Religiöse Kinderwochen und Kinderwallfahrten im Bistum Magdeburg

„Wir können immer etwas tun“

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Die Religiöse Kinderwoche und die Kinderwallfahrten waren dem Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung gewidmet. Die Kinderwallfahrt in Roßbach fiel wegen Hitze aus, nicht jedoch die RKW zweier Magdeburger Gemeinden.

2021 gestalteten die Pfarreien St. Sebastian und St. Maria in Magdeburg ihre Religiösen Kinderwochen erstmals gemeinsam. In diesem Jahr wurden nun für die RKW und die Kinderwallfahrt für alle Kinder T-Shirts mit einheitlichem Motiv (Erdkugel) angeschafft – nicht zuletzt, um die Zusammengehörigkeit der Kinder aus den verschiedenen Gemeinden im Glauben zu unterstreichen.    Fotos: Eckhard Pohl

 

Eigentlich hatte der Tag in Roßbach ganz anders aussehen sollen. Am 19. Juli sollte dort die letzte der drei Kinderwallfahrten 2022 stattfinden. Anlässlich der Beteiligung der Kirchen an der sächsischen Landesgartenschau war die erste der drei Wallfahrten diesmal am 16. Juli in Torgau. Auch die Wallfahrt am 18. Juli am Standort Huysburg fand statt. Dabei hatten jedoch Kinder und Erwachsene angesichts der Hitze ziemliche Probleme, und Kinderseelsorger Matthias Slowik musste mit einem Kind zum Notarzt fahren. So entschloss sich das Wallfahrtsteam, das Treffen in Roßbach am nächsten Tag wegen der angekündigten 36 Grad abzusagen. Immerhin 400 Teilnehmer, darunter 200 aus zwei Leipziger Pfarreien, hatten kommen wollen.
Dennoch war in der Jugendbildungsstätte St. Michaelshaus in Roßbach am 19. Juli Kinderlachen und Gesang zu hören. Die Pfarreien St. Sebastian und St. Maria aus Magdeburg hielten sich seit Sonntag zur gemeinsamen Religiösen Kinderwoche (RKW) im Jugendhaus auf und waren gerade zur Morgenrunde zusammen. Sie hatten mit an der Kinderwallfahrt teilnehmen wollen. Die RKW 2022 zum Thema „Geht’s noch? (Über) Leben auf der Erde“ und die Kinderwallfahrten waren der Verantwortung für die Schöpfung gewidmet.
„Wir haben angesichts des Ausfalls der Wallfahrt unser  RKW-Programm etwas umgestellt“, sagte Gemeindereferentin Karin Marcinkowski. Eigentlich hatten die Magdeburger erst den nächsten Tag unter die Überschrift „Stinkt’s zum Himmel?“ gestellt, um in Kleingruppen altersgerecht darauf zu schauen, was im Blick auf die Bewahrung der Schöpfung alles schief läuft. Das Thema wurde nun vorgezogen. „So können wir uns mit Fragen wie: Was belastet die Erde? Oder: Was belastet uns Menschen im Zusammensein? intensiver beschäftigen“, sah Gemeindereferentin neue Möglichkeiten.

Sorgen um die Erde und die Gesellschaft
Im Gottesdienst der Wallfahrt war es ohnehin vorgesehen, dass Kinder aus den Teilnehmer-Gemeinden zum Kyrie-Ruf ihre Sorgen um die Erde und um die Gesellschaft vor Gott bringen. „Wir werden die Anliegen unserer Kinder heute abend bei einer Eucharistiefeier vor Gott tragen“, so Marcinkowski. Vorher werde es aber wie auch schon gestern am Nachmittag mit den Kindern ins Schwimmbad gehen.
Die Kinderwallfahrten standen diesmal unter dem Thema „Unsere Welt ist Gott heilig“. Dabei sollte den Mädchen und Jungen deutlich werden: „Wenn mir etwas wertvoll ist, werde ich anders damit umgehen“, erläuterte später Kinderseelsorger Matthias Slowik. Angesichts der ausgefallenen Wallfahrt hielt er sich mit dem Team aus Jugendlichen und Erwachsenen, das jedes Jahr die Wallfahrten vorbereitet und durchführt, noch zu einem ruhigen Tag der Nachlese in der Familienbildungsstätte Naumburg unweit von Roßbach auf. Slowik gibt seine Aufgabe als Kinderseelsorger dieser Tage ab.
„Die Welt, wie Jesus sie uns hinhält, ist eine heilige Gabe“, so Slowik. „Wer darum weiß, dass alles Gottes Gabe ist, wird mit dem Nächsten, mit sich selbst und mit der Erde gut umgehen und zum Segen werden.“ Das sollte während des Wallfahrtstages in der Messe, im Zwischenprogramm und im Theaterstück der Abschlussandacht deutlich werden. Als Wallfahrtsandenken gab es diesmal Baum-Samen samt Anleitung. „Die Kinder sind mit ihren Eltern und Begleitern eingeladen, einen Sämling zu züchten. Diesen können sie dann als einen Baum der Hoffnung, des Lebens und Friedens mit einem Anliegen für die Zukunft auspflanzen“, so Slowik. Im Blick auf die Wallfahrtsgabe sollten die Kinder eine Spende für Kriegsopfer in der Ukraine mitbringen. Auch die Magdeburger RKW-Gruppe sammelte diese Gaben ein und ließ sie den Verantwortlichen zukommen.

Das Wallfahrtsteam um Seelsorger Matthias Slowik (zweite Reihe, rechts) hielt in der Familienbildungsstätte Naumburg Rückschau. Auf den T-Shirts ist das Wallfahrtsbild zu sehen.


Die Magdeburger Kinder waren in den weiteren RKW-Tagen eingeladen, aus der Erkenntnis, dass es der Erde nicht gut geht, Schlussfolgerungen zu ziehen. So waren die Tage mit „Mir reichts, ich leg los“, „Da geht mir ein Licht auf“ und „Ich werde zum Segen“ überschrieben. „Im Gleichnis vom Feigenbaum, das Jesus erzählt, wird der Winzer zum Hoffnungsträger“, so Gemeindereferentin Marcinkowski. „Er will dem Feigenbaum noch eine Chance geben und den Boden aufgraben. Jesus motiviert damit zum Umdenken. Den Kindern kann daran deutlich werden: Wir können immer etwas tun.“
Jeden Morgen brachten jugendliche Helfer den Kindern als „Baum Gerlinde“, „Steinkauz Ägidius“ und das „zwölfjährige Mädchen Franziska“ die Thematik auf heitere, spielerisch emotionale Weise nahe.
In Kleingruppen dachten die insgesamt 57 Kinder und 22 als Helfer beteiligten Jugendlichen darüber nach, wie zum Beispiel mit frischen, nicht konservierten Lebensmitteln das Klima geschützt werden kann, ohne dabei aus dem Blick zu verlieren, dass es auch gut ist, Essbares zu konservieren. Es ging um den Fleischkonsum, um bedenkliche Zusätze in Lebensmitteln, um die Verwendung von Mehrwegflaschen und vieles mehr. Aber es gab auch einen Ausflugstag: Die älteren Kinder konnten in der Natur auf der nahen Unstrut    paddeln. Die jüngeren Kinder besuchten das Info- und Erlebniszentrum Nebra mit der Himmelsscheibe.

Für die Verantwortung sensibilisieren
„Ziel der diesjährigen RKW einschließlich der Kinderwallfahrt war es, die Kinder aus dem Glauben heraus für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Erde zu sensibilisieren, weil sie eine Gabe Gottes ist“, so Marcinkowski. „Die Kinder sollen lernen, die Dinge zu hinterfragen, und dieses oder jenes bewusst so oder so zu handhaben. Und sie sollen verstehen, dass sie aus dem Glauben heraus Möglichkeiten zum eigenen Handeln haben.“
Erstmals am 19. Juli trugen alle RKW-Teilnehmer die gleichen T-Shirts in Hellblau und mit Logo: eine Erdkugel und um diese die schwarze Schrift: „St. Sebastian – St. Maria – Magdeburg“.

Von Eckhard Pohl