Wenn nichts mehr weitergeht

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Die Bahnhofsmission am Hauptbahnhof Schwerin.
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Foto: Rainer Cordes

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Ein warmer Ort für Gestrandete, Hilfesuchende oder vom Bahnfahren müde Kinder. Die Bahnhofsmission am Hauptbahnhof Schwerin.

Was tun, wenn der letzte Zug ausfällt? Oder wenn die Kraft nicht mehr reicht, in die Bahn einzusteigen? Die Bahnhofsmission am Schweriner Hauptbahnhof hilft. Vor zehn Jahren wurde sie nach 59-jähriger Pause wieder gegründet.

Bläserklänge im Bahnhofstunnel, vertraute Lieder zur Weihnachtszeit. So wie jüngst im Advent 2023 geht es nicht immer zu am Schweriner Hauptbahnhof. Bahnreisen kann Stress bedeuten. Aber seit zehn Jahren gibt es hier Helfer, die bei vielen Problemen Hilfe leisten: die Leute von der Bahnhofsmission. 

Die Bahnhofsmission will eine Ruhestelle für „gestrandete Reisende“ sein oder für Kinder, denen die Reise zu lang geworden ist, mit einer Spielecke Ablenkung und Freude schaffen. Kaffee, Tee und Kekse stehen für jedermann bereit. Auch Obdachlose dürfen sich in Schwerin an einer besonders „leisen Ecke“ kurzweilig aufwärmen. 

Über der Mission im Tunnel rollen die langen, schweren Züge von weit her im Minutentakt. Die Ehrenamtlichen kennen sich mit der Ankunft und Abfahrt der Züge aus und begegnen Menschen aus vielen Ländern. „Kommen sie doch gern herein!“ laden sie mit Kaffee und Keksen in ihre gut sichtbare und hell erleuchteten Dienststelle im Bahnhofstunnel ein. Im Stundentakt gehen sie auf die Bahnsteige und sprechen Leute mit offensichtlichen Problemen an. „Wo geht Ihre Fahrt noch hin?“ „Brauchen sie Hilfe oder unsere Unterstützung?“ Es passiert schon mal, dass über Stunden kein Zug mehr weitergeht, etwa nach Rügen. Umso größer ist dann die Freude für die „Gestrandeten“ beim Kaffeeklatsch in der Bahnhofsmission, auch mit dem schmackhaften Kuchen vom Bäcker im Tunnel, gleich gegenüber.

„Die Anzahl der Züge hat Jahr für Jahr in Schwerin wieder zugenommen, besonders auch mit der Einführung des 49-Euro-Tickets“, sagt Maria-Claire Heuer, Leiterin der Bahnhofsmission Schwerin. „In Schwerin kreuzen sich die Linien der Regionalzüge Wismar-Berlin-Cottbus und Hamburg-Rostock. Viele Durchreisende steigen deshalb hier um. Sie brauchen immer wieder besonders in akuten Notfällen eine Unterstützung der Ersthelfer.“

Das Programm dieser Mission ist umfangreich: Hilfe beim Ein- und Aussteigen für Menschen mit Bewegungseinschränkungen, Begleitung und Betreuung von Hilfsbedürftigen, Organisation von Reise- und Umstiegshilfen in ganz Deutschland, Auskunft bei unvorhergesehenen Schwierigkeiten und akuten Notsituationen, Vermittlung von Notunterkünften, wenn auf der Schiene nichts mehr weitergeht. 

Bahnhofsmissionen gibt es in Deutschland seit über 100 Jahren und an mehr als 100 Bahnhöfen. Bis 1956 waren im Schweriner Hauptbahnhof bereits Ehrenamtliche der katholischen und evangelischen Bahnhofsmission unterwegs. Danach übernahm das Rote Kreuz der DDR einige Aufgaben – bis zur Wende. Erst 2013 wurde die Schweriner Mission neu gegründet. Finanziert wird diese Einrichtung von der katholischen und der evangelischen Kirche sowie der Stadt Schwerin. Auch Spenden leisten einen Beitrag für die Arbeit. 

Die wichtigste Leistung aber kommt von den derzeit 36 Ehrenamtlichen im Alter von 20 bis 80 Jahren. Die evangelische Jugend organisiert die Abläufe in der Mission mit jeweils zwei bis drei Ehrenamtlichen pro vier Stunden Dienstzeit. Bewerbungen zum Mitmachen sind immer an Leiterin Maria-Claire Heuer, Bahnhofsmission Schwerin, möglich. Nach einem Vorbereitungsgespräch kann man sofort einen ersten ­Probedienst mit einer „persönlichen Begleitung“ absolvieren. Danach beginnen weitere Ausbildungseinheiten nach Absprache in der Probezeit.

Die Bahnhofsmission Schwerin ist Montag bis Freitag von 9 bis 18 Uhr sowie am Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet. 

Tel.: 0385 75 82 923 und E-Mail: bahnhofsmission-schwerin@soda-ej.de
 

Bernd Loscher