andere.“ Jede Ortskirche mache dieselben Fehler, statt von anderen zu lernen. Das setze sich immer noch fort.
Zollner ist einer der führenden kirchlichen Fachleute auf dem Gebiet der Prävention des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche. Er war maßgeblich an der Vorbereitung des Anti-Missbrauchsgipfels im Vatikan beteiligt, der im Februar mit Bischöfen aus aller Welt stattfand.
 
(kna)

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